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Freies Geleit für Professor Patzelt

Sowohl Anhänger als auch Gegner des Politologen haben sich verrannt. Der Fall ist symptomatisch für diese Zeit. Ein Essay von Marcus Thielking.

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Werner J. Patzelt geht in den Ruhestand. Er hätte gerne als Seniorprofessor weitergemacht, doch den Titel will ihm die TU Dresden nicht geben. Darüber ist ein heftiger Streit entbrannt.
Werner J. Patzelt geht in den Ruhestand. Er hätte gerne als Seniorprofessor weitergemacht, doch den Titel will ihm die TU Dresden nicht geben. Darüber ist ein heftiger Streit entbrannt. © Ronald Bonß

Unter normalen Umständen wäre es überflüssig, aber in einer Zeit, in der Selbstverständlichkeiten wohl nicht mehr selbstverständlich sind, scheint eine Klarstellung vorab geboten: Es soll Menschen geben, die mit Werner J. Patzelt nicht immer einer Meinung sind, jedoch seine Stimme trotzdem schätzen. Sei es die Flüchtlingspolitik, sei es das Thema Leitkultur, sei es der Rassismus bei Pegida und AfD, sei es das programmatische Profil der CDU – in all diesen Einschätzungen kann man ganz andere Ansichten haben als der Politikwissenschaftler Patzelt, und doch dessen Argumente hörens- und erwägenswert finden. Ebenso ist es denkbar, Patzelt zu widersprechen, ohne ihn gleich zum Teufel zu wünschen. Diese Einstellung ist nicht sonderbar, sie gehört zu den Grundlagen unseres Gemeinwesens. Nicht nur der Fall Patzelt zeigt, wie flüchtig dieser Grundsatz sein kann.

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