Von Franz Herz
Rund 7 000 Kilometer entfernt in Sibirien installieren in diesen Tagen die Mitarbeiter einer Gießerei zwei neue Formanlagen aus Schmiedeberg. Andreas Scheinert, Rudolf Klemm und Jochen Marquardt, Mitarbeiter der Formtec Gießereianlagen GmbH, hatten diese vor dem Abtransport noch auf Herz und Nieren geprüft und genau eingestellt.
„Das sind zwei große Wendeformmaschinen komplett mit einer neuen Siemens-Steuerung. Wir haben mit diesem Auftrag an eine alte Kundenbeziehung wieder angeknüpft“, erzählt Geschäftsführer Hans-Heiko Franz. Der Auftrag bringt rund 100 000 Euro. Eine andere große Lieferung von Baugruppen für rund 300 000 Euro ist im März nach Ägypten verschifft worden. „Wir hatten noch nie so eine gute Auftragslage wie in den ersten Monaten dieses Jahres. Das wird auch noch im Mai und Juni so weiter gehen. Da laufen Aufträge für Formmaschinen und Baugruppen, die nach Deutschland, Russland und Tschechien gehen“, sagt Franz.
Ziel des Unternehmens ist, in den nächsten Monaten wieder neue Mitarbeiter einzustellen. Formtec sucht Metallfacharbeiter, die konventionelle Maschinen bedienen können. In Zusammenarbeit mit dem Eigentümer Nord-Metall soll auch die Ausbildung wieder starten in den Berufen Mechatroniker und Zerspaner.
Ein Sorgenkind sind die Gebäude. Wer auf der B 170 durch Schmiedeberg fährt, sieht die Firma gar nicht. Die alten Gebäude zur Straße hin unterstehen dem Insolvenzverwalter. Formtec selbst hat die große Halle dahinter bisher gepachtet sowie die angrenzenden Gebäude nach Süden zur Bundesstraße hin. Die Firma besitzt eine Kaufoption dafür. „Vor kurzem fand eine Beratung statt mit der Gemeinde, dem Verwalter, Nordmetall und uns. Dort sprachen wir darüber, wie die Immobilie weiter entwickelt werden kann“, sagt Franz. Für einen Teil davon sieht er derzeit nur die Möglichkeit, sie abzureißen. Den anderen Teil will Formtec neu gestalten.
Das Schmiedeberger Unternehmen arbeitet eng mit dem Press- und Schmiedewerk in Brand-Erbisdorf zusammen, welches ebenfalls zur Nord-Metallgruppe gehört. Mechanische und Schweißarbeiten übernehmen in diesem Verbund die Schmiedeberger.
Die Formtec hat schwere Zeiten hinter sich. Sie war nach der Wende von einer Aalener Firma übernommen worden, die aber nie groß in Schmiedeberg investierte. Letztlich ging das Unternehmen 1999 in die Insolvenz. Der Verwalter führte es bis 2003, als die Nord-Metall in Schmiedeberg einstieg.
Eigentlich suchten die Norddeutschen einen Fertigungsbetrieb, der für sie Arbeiten übernimmt. Sie erkannten aber bald, dass bei der Formtec Spezialwissen liegt, mit dem sich mehr anfangen lässt. Darauf ruhen nun die Hoffnungen der 23 Mitarbeiter in Schmiedeberg. Außerdem knüpft die Firma wieder an alte Beziehungen an. In vielen Gießereien in der Welt stehen Anlagen aus Schmiedeberg, die auch mal ersetzt werden müssen.