Flutschutz für den Ernstfall

Über zwölf Kilometer des Dresdner Elbufers sind bereits hochwassersicher. Fast die Hälfte des neuen beziehungsweise ausgebauten Flutschutzes erstreckt sich entlang des Flusses im Dresdner Westen. Im August vergangenen Jahres wurde die komplette Anlage übergeben. Der Freistaat hatte rund 39 Millionen Euro dafür investiert, wobei auch EU-Fördermittel flossen. Hans-Georg Richter von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) erklärt, wie dieser Flutschutz funktioniert und was unternommen wird, damit er im Ernstfall den Dresdner Westen nicht nur vor Hochwasser, sondern auch vor ansteigendem Grundwasser bewahrt. Als stellvertretender Flussmeister ist der 54-Jährige auch für diese Flutschutzanlagen zuständig.
Das Schutzsystem: Fünf Kilometer Deiche und Mauern
Zwischen 2010 und 2018 entstand der Flutschutz für Dresdens Westen. Auf einer Länge von über fünf Kilometern wurden Deiche erhöht, neue angelegt und in Gohlis eine rund 850 Meter lange Flutschutzwand gebaut, die durchschnittlich zwei Meter hoch ist. Zudem gibt es drei kleine und zwei große Pumpwerke. Steigt die Elbe stark an, pumpen sie sowohl Grund- als auch Regenwasser in den Fluss ab, damit die Orte im Dresdner Westen nicht aus dem Untergrund überschwemmt werden. Schließlich kann es dann nicht mehr zur Elbe abfließen. Erschwert wird das im Untergrund ohnehin, da die Schutzwand auf stählernen Spundwänden steht, die den Abfluss behindern.

Ein besonderes Erfassungssystem gibt es entlang der Gohliser Hochwasserschutzwand, an deren Enden die beiden großen Pumpwerke an der Dorfstraße und am Grünen Weg stehen. In 44 Brunnen wird dort das Grundwasser erfasst. Über eine Sammelleitung fließen überschüssige Mengen oder auch Regenwasser durch einen Auslauf in die Elbe. Die beiden Gohliser Werke sind mit jeweils zwei kleinen und drei großen Pumpen ausgestattet, erklärt Richter. Die beiden knapp 14 Meter hohen Bauten reichen auch sieben Meter in die Tiefe. Dort kann sich in einem großen Betonbecken ansteigendes Grundwasser sammeln. Das neue System bietet einen Schutz vor einem hundertjährlichen Elbehochwasser wie 2002 oder 2013.
Der Ernstfall: Bei Hochwasser gehen die Schotten runter und die Pumpen an
Für den Ernstfall gibt es mehrere Stufen. Erreicht die Elbe in Dresden bei fünf Metern die Hochwasser-Alarmstufe 2, werden diese Pumpwerke aktiviert, sind Anlagenwarte rund um die Uhr vor Ort. An der normalen Abflussleitung in die Elbe gehen die Schotten runter. Gleichzeitig öffnet der Zulauf zum Pumpwerk. Bis zu 3 600 Kubikmeter Grund- oder Regenwasser können nun pro Stunde in die Elbe gepumpt werden. In dem Fall gibt es immer noch eine große Pumpe als Reserve, wenn es härter kommt.
Steigt die Elbe auf sechs Meter, eilen sechs Stadtmitarbeiter vor Ort, werden die neun Durchgänge in der Schutzwand mit mobilen Elementen doppelt verschlossen. Etwa sechs Stunden haben sie beim Probeaufbau dafür benötigt. Schwillt der Fluss weiter an, montieren sie noch mobile Aufsätze in die 54 Scharten der Schutzwand als Barriere für die Fluten.
Vorgesorgt ist auch für Stromausfälle, die es vor allem bei der Jahrhundertflut 2002 gab. Jedes Pumpwerk kann aus zwei verschiedenen Umspannwerken versorgt werden. „Fällt eins davon aus, liefert das andere Strom“, erklärt Richter. Kommt es mit einem großen Ausfall ganz hart, können Notstromaggregate eingesetzt werden, um die Pumpen weiter zu betreiben.
Die Tests: Stadtmitarbeiter bauen mobile Wände regelmäßig auf
Die mobilen Elemente für die Schutzwand liegen in einer Gohliser Lagerhalle für den Ernstfall bereit. Wenn der kommt, werden sie auf Gabelstaplern schnell vor Ort gebracht. Bereits vor der Übergabe wurden die mobilen Teile komplett an der Wand angebaut. Das soll im nächsten Monat wieder geschehen. Um in Übung zu bleiben, ist ein jährlicher Aufbau von Teilstücken und später im Fünf-Jahres-Rhythmus eine komplette Montage geplant. Für jede Pumpe ist monatlich ein fünfminütiger Probelauf angesagt. „Bisher hatte immer alles anstandslos funktioniert“, sagt Richter.
Die Wartungen: Becken werden gereinigt und Technik überprüft
Damit es bei der Technik keine böse Überraschung gibt, stehen regelmäßig Wartungsarbeiten auf dem Plan. So werden die Absperrschieber verschlossen, die Pumpen und die Elektrik überprüft und das große Sammelbecken gereinigt. Und auch die Dichtgummis der mobilen Wände werden jährlich kontrolliert, damit sie bei Hoch
