Von Verena Mann
Weihnachtszeit, Lichterglanz, Geschenke – Ulrike Khatir möchte davon am liebsten nichts sehen und nichts hören. Doch so ganz und gar drum herum kommt die alleinerziehende Mutter nicht. Dafür sorgen schon die sechsjährige Susi und ihre elfjährige schwester Patricia. Zusammen haben sie ein bisschen vorweihnachtliches Flair in die Dreizimmerwohnung gebracht, und zusammen werden sie am kommenden Montag auch den Weihnachtsbaum schmücken.
Üppig wird Weihnachten nicht
„Nur gut, dass einer aus Plaste da ist, der grünt alle Jahre wieder“, sagt die Mutter. Es soll witzig klingen, doch der Galgenhumor, der dahinter steckt, ist nicht zu überhören. Auch die beiden Mädchen wissen: Üppig wird es Weihnachten mit den Geschenken nicht. „Ein paar kleine Überraschungen habe ich für die Kinder“, sagt die Mutter. Darauf habe sie lange gespart. Aber die wirklich wichtigen Sachen könne sie auch Weihnachten nicht aus eigener Kraft regeln. Beide Mädchen brauchen dringend neue Betten. Während Patricia auf einem alten, recht durchgelegenen Sofa schläft, muss Susi sich in ihr Kleinkinderbett rollen. Da sich die Mädchen ohnehin ein Kinderzimmer teilen, sind ein Doppelstockbett und ein Kleiderschrank die sehnlichsten Wünsche der Familie.
Ute Hermann von der Volkssolidarität in Bischofswerda, bei der sich die alleinerziehende Mutter schon mal Rat holt, hat es mit angeschoben, dass nun, so kurz vor Weihnachten, noch ein Extra möglich wird. Aus der Stiftung „Lichtblick“ der Sächsischen Zeitung bekommt die Familie das Geld für das dringend benötigte Bett und einen ordentlichen Kleiderschrank. Mit der guten Nachricht im Rücken, ist der Mutter wieder eine Alltagslast genommen.
Auf der Suche nach Arbeit
Seit gut einem Jahr lebt die 45-Jährige mit den Töchtern allein. Nach 19 Jahren sei die Beziehung zum Lebenspartner in die Brüche gegangen, sagt sie. „Wir haben hier mit nahezu nichts angefangen. Eine Küche für zehn Euro aus dem Sozialkaufhaus. Den Kühlschrank und die Waschmaschine haben ihr Bekannte beziehungsweise die Mutter besorgt. „Aber ich muss für beide Geräte jeden Monat eine kleine Rate abzahlen“, erzählt Ulrike Khatir und öffnet bereitwillig alle Türen in ihrer Wohnung. Sie sagt: „Hier gibt es keinen Luxus. Mir ist es wichtiger, dass die Mädels sauber und ordentlich gekleidet in die Schule beziehungsweise den Kindergarten gehen und jeden Tag eine warme Mahlzeit haben.“
Gern würde Ulrike Khatir wieder arbeiten. Am liebsten in ihrem Beruf als Zerspanerin. Das hat sie bis 1992 getan, sogar eine Zusatzqualifizierung als CNC-Dreherin habe sie gemacht. Dann kamen die Kinder. Jetzt versuche sie schon lange, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. „Putzen, Seniorenbetreuung, Parkpflege – ich würde alles machen“. Bisher waren die Bemühungen erfolglos.