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Fotos mit dem leeren Teller

Können sie sich vorstellen, dass sie Hunger haben und vor einem leeren Teller sitzen? Früh, mittags, abends? Wer kann sich das schon vorstellen… Und doch gibt es schätzungsweise 800 Millionen Menschen auf der Welt, denen es Tag für Tag und ihr Leben lang so geht.

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Von Helga Koch

Können sie sich vorstellen, dass sie Hunger haben und vor einem leeren Teller sitzen? Früh, mittags, abends? Wer kann sich das schon vorstellen… Und doch gibt es schätzungsweise 800 Millionen Menschen auf der Welt, denen es Tag für Tag und ihr Leben lang so geht.

Der Bischofswerdaer Eine-Welt-Verein sammelt jetzt bis Ende Mai Fotos, um das Recht auf Nahrung einzufordern. „Wir wollen uns der europäischen Aktion anschließen und Bürger aus der Region bitten, sich mit einem leeren Teller in der Hand fotografieren zu lassen“, sagt Vorstandsmitglied Sigrun Nützsche. „Bürgermeister Andreas Wendler hat zugesagt, wir haben zwei Pfarrer angesprochen, und wir hoffen vor allem, dass auch möglichst viele Kunden unseres Eine-Welt-Ladens in der Dresdner Straße mitmachen.“ Auch vom Bischofswerdaer Goethe-Gymnasium wollen der Schulleiter und mehrere Lehrer und Schüler bei der Aktion mitmachen, voraussichtlich am kommenden Mittwoch, wobei möglichst viele Fotos von Lehrern und Schülern entstehen sollen.

An der deutschlandweiten Aktion beteiligen sich Mitarbeiter der Weltläden, die am 17. Mai den Europäischen Weltladentag begehen. „All die Fotos werden auf einen riesigen Teller geklebt. Der mit den Fotos gespickte Teller wird am Montag nach dem Kirchentag an politische Entscheidungsträger übergeben, wahrscheinlich an Verbraucherschutzministerin Renate Künast“, kündigt Sigrun Nützsche an.

Der Ökumenische Kirchentag findet vom 28. Mai bis 1. Juni in Berlin statt. Die Weltläden wollen das Ereignis nutzen, um ihr Anliegen groß heraus zu bringen und selbst auch ein großes Treffen, das Camp fair, zu veranstalten. Außerdem soll es einen Gemeinschaftsstand aller Fair-Handels-Akteure auf dem Messegelände am Funkturm geben.

„Auf der Welt werden ja eigentlich genug Nahrungsmittel für alle produziert“, sagt Sigrun Nützsche aus Bischofswerda. „Statistisch gesehen stehen heute weltweit pro Kopf 15 Prozent mehr Nahrung zur Verfügung als noch vor 20 Jahren. Und trotzdem hungert fast eine Milliarde Menschen. Es ist paradox, dass der zunehmende Welthandel daran nichts ändert. Die ungerechte Handelsordnung bedroht die Ernährungssicherheit in den Entwicklungsländern. Höchste Zeit für eine globale Agrarwende“, findet sie.