Von Ivette Wagner
Die Namen seiner vier Frauen hat Franz Plett nicht parat. Dafür weiß der Tierpfleger ganz genau, wann die Nasenbären im Zoo ihre neue Heimat fanden: Am 29. November 2005. „Sie kamen aus Tschechien. Ein Inspektor von uns brachte sie mit. Damals waren sie gerade mal neun Monate alt“, sagt er.
Dann macht er sich mit einem Eimer auf den Weg. Sofort stehen die Nasenbären parat. Schließlich hat Franz Plett auch die Lieblingsgerichte mitgebracht: Weintrauben, Melone, Äpfel, Möhren und hart gekochte Eier. Letztere fressen ihm die Tiere, die eigentlich in Südamerika leben, sogar aus der Hand. „Absolutes Highlight für sie sind aber Mäuse und Küken.“ Erst gibt es also das Kaffeekränzchen für die Damen, später dann die deftige Mahlzeit. Der Frauenring bleibt dabei aber unter sich.
Ausschluss der Männlichkeit
Männer haben hier absolut keine Chance. „Die Tiere sind jetzt noch nicht geschlechtsreif“, sagt Franz Plett. „Wenn aber ein Männchen später in die Gruppe kommt, paart er sich mit allen.“
Das lassen sich die Nasenbären-Frauen auch erstmal gefallen. Sind sie trächtig, vertreiben sie den armen Mann. „Es ist ganz einfach zu erklären“, so Franz Plett. „Sie brauchen ihn nicht mehr.“ Irgendwann soll es Nachwuchs geben. „Wir müssen das aber kontrollieren, sonst haben wir hier ganz viele Nasenbären“, sagt Zooinspektor Helmar Pohle. „In ihren Heimatregionen werden sie so auch oft zur Plage.“ Bis ein Mann das Quartier stürmt, amüsiert sich das Quartett eben allein. Manchmal verkriechen sie sich in ihre heimischen vier Wände, manchmal toben sie in der Außenanlage, dem so genannten Schaufenster des Zoos. Das liegt direkt am Fußweg und der Hauptstraße vor dem Zoo.
„Es ist nicht einfach, für dieses Gehege Tiere zu finden“, so Helmar Pohle. Denn die Tiere dürfen nicht zu sensibel sein, da sie den Straßenlärm unmittelbar mitbekommen und immer viele Leute ihre akrobatischen Kunststücke betrachten. „Auch als hart gesottener Tierpfleger bin ich von den Nasenbären immer wieder begeistert“, sagt Helmar Pohle. Weil sie so herrlich putzig sind, schnell, tagaktiv und wie kleine Plüschtiere aussehen. Voraussetzungen, die sie für das Zoo-Schaufenster zur perfekten Besetzung machen.
Franz Plett hat nun keine Eier mehr in seinem Eimer. Die Damen schwingen sich wieder in luftige Höhen auf. Sie beobachten, was der einzige Mann in ihrem Leben so tut. Nur eine wagt sich auf den Boden. Sie kontrolliert noch einmal das Gras. „Sie sucht sich jetzt die heruntergefallenen Stücke“, sagt der Tierpfleger. Er macht sich da schon wieder auf den Weg zu den asiatischen Zwergottern.
Kranker Bernd aus England
Die halten gerade ein ausgedehntes Mittagsschläfchen. Fast könnte man die Fellkugel übersehen. Die Mutter und ihre drei Töchter liegen eng zusammengekuschelt da. Wieder kein Mann in Sicht. „Wir hatten hier mal Bernd, der kam aus England“, sagt Franz Plett. „Der war aber sehr krank, und wir mussten ihn leider einschläfern lassen.“
Nun kommt erst ein Mann in das Gehege, wenn die Mutter nicht mehr da ist. „Das dauert aber hoffentlich noch eine Weile“, sagt Franz Plett und beobachtet seine Schützlinge. „Die Otter können schon so 17 oder 18 Jahre alt werden.“ Die Namen dieser Damen weiß er auch hier nicht. Immerhin erkennt er die Mutter. „Das sieht man am Kopf“, sagt er.