Von Ulrike Körber
Neun Fotografen, neun Sichten auf Natur und Menschen – die Ausstellung des Fotoklubs Meißen zeigt in den Elblandkliniken das gesamte Spektrum, womit sich die Mitglieder im letzten Jahr beschäftigt haben. Von sensiblen Porträtaufnahmen über Urlaubseindrücke bis hin zu vergrößerten Pflanzendetails ist alles dabei. Es ist ein Farbenrausch, der sich im Foyer der Klinik bietet, eine Augenweide für Fotofans. 35 Rahmen mit 70 unterschiedlichen Motiven sind ausgestellt.
Gründungsvater ist noch dabei
Zusammengestellt wurde die Schau anlässlich des 55-jährigen Bestehens des Fotoklubs. „Wir haben bewusst auf eine Retrospektive verzichtet und nur neueste Werke ausgewählt“, sagt Gerhard Schlechte, der Sprecher und Organisator des Klubs. „Als wir einmal Arbeiten aus den letzten 50 Jahren zeigten, ist das gar nicht gut angekommen beim Publikum“, sagt er.
Beliebter als die historischen Motive seien Spielereien, wie sie Schlechte mit seinem Bild „Schräg eingefüllt“ zeigt, oder Aktaufnahmen und farbige Tierbilder, wie die von dem Meißner Lehrer Karsten Tannert. Er rückte ganz nah mit dem Objektiv an eine grellgelbe Viper heran, die sich durchs Unterholz schlängelt.
Vielfalt zeigen, ist die Devise des Klubs – auch auf der Jubiläumsausstellung. „Auf das 55-jährige Bestehen sind wir besonders stolz, weil wenige Vereine so lange durchgehalten haben“, sagt Schlechte. Viele andere Klubs seien nach der Wende durch Mitgliederschwund eingegangen.
Auch die Meißner zählten einmal mehr Aktive. Etwa 16 waren es zu DDR-Zeiten. In den 90er Jahren nahmen nur noch sechs Hobbyfotografen an den wöchentlichen Treffen teil. „Der harte Kern der Truppe hat den Klub aufrechterhalten. An Aufgeben haben wir nie gedacht“, sagt Schlechte.
Zum harten Kern gehört unter anderem der 84-jährige Willi Lasch. Er hat den Klub 1949 mit aus der Taufe gehoben. In einem Fotogeschäft auf der Burgstraße fing alles an. Damals stand die Schwarz-Weiß-Fotografie im Vordergrund. Gemeinsam haben die Mitglieder ihre Aufnahmen in der Dunkelkammer entwickelt. Heute wird mit Spiegelreflexkameras genauso wie mit Digitalkameras gearbeitet, so dass jeder sein besonderes Lieblingsmotiv in Szene setzen kann. Das jüngste Mitglied, die 36-jährige Tina Linge, bevorzugt die dampfenden Lokomotiven und Bahnhofszenen, während Gerhard Meurers Schnappschüsse kurioser Begegnungen bevorzugt. Klubarbeit heißt für die Fotografen aber nicht nur lose Zusammenkünfte und Diskussionen über die neuesten Arbeiten. Die Mitglieder stellen sich pro Quartal ein Thema. So versuchen die Fotografen bis März sich selbst darzustellen. „Mal sehen, was dabei heraus kommt“, so Schlechte. Vielleicht sind ja Bilder dabei, die auf der nächsten Schau gezeigt werden können.
Geplant sind mindestens zwei Präsentationen im Jahr. „Ein Fotograf kann nicht nur im stillen Kämmerlein arbeiten, sondern muss das, was er macht, auch zeigen“, ist Schlechte überzeugt.
Klub sucht Nachwuchs
Am liebsten sind ihm konkrete Aufträge, wie der vor drei Jahren, als der Klub eine Dokumentation über die Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung zusammengestellt hat. Zu diesen Höhepunkten im Vereinsleben zählt Schlechte zudem die Diapräsentationen über den Meißner Dom oder über barocke Bauten in Dresden.
„Das war in den 70er Jahren“, sagt er. An solche Aufträge sei jetzt gar nicht zu denken. Die Fotografen sind froh, momentan im Berufsschulzentrum eine Heimat für ihre Donnerstags-Treffen gefunden zu haben. Ziel der Mitglieder ist es jetzt in erster Linie, den Klub zu erhalten. Der Altersdurchschnitt liegt etwa bei 50 Jahren. „Wir brauchen unbedingt jungen Nachwuchs“, so der Sprecher.