Von Bettina Klemm
Vielleicht werden in Dresden einmal nachwachsende Knochen und Medikamente entwickelt, die bisher unheilbaren Erbkrankheiten ihre Schrecken nehmen? Das Bio-Innovationszentrum (Bioz) soll dafür die Grundlagen schaffen. Gestern wurde Richtfest gefeiert.
Im Oktober soll das Innovationszentrum bereits bezugsfertig sein“, sagt Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).
Binnen weniger Wochen wuchs am Tatzberg in Johannstadt ein großer Gebäudekomplex in die Höhe. Die Entwürfe stammen vom Architekten Gunter Henn, der auch die Pläne für die VW-Fabrik am Straßburger Platz geschaffen hat. Zum Baubeginn im Herbst 2001 stand hier noch ein altes Heizhaus, das einst die Uni-Klinik mit Wärme versorgte. Der Grundstein wurde im Juni vergangenen Jahres bei strahlendem Sonnenschein versenkt. Die Sonne spiegelte sich auch gestern in den Pfützen im Innenhof. Doch die zahlreichen Zuschauer hüllten sich lieber tief in ihre Mäntel und Jacken, als die Richtkrone über den Turm gezogen wurde.
Das Bio-Innovationszentrum hat gleich zwei Bauherren: Den größten Teil nutzt das Technologiezentrum Dresden. „Wir bieten jungen, innovativen Firmen der Biotechnologie gute Startbedingungen“, sagte Geschäftsführer Bertram Dressel.
Mit fünf Firmen habe er bereits Vorverträge geschlossen. Bleiben alle bei der Stange, dann ist schon die Hälfte des wirtschaftlichen Teils vermietet. Gehen die Pläne auf, werden die Firmen im ersten Bauabschnitt etwas 700 Arbeitsplätze schaffen. Dressel: „Ich hoffe, dass wir im Sommer 2004 schon über den Beginn des geplanten zweiten Bauabschnittes reden.“ Der Freistaat fördert den Bau der Bio-Innovationszentren in Dresden und Leipzig. „Wir werden eng zusammenarbeiten“, sagte gestern Anette Ehlers, Geschäftsführerin des Leipziger Zentrums. So bereiten beide gemeinsam den Auftritt auf der Bio-Fachmesse im Sommer in den USA vor.
Ein weiterer Bauherr ist der Freistaat. „Wir richten sechs neue Lehrstühle für die Biotechnologie ein“, sagte TU-Rektor Joachim Mehlhorn. Vier Professoren seien schon berufen worden. Insgesamt entstehen in dem TU-Bereich 78 Mitarbeiterplätze in Labors und Büros und 60 Plätze für Studenten in Praktikums- und Seminarräumen. Von den 38 Millionen Euro Kosten für das Bioz entfallen 12,7 Millionen auf den TU-Forschungsteil.
Neben der Mikroelektronik soll die Biotechnologie in Dresden zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor werden. Das Bioz wird dabei eine tragende Rolle im Zusammenspiel mit dem Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, der TU Dresden und dem Max-Bergmann-Zentrum für Biomaterialien einnehmen.
Bertram Dressel muss seinen Anteil an den Baukosten zu knapp der Hälfte über Kredite finanzieren. So verzichtet er auf zusätzliche Extras, wie eine ursprünglich geplante Wasserfläche im Innenhof. Dafür gibt es „Kommunikationszonen“, das sind schlichte Sitzecken zwischen großzügigen Grünanlagen.
So will Dressel die geplanten Baukosten von 25 Millionen Euro drücken, um jungen Firmen günstigere Mieten anbieten zu können. Auch die Turmhöhe wurde um vier auf 24 Meter verringert. Damit ist er neben den Bürogebäuden kaum noch als Turm zu erkennen.
Doch diese Einsparung geht nicht auf Dressels Kappe, sondern war der ausdrückliche Wunsch der Dresdner Stadtplaner. Das Bio-Innovationszentrum soll nicht aus der Bebauung im Umfeld herausragen. S.4/Wirtschaft