Von Matthias Klaus
Franz ist aufgeregt. Manchmal zittern seine Hände ein bisschen. Nur ganz selten schaut er auf. Schon hat der junge Mann wieder ein Messer in der Hand, schnippelt an Grünzeug herum, den Kopf tief über die Arbeitsplatte gebeugt. Konzentration pur. Kein Wunder, schließlich steht Franz Riedel, Koch drittes Lehrjahr am Ramada Schlosshotel Althörnitz, mitten in einem Wettbewerb. Ort des Geschehens: die Hotelfachschule Cefppa im französischen Strasbourg.
Vier Konkurrenten, darunter Lenka Šafarikova von der Hotelfachschule Turnov, muss der Hörnitzer mit seinem Seezungen-Gericht aus dem Rennen werfen. Nach Strasbourg kam er mit einer ganzen Delegation aus Zittau und Turnov, organisiert von der hiesigen Industrie- und Handelskammer (IHK). Nordböhmen und Oberlausitzer präsentieren sich am Sonnabend während des Tages der offenen Tür an der Cefppa. Von dem bekommt Franz Riedel wenig mit. Anderthalb Stunden Höchstleistung hinterm Herd, geschafft. „Ich bin zufrieden“, so seine erste Einschätzung. Und gleich darauf ein paar Selbstzweifel: „Waren die Nudeln vielleicht nicht doch etwas zu lasch?“
Aber nun ist es eh’ zu spät. Die Jury dreht ihre Runden, kostet hier ein Häppchen, nippt am Wasserglas, füllt Fragebögen aus. Mit dabei: ein bekannter französischer Fernsehkoch, der es ziemlich eilig hat. Er muss auf Sendung. Hartmut Scholz, Wirt des Kneipp-Hotels „Amselgrund“ in Beiersdorf, darf ebenfalls sein Urteil abgeben. Noch hält er sich zu Franz’ Kochkünsten bedeckt, will objektiv bleiben.
An den Ständen der IHK und der Tschechen geht es derweil hoch her. Das Interesse der Franzosen ist riesig. „Wo kommen Sie her?“, fragt eine junge Dame. „Niedersachsen? Sachsen-Anhalt?“ Zum Glück liegt eine Landkarte für Geographie-Nachhilfestunden bereit. Hartmut Paul ist von der Atmosphäre begeistert. „Das nächste Mal“, nimmt sich der Präsident der IHK Dresden vor, „nehmen wir die polnischen Kollegen auch mit.“ Und Otakar Spetlik, Direktor der Hotelfachschule Turnov, möchte am liebsten die gesamte Gesellschaft in seine Einrichtung einladen.
Die Spannung steigt: Preisverleihung. Lenka Šafarikova schafft es mit Schweinsröllchen auf Platz vier. Dann plötzlich Riesenjubel unter den zehn deutschen Lehrlingen: Franz ist Sieger! Überglücklich hält er den Pokal in die Höhe und gesteht: „Ich hatte auf den dritten Platz gehofft.“ Die Auszeichnung wolle er nutzen, um beruflich weiterzukommen. Unter den ersten Gratulanten ist Gerhard Wrobel. „Ich bin sehr zufrieden mit dieser Leistung“, sagt der Direktor des Schlosshotels Althörnitz. „Im Hotel werden sich alle sehr freuen.“
Dabei war die Entscheidung denkbar knapp. „Die Ergebnisse lagen dicht beieinander“, verrät Jury-Mitglied Hartmut Scholz. Er habe bis zuletzt nicht gewusst, wer welches Gericht gekocht hatte. Für Gudrun Laufer, IHK-Geschäftsstellenleiterin in Zittau, ist der Tag ein voller Erfolg. „Die Präsentation ist toll gelaufen. Und dann der Sieg im Wettbewerb: Manchmal ist es einfach Zeit für gute Nachrichten“, strahlt sie. Franz Riedel und seine Lehrlings-Kumpel haben inzwischen Pläne geschmiedet. „Jetzt wird erstmal gefeiert“, verkünden sie. Da ist doch noch irgendwo Bier übrig geblieben…