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Freischütz amüsiert in Mini

Die volkstümlichste aller Opern erleben Besucher als Parodie, inszeniert für historisches Tischtheater.

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Von Wilrun Wagner

„Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber und Friedrich Kind erlebte zur Uraufführung einen Riesenerfolg. In einem Taumel sang das Volk das Lied vom Jungfernkranz oder pfiff den Jägerchor auf den Straßen. Für das historische Döbelner Tischtheater bearbeitete Karl H. Gündel die große Oper als Parodie.

Er ließ die beiden Schauspieler Julia Klawonn und Andreas Pannach im Dirndlkleid und in Lederhose neben der Minibühne agieren und verlegte die nach dem 30-jährigen Krieg in den böhmischen Wäldern spielende Oper in die deutschen Wälder.

Publikum spielt mit

„Wie Sie bemerken, fehlt uns das Volk. Dieses ist unverzichtbar für die Lebendigkeit der Oper. Wir haben uns entschlossen, dass Sie als Besucher diesen Part übernehmen. Immerhin haben Sie doch den Satz ,Wir sind das Volk’ noch in Erinnerung“, sagte Julia Klawonn zu Beginn. Und das klappte. Ob mit gesprochenem Wort oder dem gesungenen Jägerchor, „das Volk“, genauer die Besucher, spielten mit.

Jägerbursche Max, der nach bestandenem Probeschuss seine geliebte Agathe zur Frau bekommen soll, verfehlt jedoch im Vorfeld alle Schüsse. Jägerbursche Kaspar rät ihm, sich mit düsteren Mächten zu verbünden. Mit ihm gießt er Freikugeln unter Aufsicht des Teufels Samuel, deren siebente scheinbar die Braut trifft, aber Kaspar selbst getroffen hat. Letzten Endes wird erreicht, dass der traditionelle Probeschuss abgeschafft wird und Max ein Jahr Bewährung erhält.

Dies wird von den beiden Akteuren teilweise mit Puppen gespielt. Doch am Rand der Minibühne schlüpfen sie selbst in die verschiedenen Rollen und schaffen mit wenig Aufwand die tollsten Effekte. Die großen Arien der Oper werden mittels Tonaufnahmen hervorragender Sänger eingespielt, doch auch Julia Klawonn singt das Lied vom Ännchen „einst träumte meiner seelgen Base...“, ganz kokett, um die Braut zu erheitern. Pannach schlüpft am Ende mit Maske in die Rolle des frommen Eremiten, der alles zum Guten wendet.

Eine großartige Leistung der beiden Künstler, denn sie sind nicht nur „Puppenspieler“, sie sind auch Bühnenbildner, Requisiteure, Sänger, Schauspieler und gestalten die große Oper mit vielen lustigen Einlagen. Köstlich dabei die verschiedenen Dialekte von bayrisch über wienerisch, sächsisch bis zum Oberlausitzer Roller. Letzteres betonte Intendant Manuel Schöbel ganz besonders. Zwei Jäger treffen sich in Form von Fingerspiel und die Brautjungfern lässt Pannach an fünf Fingern tanzen. Tolle Einlagen, die das Publikum zu Lachsalven hinrissen.