Von Melanie Ermscher
Turnschuhe an und los. Wir haben die Kegelbahn nur für eine Stunde.“ Anett Kubisch treibt die fünf Frauen und zwei Kinder zu mehr Eile an. Und das, wo doch alle gerade erst mit verschwitzten Gesichtern von ihren Drahteseln gestiegen sind. Eine einstündige Fahrradtour von Kamenz nach Biehla liegt hinter ihnen. Frauentreff ist eben nicht immer gemütliches Töpfern, Artischocken-Falttechnik oder Handarbeiten. Manchmal setzten sich die Frauen zwar auch ruhig in einem Raum des Kinder- und Jugendlandes Bernbruch zusammen. Aber: „Jetzt bei dem schönen Wetter, was sollen wir da drinne sitzen?“, fragt Anett Kubisch.
Die 38-Jährige ist stellvertretende Frauenbeauftragte der Kamenzer Stadtverwaltung und ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Kreisstadt: „Ich habe mir gedacht, für Frauen müsste es auch so was geben, wie für die Männer den Sportverein oder Stammtisch“, sagt die Erzieherin des Kindergartens Lückersdorf. Die Idee eines Frauentreffs war geboren. Seit September des vergangenen Jahres treffen sich nun acht bis zehn Frauen einmal im Monat, um gemeinsam Spaß zu haben.
Der Altersschnitt liegt zwischen 40 und 50 Jahren. Es sei denn, es kommen die Kinder mit. Anett Kubisch hat ihren vierjährigen Sohn Florian im Kinderfahrradsitz zum Kegeln mitgebracht. Begründungen von Frauen, dass sie wegen der Kinder nicht an den Treffs teilnehmen könnten, lässt sie nicht gelten: „Ich arbeite auch und bringe mein Kind mit. Wenn die Frauen kleine Kinder hätten, würde ich das ja verstehen. Aber es gibt einfach so viele Frauen, die zu Hause sitzen und nicht hinter dem Ofen hervorzulocken sind.“
Alle Frauen aus Kamenz und Umland willkommen
Als sie den Treff vor einem Jahr ins Leben rief, hatte sie mit mehr Beteiligung gerechnet, zumal nicht nur alle Frauen aus Kamenz, sondern auch aus der Umgebung, egal welchen Alters, welcher Nationalität oder Religion willkommen sind. „Deswegen sind wir auch noch kein Verein. Dafür fehlt der feste Stamm“, sagt die 38-Jährige. „Aber wir ziehen das weiter durch, auch wenn nur wenige kommen. Kritisch wird es nur, wenn wir in Bernbruch raus müssen, denn Miete können wir uns nicht leisten.“ Im Kinder- und Jugendland zahlen die Frauen für jede Raumnutzung einen Euro pro Person. Bei Ausflügen wie beispielsweise dem nach Biehla fallen nur die Nutzungskosten der Kegelbahn an, einen Mitgliedsbeitrag gibt es nicht.
„Zu Hause Kaffeekranz machen wollen wir nicht. Wir wollen möglichst viele Ecken der Gegend sehen“, erklärt Ramona Oldenburg ihr Engagement für den Frauentreff. „Ich gehe morgens zwei Stunden arbeiten, habe Haus und Garten und will trotzdem mal raus.“ Für sie sei die Gründung des Treffs ein richtiger Glücksfall gewesen: „Ich hatte damals eine Krise und habe Kontakt zu anderen gesucht“, erinnert sich die 36-Jährige. Seit dem ersten Treffen ist sie dabei und eine „starke Mittstreiterin“, wie Anett Kubisch sagt.
Doch Gleichstellung bezieht sich nicht nur auf Geschlechter, sondern auch auf Nationalitäten. „Wir hatten auch schon mal eine iranische Frau in unserem Treff. Die hat uns beispielsweise zum Frauentag etwas von ihrer Kindheit im Iran erzählt.“
In die Pilze gehen und Blumengestecke fertigen
Als eine der nächste Unternehmungen haben die Frauen einen Ausflug in die Pilze geplant: „Alleine fahren die meistens ja nicht“, glaubt Ramona Oldenburg. „Aber wir sind auch für andere Themen offen. Deshalb sind wir auch auf der Suche nach neuen Frauen. Die bringen dann neue Ideen mit.“
Wer Interesse am Frauentreff hat kann sich bei Ramona Oldenburg unter 03578/307506 oder bei Anett Kubisch unter 03578/302734 melden.