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Friedensbündnis mit Berührungsangst

Die Dresdner Friedensbewegung müht sich um Akzeptanz. Trotz einer langen Tradition kommen längst nicht so viele Bürger wie in Leipzig zu den Veranstaltungen. Das geschlossene Friedensbündnis kämpft mit internen Querelen.

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Von Thilo Alexe

Rund 500 Kriegsgegner sind es in den vergangenen Wochen gewesen, die sich nach dem montäglichen Gebet in der Dreikönigskirche zu einem Friedensweg in die Altstadt aufmachten. „Um Gottes Willen keinen Krieg“ steht auf dem Transparent, hinter dem sich auch am kommenden Montag wieder Dresdner, die einen Irak-Krieg ablehnen, versammeln werden.

Kirchenführer mischen sich allerdings eher recht unauffällig unter die Friedenswilligen. Und das, obwohl sich die Bischöfe verhältnismäßig eindeutig gegen den drohenden Waffengang im Nahen Osten ausgesprochen haben. Die Superintendenten sind zwar regelmäßig unter den Gebetsteilnehmern, die Andachten halten jedoch meist andere. Mangelt es der Dresdner Friedensbewegung an einer Leitfigur? Annemarie Müller vom Ökumenischen Informationszentrum, das die Friedensgebete mit organisiert, formuliert es so: „Es fehlt jemand, der für breite Bevölkerungsschichten akzeptabel ist.“

Deutlicher wird der Theologe Hanno Schmidt, der regelmäßig in der Dreikönigskirche durch den Gottesdienst führt: „Wenn Christof Ziemer noch da wäre, würden mehr mitmachen.“ Der frühere Pfarrer der Kreuzkirche, vor einigen Wochen zum Dresdner Ehrenbürger ernannt, ist aber seit Jahren auf dem Balkan und wird wohl demnächst eine Stelle in einer Riesaer Gemeinde antreten. Und eine andere charismatische Persönlichkeit, ähnlich wie Christian Führer in Leipzig, ist in der Landeshauptstadt nicht in Sicht.

Doch dies dürfte nicht das einzige Problem der Kriegsgegner sein. Ein vor kurzem geschlossenes Bündnis aus 35 Parteien, Vereinen und Instituionen hat Startschwierigkeiten. Die Kirchengemeinden, repräsentiert durch den Stadtökumenekreis, scheuen die ebenfalls darin vertretene PDS. „Ich bedaure das. Auch die Kirchen sollen mit im Boot sein“, sagt der PDS-Stadtrat Andreas Naumann. Das Parteipolitische sei bewusst hinter die gemeinsame Ablehnung eines Militärschlages gestellt worden. Pfarrer Hanno Schmidt bescheinigt den agilen Linkssozialisten zumindest ein geschicktes Verhalten bei der Organisation. „Während die einen noch überlegen, haben die schon einen Termin abgemacht.“ Andere berichten hinter vorgehaltener Hand von gegenseitigen Vertrauensmangel. Einig sind sich alle, die Querelen sollen behoben werden.