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Förster entdeckt Seidelbast im Zellwald bei Nossen

Pflanzen. Eine botanische Seltenheit in freier Natur: Im Zellwald wachsen vier Seidelbast-Sträucher.

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Von Dieter Hanke

Im Zellwald bei Nossen, in der Nähe von Ochsenteich und Pitzschebach, entdeckte Revierförster Bernhard Hildebrand unlängst eine botanische Seltenheit. Vier Seidelbast-Sträucher wachsen inmitten von Eichen, Weißbuchen und Birken. „In der freien Natur sind sie rar“, sagt der 60-Jährige. Im Gersdorfer Wald habe er vor Jahrzehnten mehrere Exemplare gesehen, im Zellwald und im Muldental aber noch nicht, so Hildebrand, der seit über 26 Jahren Revierleiter in Nossen ist. Auch in anderen Waldbereichen seines 1 200-Hektar-Gebietes, das sich zwischen Nossen, Lommatzsch, Meißen und Wilsdruff erstreckt, hat er den Seidelbast noch nie gefunden.

Die über einen Meter hohen Sträucher im Zellwald befinden sich etwa zehn Meter vom Pitzschetalweg entfernt in einer Senke. „Vermutlich sind sie etwa 15 Jahre alt“, schätzt der Forstmann. Prächtig erscheinen in diesen Tagen die rosapurpur bis karminrot gefärbten Kelchblätter der stark duftenden Blüten an den Zweigenden. „Der Seidelbast blüht von März bis April“, sagt Hildebrand. Da sich die Blätter erst nach der Blütezeit entfalten, kommt in dieser Zeit die Schönheit der Kelche besonders zur Geltung.

Nahrungsquelle für Bienen

Der Seidelbast (Daphne mezereum) ist geschützt. Während er in der freien Natur in Laub- und Mischwäldern immer seltener wird, trifft man die Zierpflanze oft in Gärten oder Parks an. Auch als Kübelpflanze ist sie geeignet. „Der Kleinstrauch ist bei vielen Leuten beliebt. Im Hochsommer trägt er intensiv rote Beeren“, sagt der Förster. Aufgrund der frühen Blütezeit stellt er eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen dar. Die Nutzung als Bienenweide hat wahrscheinlich über den Weg Zeidlerbusch (gleich Imkerstrauch) zum Namen Seidelbast geführt, denn Zeidler war einst eine gebräuchliche Bezeichnung für Imker. Doch der auffallende Frühlingsblüher hat noch eine weniger erfreuliche Eigenschaft: Er ist stark giftig. Das trifft nicht nur auf die Früchte zu, sondern auf alle Pflanzenteile. Bei Kontakt können blasige Hautausschläge entstehen. Werden Blätter, Zweige oder Beeren geschluckt, kommt es zunächst zum Erbrechen, später zu schweren Entzündungen im Magen-Darm-Trakt. Möglich sind Krämpfe, Atemstörungen und Nierenschädigungen. Als tödliche Dosis werden beim Erwachsenen zehn bis zwölf Beeren angegeben.

Für Heilzwecke verwendet

Heute wird der Seidelbast in der Homöopathie als Heilpflanze verwendet, so bei Hauterkrankungen, Neuralgien und Gürtelrose.

Mit dem Strauch war in früherer Zeit vielfach Aberglauben verbunden. So würden zum Beispiel am Pflug oder Wagen angebrachte Seidelbastzweige Hexen und sonstiges Unheil fern halten.