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Forsthaus Großerkmannsdorf seit drei Generationen in Familienbesitz

Seit 2006 betreiben Waltraud und Mike Zimmer das Lokal. Hier geht es auch sportlich zu.

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Von Bernd Goldammer

Eberhard Zimmer war zu DDR-Zeiten ein gefragter Mann. Seinen Kochkünsten verdankte er, dass er alljährlich zur Leipziger Messer delegiert wurde. „Das war zwar harte Arbeit, aber man war an einem exponierten Arbeitsplatz. Darum wurde man zu DDR-Zeiten oft beneidet,“ erinnert sich seine Witwe Waltraud Zimmer. Sie weiß genau wovon sie redet. „Ich war damals Köchin in Weimar und wurde auch zur Leipziger Messe geschickt. Beruflich war die Delegierung eine besondere Anerkennung. Außerdem es gab mehr Geld und irgendwie konnte man hier auch mal den Puls der Welt hinter dem Eisernen Vorhang erfühlen. Doch zunächst ging ihr eigener Puls nach oben. Ein sächsischer Küchenmeister hatte es ihr angetan. „Es hat sofort gefunkt. Beiderseitig!“ sagt sie. Ihre Augen bekommen dabei immer noch einen ganz besonderen Glanz. Eberhard und sie hatten die gleichen Interessen und Lebensvorstellungen. Bald verlobten sie sich. Dann aber kam die Armeezeit. Urlaub und Ausgang gab es selten. Monatelang lebte ihre Liebe nur vom Briefwechsel. Irgendwann platzte Waltraud der Kragen. „Ich habe ihm seinen Ring zurückgeschickt. Das kostete mich viele Tränen. Doch ein paar Tage später wurde er plötzlich in meine Nähe nach Thüringen versetzt. Das rettete unsere Liebe,“ stellt sie heute fest. Sein Verlobungsring kam wieder an ihren Finger. Jetzt wurden Zukunftspläne geschmiedet.

Und dabei kamen die Beiden auch auf Großerkmannsdorf zu sprechen. Hier besaß die Familie Zimmer eine Privatgaststätte mit langer Tradition. Großvater Max Lehnert hatte sie im Jahre 1906 gekauft. Sie befand sich damals übrigens noch am Waldesrand. Deshalb wurde sie „Wirtshaus zum Forsthaus“ genannt. Als Max Lehnert gestorben war, übernahmen es seine beiden Töchter. Zu DDR-Zeiten mussten sie dann Kommissionshändler des Konsums werden, um privat bleiben zu können und trotzdem Ware geliefert zu bekommen. Als die beiden fleißigen Damen immer betagter wurden, übernahm Eberhard Zimmer das Haus. Schließlich hatte er mit seiner Waltraud eine Frau die auch vom Fach war. Lange Jahre waren sie glücklich in ihrem Familienbetrieb.

Das Forsthaus liegt nämlich unmittelbar an der Straße nach Dresden. Hier kehrten die Reisenden ein. Eberhard Zimmers Dresdner Publikum, das er sich als Küchenmeister in vielen renommierten Gaststätten erarbeitet hatte, besuchte ihn ebenfalls gern. Hier wurden Familienfeiern und Brigadefeste gefeiert. Besonders beliebt war die Kegelbahn im Hause. Mit der erfüllte sich Max Lehnert einst einen ureigenen Wunsch. Er soll nämlich begeisterter Kegler gewesen sein. Dies erwies sich auch als tragende Geschäftsidee. Kaiserreich, Weimarer Zeit, Faschismus, Sozialismus und Nachwendedemokratie, egal wer regierte, die Keglertradition blieb dem Forsthaus bis heute erhalten. An die zehn Vereine und Freundeskreise kommen heute noch wöchentlich, um ihr Hobby auf der inzwischen modernisierten Bahn zu pflegen und sich anschließend gastronomisch verwöhnen zu lassen. „Leider ging es meinem Mann ab 2005 nicht mehr so gut. Wir glaubten und hofften, doch es half nichts! Im Jahre 2007 starb er. Aber er hatte alles geregelt. Ich übernahm die Gaststätte und weil das allein nicht zu schaffen ist, stieg auch mein Sohn Mike mit ein.“ So blieb dem Radeberger Land das Forsthaus in Großerkmannsdorf erhalten. Und alle, die jetzt neugierig geworden sind, sollten es sich hier demnächst gemütlich machen.