Spendenkonto für Josefine geplündert

Döbeln. Seit fast zwei Jahren unterstützen eine Menge Menschen die Familie Stuber aus Döbeln mit Spenden. Im Frühjahr 2018 hatten Janine und Ingolf Stuber eine Internetseite gestartet, um Geld für ihre behinderte Tochter Josefine einzuwerben. Rund 75.000 Euro sind bisher gespendet worden, sagte Ingolf Stuber. Gebraucht werden für die langjährige Therapie aber bis zu 250.000 Euro.
Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen. Andere nutzen das jedoch aus. Ingolf Stuber hatte bemerkt, dass vom Spendenkonto immer wieder kleinere Beträge abgingen. Mal 4,99 Euro, einmal auch 299 Euro. Per Bankeinzug sei das Geld auf Konten in Litauen und der Schweiz eingezogen worden. „Die Bank konnte es zum Glück zurückholen“, sagte er.
Die heute neunjährige Josefine hat nie Krabbeln, geschweige denn Laufen gelernt. Das Mädchen erkrankte als Baby an einer Hirnhautentzündung und ist seitdem geistig und körperlich behindert. Mit einer sogenannten Doman Therapie wollen Ingolf und Janine Stuber ihrem Kind ein etwas selbstbestimmteres Leben ermöglichen.
Bei der Doman Therapie werden bestimmte Übungen und Bewegungsabläufe ständig wiederholt, um Josefine irgendwann vielleicht das Krabbeln und im besten Falle das Laufen zu ermöglichen. Die Therapie ist aber sehr langwierig und teuer. Und sie wird nicht von der Krankenkasse übernommen.
Reise nach Dänemark
Für Josefine hat es seitdem eine Menge Benefizveranstaltungen gegeben. Der RB-Fanclub und die Döbelner Lions spendeten für das kleine Mädchen und Thomas Böttcher gab eine Sondervorstellung.
Kurz vor Weihnachten hatte auch Ralf Stephan, Chef der Ostrauer Baugesellschaft, 1.200 Euro übergeben. Das Geld hatten die Gäste beim jährlichen Weihnachtsbaumschlagen des Unternehmens gespendet. „Wir haben die Summe dann verdoppelt“, sagte Ralf Stephan.
Im Januar ist die Familie wieder nach Dänemark gefahren, wo die Stubers ihre Tochter den Experten vom Family Hope Center vorgestellt haben, die dafür aus den USA angereist waren. Die Schulbegleiterin der kleinen Josefine war mit dabei, sie kann Englisch.
In Dänemark wurde der Entwicklungsstand des Mädchens ermittelt. Josefine sei jetzt etwa auf dem Stand eines eineinhalbjährigen Kindes, sagte Mutter Janine Stuber. Im Vergleich mit den Werten vom Januar 2019 hat das Mädchen einen Monat aufgeholt.
Berichte auf Blog
Bei den Bewegungsübungen, die viermal in der Woche durchgeführt werden, helfen drei Frauen mit. Es sei sehr von der Tagesform abhängig, wie gut das Mädchen sich an den Übungen beteiligt.
„Wenn sie in einer guten körperlichen Verfassung ist, macht sie gut mit. An schlechten Tagen merkt man gar nichts“, sagte Janine Stuber. Allerdings brauchen die Übungen nach neuesten Erkenntnissen eine noch intensivere Vor- und Nachbereitung.
In einem Blog auf ihrer Internetseite josefine-stuber.de berichtet die Familie regelmäßig über Fortschritte und Rückschläge bei der Therapie. Aufgrund der Hirnschädigung leidet das Mädchen unter epileptischen Anfällen – manchmal sieben bis acht am Tag.
„Die Medikamente haben wir weiter reduziert, damit Josefine aufnahmefähiger wird“, erzählte Ingolf Stuber. Allein durch eine Umstellung der Ernährung – wenig Kohlenhydrate, keinen Zucker – habe sich die Zahl der Anfälle verringert.
Weste für 2.700 Euro
Schon im August hatten die Experten des Family Hope Center die Ursache für Josefines häufigen Krampfanfälle herausgefunden. Das Mädchen atmet zu flach und zu wenig – offenbar die Folge einer Bronchitis im Frühjahr. Dadurch wird das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Bei der jüngsten Untersuchung erfuhr die Familie, dass die Krampfanfälle auch durch Hormone begünstigt werden können.
Zu häufigen Übungen mit einem Atemreflexbeutel, mit dem das tiefe Einatmen geübt wird, kommt eine spezielle Atemweste. „Sie gibt den Rhythmus vor und drückt auf die Brust, um das Atmen zu unterstützen“, erzählte Ingolf Stuber.
Die Weste, die von einer Firma in Merseburg stammt, kostet allein rund 2.700 Euro. Die Kosten werden von der Krankenkasse nicht übernommen. (DA/fk)