Kultur-Veranstalter vor dem Aus?

Die Musikklubs dürfen zwar öffnen, doch getanzt werden darf nicht. Gäste müssen die Abstandsregeln einhalten und eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Diskotheken, Klubs und Konzertveranstalter sitzen seit fast einem halben Jahr auf dem Trockenen - sie dürfen nicht arbeiten.
Ab dem 18. Juli dürfen zwar Jahrmärkte und Volksfeste in Sachsen wieder stattfinden, Veranstalter müssen aber ein genehmigtes Hygienekonzept vorweisen. Zudem muss eine Kontaktverfolgung gewährleistet werden. Das gilt dann auch in Theatern, Kinos, Opern, Kongresszentren und bei Sportwettkämpfen mit Publikum. Bis zum 31. August dürfen maximal 1.000 Menschen bei einer Veranstaltung zusammenkommen. Diese neue Corona-Verordnung hatte das Sächsische Kabinett am 14. Juli beschlossen. Diskotheken und Klubs bleiben weiter geschlossen. Tanzen bleibt verboten.
20 Angestellte sind in Kurzarbeit
"Wie geht das weiter?", fragt Torsten Hausdorf, der Freitaler Geschäftsführer von Stageport. Seine Firma verleiht seit 2012 Veranstaltungstechnik, auch Personal für diesen Bereich, und betreut Großveranstaltungen, wie zum Beispiel Konzerte, Festivals und Weihnachtsmärkte.
"Meine restlichen 20 Angestellten sind seit März in Kurzarbeit, vorher waren es 29. Die Freien wie Studenten und Mini-Jobber musste ich sofort entlassen", sagt Hausdorf gegenüber Sächsische.de. "Zudem habe ich einen neuen Kredit bei meiner Hausbank aufnehmen müssen und die 50.000 Euro Soforthilfe-Darlehen bei der Sächsischen Aufbaubank", erklärt er die Situation.
Dabei lief das Geschäft zu Beginn des Jahres gut an, sagt er. "Im März hatten wir noch einen Auftrag für eine Live-Übertragung im Fernsehen des Senders Kika für 'Dein Song'. Wir hatten alles aufgebaut und sollten die Sendung begleiten, doch dann hieß es Stopp und wir mussten alles wieder abbauen." Seitdem seien keine Aufträge mehr rein gekommen.
"Wir hoffen jetzt, dass sich die Situation noch in diesem Jahr entspannt und wir einigermaßen normal arbeiten können", sagt Torsten Hausdorf. "Sollte dies nicht der Fall sein, halten wir nicht mehr lange durch", fügt er hinzu.
Aufträge hätte er derzeit nur wenige: "Wir helfen jetzt beim Palais-Sommer in Dresden mit, am 15. August beim Film 'Die Seilschaft Gundermann' auf der Festung Königstein und beim Weihnachtsmarkt rund um die Frauenkirche auf dem Neumarkt Dresden. Wir hoffen, dass auch die Landesbühnen Sachsen uns wieder buchen." Dies alles seien feste Termine. Alle anderen Anfragen würden immer mit dem Satz enden: "Was ist, wenn wir wegen Corona stornieren müssen?"
Auch für Familienfeste offen
Um die Durststrecke zu meistern, bietet Stageport seine Technik auch Privatpersonen zum Ausleihen an. "Wir können zum Beispiel bei Geburtstagspartys helfen und Pagodenzelte verleihen oder Tonanlagen und Scheinwerfer", sagt Hausdorf, fügt aber hinzu, dass es sich dabei um hochwertige Technik handelt, die nicht mit Baumarktpreisen vergleichbar sei.
Eigentlich plante der Unternehmer für dieses Jahr einen Umzug der gesamten Firma: "Ich wollte eine eigene Halle bauen und von dem gemieteten Gelände in Freital weggehen. Doch dieser Schritt ist jetzt zu unsicher." Die neue Halle sollte im Technologie- und Gründerzentrum F2 in Freital gebaut werden, dies sei bereits mit der Stadt abgesprochen. Dieses Vorhaben müsse nun verschoben werden.
"Jetzt warte ich erst einmal ab und hoffe, dass sich die Situation entspannt. Wir überlegen jetzt, wie wir uns 2021 tatkräftig bei der 100-Jahrfeier und dem Tag der Sachsen in Freital einbringen können", sagt der Stageport-Chef. Er befürchtet, dass viele seiner Kollegen dieses Jahr nicht überstehen werden. "Vor allem die Mitarbeiter laufen ihnen weg und suchen sich sichere und gut bezahlte neue Jobs", sagt er. "Deshalb versuche ich, meine Angestellten zu halten, und werde auch zwei Ausbildungsstellen zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik anbieten, um mit gutem Personal in die Zukunft zu starten."
Nach eigenen Aussagen des Inhabers macht Stageport jährlich einen Umsatz von knapp einer Million Euro. "In diesem Jahr liegen wir bis jetzt bei rund 200.000 Euro. Das Geld kam aber hauptsächlich im Januar und Februar rein", sagt Torsten Hausdorf. Dann kam Corona.
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