Von Michael Rothe
Dresden. Sachsens Unternehmen sind wieder etwas kreditwürdiger geworden, wenngleich die Ausfallgefahr noch „erhöht“ ist. Das ist die Generalaussage einer Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zum Insolvenz- und Ausfallrisiko, die der SZ vorliegt.
In dem „Regionen-Check 2005“ beziffern die Experten das Ausfallrisiko im Freistaat mit 2,70 Prozent (siehe Grafik), was mit einer „4“ im Schulnotensystem vergleichbar ist. Der Indikator ergibt sich aus dem Verhältnis von 5 286 zahlungsunfähigen Firmen zu insgesamt 195 630 aktiven Firmen.
Damit steht der Freistaat in den neuen Ländern am besten da, er liegt aber noch immer über dem deutschen Mittel von 2,42 Prozent. Nach jüngsten Pleite-Prognosen soll der hier positive Abwärts- und Annäherungstrend aber auch 2006 anhalten. Creditreform erwartet einen Risikoindex von 2,55 (Bundesschnitt: 2,29) Prozent. Für den gesamten Osten wird aber eine leichte Verschlechterung prophezeit.
Problemzone Hoyerswerda
In Sachsen liegen Freud und Leid eng beieinander. Während die Untersuchung dem Mittleren Erzgebirgskreis ein geringes Ausfallrisiko bescheinigt, läuten in und um Hoyerswerda die Alarmglocken. „Aus regionalen Analysen allein lässt sich keine Risikoaussage ableiten“, relativiert Andreas Huber, Bereichsleiter Kreditrisiko- und Portfolioanalysen bei der Creditreform in Neuss. Jedoch seien sie wie auch Branchenerhebungen wichtiger Bestandteil der Ratingsysteme. Firmen mit ähnlicher Struktur, Größe und Umsatz würden nicht gleich bewertet, wenn sie in verschieden beurteilten Landstrichen säßen.
Von der SZ befragte Kreditinstitute räumen zwar ein, die Erhebungen von Creditreform und anderen zu nutzen, spielen regionale Aspekte aber herunter und betonen – wie Commerzbank und Deutsche Bank – eigene Vergaberichtlinien zu haben. „Wir richten uns nach der Wettbewerbssituation und dem Einzelunternehmen“, sagt Andrew Schwalb, Bereichsleiter Gewerbekunden bei der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank e. G. Arnd Paas, Direktor Unternehmenskunden bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, nennt die Analyse „wertvoll“, aber die Banker müssten tiefer gehen. Wie die Kollegen von der Konkurrenz unterstreicht er das persönliche Gespräch und die Prüfung des Einzelfalls.
„Die Studie ist ein Instrument zur Darstellung der Risikostruktur einer Region und zeigt Gefährdungspotenziale nach verschiedenen Strukturmerkmalen“, erklärt Thomas Schulz, Prokurist bei Creditreform Dresden. „Mit dem Papier kann herausgearbeitet werden, in welchen Branchen die untersuchte Region besonders insolvenzgefährdet ist und welche Rechtsformen oder Umsatzklassen mit hohem Ausfallrisiko behaftet sind“, so der Leiter für Produkte und Prozesse.
Je kleiner, desto anfälliger
Danach ist das Gastgewerbe (Risiko: 4,66 Prozent) am meisten bedroht, gefolgt von Verkehrs- und Nachrichtenübermittlung und Bauwirtschaft. Am besten stehen die Energie- und Wasserversorgung (0,24 Prozent), öffentliche Verwaltung sowie Verteidigung und Sozialversicherung da – Note „1“.
Unter den Rechtsformen sind Gewerbebetriebe mit 4 000 Pleiten am anfälligsten (3,59 Prozent), wenig besser sind Aktiengesellschaften. Am anderen, positiven Ende rangieren offene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG, 0,93 Prozent).
Bei den Umsatzklassen gilt: Je kleiner, desto anfälliger. Unter einer halben Million Euro Umsatz, und das sind fast 85 Prozent aller Unternehmen, liegt das Ausfallrisiko bei 2,75 Prozent. Den knapp 600 Großbetrieben mit 25 Millionen Euro Umsatz werden gerade mal 0,84 Prozent bescheinigt.