Von Jana Klameth
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Im Freitaler Rathaus wird die Story, die das Stadtoberhaupt zum Besten geben kann, wohl noch lange ihre Runden drehen: Oberbürgermeister Klaus Mättig (CDU) sitzt nämlich im norwegischen Spitzbergen fest. Aber nicht mehr lange. Gestern wurde entschieden, alle Passagiere auszufliegen. Damit ist die Kreuzfahrt vorzeitig zu Ende, Mättig früher wieder daheim als gedacht.
Schwitzpartie im
hohen Norden
Dass es Mättig und seine Frau in diesem Sommer ins Nordpolarmeer zieht, hatte SZ schon gemeldet und darüber gewitzelt, dass der schwergewichtige Politiker im Urlaub mal nicht ins Schwitzen geraten will. „Nun habe ich doch geschwitzt, und zwar aus Angst“, erzählte Mättig gestern am SZ-Telefon.
Das Kreuzfahrtschiff Mona Lisa, mit dem er unterwegs ist, lief nämlich am vergangenen Freitag auf eine Untiefe oder auf Eis – „genau sagt uns das hier keiner“, so Mättig. Es habe eine mächtige Erschütterung gegeben. Und danach ging es nicht mehr vor und nicht mehr zurück. „Die Gegend hier ist zwar herb-schön, aber nach vier Tagen wird’s nun doch langsam eintönig“, so Mättig. Seinen Urlaub hatte er sich eben doch anders vorgestellt.
Besonders verärgert ist er über die diffuse Informationspolitik an Bord: „Keiner schenkt uns hier reinen Wein ein!“ Anfangs hieß es, es sei gar nichts passiert. Dann kamen Taucher und ein Herr von der Versicherung. „Nun erklärte uns der Kapitän dass er eventuell auf Eis aufgefahren sei“, berichtet Mättig. Der Käpten ist ein Grieche, das Schiff fährt unter der Flagge der Bahamas. Mittlerweile erzählen Passagiere, dass eine Schiffsschraube abgebrochen sei.
Ob das stimmt, wollte der Reiseveranstalter, die Holiday Kreuzfahrten GmbH, gestern nicht bestätigen. Auf SZ-Anfrage erklärte ein Herr nur recht frostig, dass es mit der Mona Lisa ein Problem gebe und die Passagiere ausgeflogen würden. „Mehr sage ich nicht, weil Sie von der Zeitung sind“, war alles, was der Herr am anderen Telefon-ende erklärte. Schließlich gab es aber übers Internet doch noch eine Pressemitteilung. Demnach hatte die Mona Lisa beim Auslaufen aus dem Magdalenenfjord am Freitag, 15.46 Uhr „Grundberührung“, wobei die Außenhaut des Unterwasserschiffes und ein Propeller beschädigt wurden. Eine Gefahr für die 690 Passagiere, die über 300 Mann starke Besatzung und die Umwelt habe nicht bestanden. Es wurde jedoch entschieden, dass die Passagiere von dem norwegischen Longyaerbyen nach Hause geflogen werden. Das Schiff dagegen fährt auf direktem Weg nach Deutschland in die Werft zur Reparatur.
Für Mättig und alle anderen Urlauber bedeutet dies das vorzeitige Aus des Urlaubs, der eigentlich noch bis zum 2. August dauern sollte. Das Nordkap, den Geiranger-fjord, Bergen und einige andere Stationen kann er nur mit dem Finger auf der Landkarte besuchen. „Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie das mit dem Ausfliegen wird, immerhin sind wir ja knapp 700 Leute“, zeigte sich Mättig skeptisch. Tja, wenn einer eine Reise tut… – Fortsetzung folgt.