Von Matthias Weigel
Schlechte Noten in der Schule, wenig Konzentration und Kopfschmerzen – die Ursachen können im Schlaf liegen. „Insbesondere wenn Kinder dann auch noch im Schlaf schnarchen, zucken oder auffällige Bewegungen machen, ist es empfehlenswert, dem auf den Grund zu gehen“, sagt der Chefarzt der Kinderklinik in Freital, Dr. Georg Heubner. Gerade bei Kindern wachse schnell der familiäre Druck, wenn die Leistungen nicht mehr stimmen.
Das Freitaler Krankenhaus hat sein Spektrum erweitert und bietet jetzt zwei neue Methoden zur Schlafuntersuchung an. „Wir sind als regionales Krankenhaus nicht nur gefordert, dem medizinischen Bedarf in der Region nachzugehen, sondern auch insgesamt ein breites und spezialisiertes Spektrum anzubieten“, sagt Heubner. Während die Schlaf-EEG-Diagnostik vor allem für Kinder möglich ist, ist das Polysomnographie-Screening auch im Erwachsenen-Bereich im Einsatz. Für beide Altersgruppen braucht die Klinik nur ein Gerät.
Ein EKG speziell fürs Gehirn
Die Schlaf-EEG-Diagnostik funktioniert wie ein Routine-EEG. Dabei werden Hirnströme gemessen – quasi ein EKG fürs Gehirn, nur im Schlaf. An bestimmten Stellen des Kopfes werden dazu Elektroden angebracht, die Aktivitäten in bestimmten Hirnbereichen messen. „Mit der Methode können wir Auffälligkeiten der bioelektrischen Aktivität feststellen sowie Anzeichen für beispielsweise Krampfanfälle, Blutungen, Tumore, oder Sauerstoffmangel“, sagt Chefarzt Georg Heubner.
Normalerweise wird ein Routine- EEG – das zumeist der Hausarzt anordnet – in 20 Minuten ambulant gemacht. Bei der Schlaf -EEG-Untersuchung ist jedoch ein stationärer Aufenthalt für eine Nacht erforderlich. „Die Kinder schlafen hier eine Nacht und können am Folgetag gehen“, sagt Heubner.
Die umfangreiche Auswertung macht die Klinik dann anhand des erhobenen Datenmaterials. Dabei greifen die Ärzte auch auf Aufzeichnungen einer Infrarotkamera zurück, die Bewegungen und Zuckungen dokumentieren. Zwar sieht jedes EEG anders aus. Dennoch gibt es so etwas wie ein Normal-EEG, anhand dessen die Ärzte Abweichungen ermitteln können.
Hintergrund für die Schlaf-EEG-Diagnostik ist: Bestimmte Auffälligkeiten, wie spezielle Krampfanfälle, finden nur im Schlaf statt. Oder bestimmte Veränderungen sind im Schlaf deutlicher, als bei der Routine-Untersuchung. Bislang mussten die Patienten zur Schlaf-EEG-Diagnostik nach Dresden verwiesen werden. Mit dem Schlaf-EEG und weiteren Diagnosemethoden sind die Freitaler Ärzte jetzt noch besser in der Lage, anhand der Messungen Rückschlüsse auf Epilepsien, Kreislaufschwächen oder psychische bzw. psychosomatische Störungen zu ziehen – und Therapien oder Medikamente zu verschreiben.
Während es beim EEG darum geht, verschiedene neurologische Erkrankungen abzuklären, ist das Polysomnographie-Screening dazu da, Schlafstörungen auf den Grund zu gehen. „Bei Krankheitsbildern wie großen Mandeln, Schnarchen oder schlechter Konzentrationsfähigkeit muss geklärt werden, ob die Atmung nachts ordentlich funktioniert“, erklärt Heubner.
Zur Not ins Schlaflabor
Wenn Kinder schlecht schlafen oder einen unzureichenden Erholungseffekt oder Sauerstoffmangel haben, kann das das Screening feststellen. Den Kindern wird im Rahmen der Untersuchung u.a. ein Sauerstoffsensor am Finger, Gurte am Brustkorb und ein Strömungsmesser an der Nase angebracht. „Wir können feststellen, wie regelmäßig ein Patient atmet und wie die Sauerstoffversorgung im Schlaf ist“, sagt Heubner. Danach wird beispielsweise beurteilt, ob eine Überweisung zum HNO-Arzt nötig ist, gegebenenfalls die Mandeln entfernt werden müssen, eine Untersuchung im Schlaflabor – wo Freital auf die Uniklinik zurückgreift – ansteht oder anderes.
Dass Freital mit den Methoden den Nerv der Zeit trifft zeigt, dass heute Mediziner aus der Region in der Klinik zusammenkommen. Das Krankenhaus bietet eine Weiterbildung an – zum Thema Schlafmedizin im Kindesalter.