Von Ingo Kramer
Auf den ersten Blick haben beide nichts gemein: Eva Höppner, 43, stammt aus Thüringen, lebt aber schon lange in Sachsen. Rolf-Jürgen Tunger, 73, stammt aus Sachsen, lebt aber schon lange in Thüringen. Eva hat noch nie ein Folklorum verpasst, Rolf-Jürgen ist zum ersten Mal dabei.
Eines aber verbindet die beiden auf der Kulturinsel Einsiedel bei Zentendorf: Sie tragen Tracht. Und man könnte meinen, sie wollen die beiden Ecken der Welt zeigen, die beim 17. Folklorum im Mittelpunkt stehen: Karibik und Alpenländer. Eva will das tatsächlich: Sie arbeitet auf der Kulturinsel, hat einst den Namen „Folklorum“ erfunden und trägt das Motto zur Schau. Rolf-Jürgen hingegen hat sich nicht speziell gekleidet: „Meine thüringische Tracht trage ich auch zu Hause in Erfurt.“ Seine Kinder und Enkel sind Stammgäste beim Folklorum und haben den Opa einfach mitgebracht. „Beim Folklorum kannste alles anziehen, hat meine Schwiegertochter gesagt“, erzählt er.
Was gefällt, das geht auch
Die beiden sind zwei von mindestens 15000 Gästen, die von Freitag bis gestern drei schöne Tage zwischen Musik, Tanz, Märchen, Baumhäusern und einem bunten Basar verbrachten. „Wir haben die Rekordbesucherzahl vom Vorjahr wieder erreicht, aber ob es diesmal sogar noch mehr als 15000 Leute sind, steht noch nicht fest“, so die zufriedene Insel-Mitarbeiterin Marika Vetter gestern Nachmittag. Die Alpenländer und die Karibik fanden sich auf allen neun Bühnen wieder. Allerdings gilt in Einsiedel generell: Was gefällt, das geht. Und so gab es auch viel, was sich weder hier noch dort einordnen lässt.
Bestes Beispiel: Eric Fish. Nachdem die redefreudige Ansagerin Anne endlich unter dem tosenden Applaus des Publikums die Bühne für den Subway-to-Sally-Frontmann freigemacht hatte, erlebten die Gäste einen der großen Höhepunkte der drei Tage. Mit „Popstars müssen sich bräunen“, einer Parodie auf den beim typischen Folklorum-Besucher entweder verpönten oder gänzlich unbekannten Pro-7-Quotengaranten, hatte er das Publikum sofort auf seiner Seite.
Anderswo standen Karibik und Alpenländer tatsächlich im Fokus. Und die 15 Herren der Schwuhplattler, der ersten schwulen Schuhplattlergruppe der Welt, liefen auch in ihrer Tracht über das Gelände, wenn sie nicht auftraten.