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Freiwilligendienst bringt junge Leute weiter

Anne Albinus studiert schon bald Kulturmanagement. Noch vor einem Jahr hätte sie sich fürs „Lehramt oder so was entschieden“, erzählt die 20-Jährige. Doch das Freiwillige Jahr (FSJ) änderte ihren Berufswunsch.

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Von Manuela Reuß

Anne Albinus studiert schon bald Kulturmanagement. Noch vor einem Jahr hätte sie sich fürs „Lehramt oder so was entschieden“, erzählt die 20-Jährige. Doch das Freiwillige Jahr (FSJ) änderte ihren Berufswunsch.

Die Großdubrauerin ist noch bis Ende August in der Kinder- und Jugendbibliothek Bautzen tätig. Das sei super abwechslungsreich gewesen, sagt sie. Vor allem auch wegen der vielen Projektarbeit, zu der zum Beispiel auch Vorträge in Schulen gehörten. „Dort hab ich entdeckt, dass ich Projektarbeit liebe.“ Deshalb wisse sie jetzt, dass Kulturmanagement genau das Richtige für sie sei.

Auch Susann Prescher hat durch das FSJ jetzt einen neuen Berufswunsch. Statt Lehrerin will sie nun Sozialpädagogin werden. „Das ist vielfältiger. Man arbeitet mit verschiedenen Altersgruppen und in ganz unterschiedlichen Einsatzgebieten“, weiß die 19-jährige Steinaerin. Das sei ihr in ihrem sozialen Jahr bewusst geworden. Die Arbeit in der Integrativen Kindertagesstätte Märchenland in Bischofswerda „ist echt schön und macht richtig viel Spaß.“

Keine vergeudete Zeit

Bei Samuel Kubisch hat sich der Berufswunsch durch das FSJ nicht geändert, sondern verfestigt. Der 20-jährige Lückersdorfer absolviert sein freiwilliges Jahr im Förderzentrum für Körperbehinderte in Hoyerswerda. Ganz bewusst habe er sich für die Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen entschieden. Samuel will später mal als Sozialpädagoge oder Erzieher arbeiten. Vorher absolviert er aber erst noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Im FSJ seien bei ihm vor allem menschliche Werte wie Geduld und Einfühlungsvermögen gewachsen. „Anfangs hab ich versucht die Behinderten mit Samthandschuhen anzufassen. Bis ich merkte, dass sie ganz normale Menschen sind. Bei ihnen läuft nur einiges anders als bei einem selber.“

Als vergeudete Zeit empfinden alle drei das Freiwillige Jahr nicht. Eher als Bereicherung. Das sei auch der Tenor bei den anderen, so Anne. Das sei jetzt im Abschlussseminar im Abenteuercamp Deutschbaselitz deutlich zu spüren gewesen. „Ich schnauze immer alle an, die sagen, dass das ein verlorenes Jahr ist“, erzählt die Großdubrauerin. „Ohne das FSJ hätte ich irgendwas studiert und wäre unzufrieden. Das wäre dann verlorene Zeit.“ Samuel und Susann nicken zustimmend. „Durch das selbstständige Arbeiten merkt man was einem liegt und was nicht und was für ein Mensch man ist“, erklärt die Steinaerin. Sie ist froh, das sie sich ausprobieren durfte. Dass sich die FSJ-ler in ihrem Einsatzjahr richtig gut entwickeln, weiß auch Andreas Mikus, Chef des Netzwerkes für Kinder- und Jugendarbeit Bischofswerda, welches rund 100 FSJ-Stellen in ganz Ostsachsen anbietet. In der ersten Seminarwoche seien sie meist noch still und schüchtern. Im Abschlussseminar hat das Netzwerkteam dann selbstbewusste souveräne junge Leute vor sich, mit denen richtig gutes Arbeiten sei. „Sie wachsen in dem Jahr unheimlich.“ Vor allem die Einsatzstellen lasse die Jugendlichen reifen.

Nachbesserung bleibt aus

Obwohl das FSJ jungen Leuten enorme Chancen bietet setzte der Freistaat den Rotstift an. Das Netzwerk bekam jetzt den Zuwendungsbescheid. Statt der im Frühjahr angekündigten Kürzung um 55 Prozent wurden die Mittel um 75 Prozent reduziert. Das stellt Träger und Einsatzstellen vor immense Probleme. Dabei habe man den Verantwortlichen die Folgen der Kürzung geschildert, erklärt der Netzwerkchef. Staatsministerin Fischer habe signalisiert, dass da sicher Nachbesserungen nötig sind. „Das Ministerium versuchte mitzuteilen, dass es schon nicht so schlimm werde“, erinnert sich Andreas Mikus. Stattdessen kam es nun schlimmer. Das Projekt FSJ will das Netzwerk nicht aufgeben. Deshalb fand jetzt eine erste Notfallplanung statt. „Hier geht es schließlich um Perspektiven für junge Leute.“