Von Peter Redlich
Die Auseinandersetzung um die Friedensburg in Radebeul nimmt immer neue Züge an. Der Besitzer Oliver Kreider ist nicht nur ein vielfacher Immobilienbesitzer, sondern offenbar auch ein umtriebiger Unternehmer. Sein jüngstes Betätigungsfeld ist die Medizindiagnostik.
Wissenschaftler haben ein Gerät entwickelt, welches Hirnströme bei Patienten misst und somit dem behandelnden Arzt die Wirksamkeit von eingesetzten Medikamenten anzeigen soll. Damit solle der Einsatz von Medizin letztlich in ihrer Wirksamkeit – vor allem bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen – von jetzt 30 Prozent auf 50 bis 90 Prozent verbessert werden. So jedenfalls heißt es auf der Internetseite der Firma, die die Geräte vertreibt – NCLogics AG.
Kreider sagt, er sei der Hauptaktionär dieser Firma. Gemeinsam mit seinen Partnern wolle er bis zu 2 000 Kliniken in Deutschland ausrüsten, wenn es funktioniert, ein Millionengeschäft.
Eingetragen ist die Aktiengesellschaft im Handelsregister beim Amtsgericht Dresden. Als Sitz ist die Adresse Obere Burgstraße 6 in Radebeul angegeben, die Friedensburg. Doch genau hier gerät Oliver Kreider wieder mit der Stadt in Konflikt. Seine Hauptfirma, die O.K. Haus- und Immobilienverwaltung GmbH mit Sitz in Hartmannsdorf bei Chemnitz habe bei der Stadt den Antrag gestellt, die neue Firma NCLogics AG in Radebeul anzumelden. Eine Niederlassung dazu sollte in Gera eingerichtet werden.
Kreider, der selbst gerne in der Friedensburg seinen offiziellen Wohnsitz einrichten möchte und das inoffiziell bereits so handhabt, ist dort eigentlich nur der „Hausmeister“. Denn nur ein solcher darf nach dem Beschluss des Stadtrates und dem bestätigten Bebauungsplan in dem imposanten Haus seine Bleibe haben. Der Beschluss besagt, dass die Friedensburg als Gaststätte genutzt werden darf, lediglich mit einer Wohnung für den Hausmeister.
Der erste Neubesitzer hatte vor der Sanierung so auch seinen Bauantrag ausgerichtet, doch kurz danach gegen die Vorschrift der Stadt, hier eine Gaststätte einzurichten, geklagt. Der wesentliche Hintergrund steht in einem Gutachten: Als Gaststätte wäre die Immobilie weit unter einer Million Euro wert, als Gebäude mit edlen Wohnungen um die drei Millionen Euro.
Inzwischen musste der erste Besitzer die Immobilie in einer Zwangsversteigerung abgeben. Oliver Kreider hat sie gekauft. Nach eigenen Angaben sei Kreider aus seinem bisherigen Wohnsitz bei Chemnitz ausgezogen, weil es dort einen großen Wasserschaden gegeben habe. Er würde gern in Radebeul wohnen und hier eben auch die neue Firma ansiedeln. „Und in Radebeul für die neue Firma auch Steuern zahlen“, betont er. Kreider enttäuscht: „Unser Antrag wurde im Rathaus zuerst zurückgewiesen, weil er unvollständig sei und schließlich nicht bearbeitet, weil für die Adresse Obere Bergstraße keine Nutzungsänderung vorliege.“ Mit Nutzungsänderung sind der B-Plan und die vorgeschriebene Gaststättennutzung gemeint.
Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) bestätigt, dass die Firmenanmeldung verwehrt wurde. Kreiders Büro sei Hilfe über die Wirtschaftsförderung Meißen angeboten worden. Er sei jederzeit mit einer Firmenniederlassung in Radebeul willkommen, aber nicht in der Friedensburg, wo der Stadtrat ausschließlich eine Gaststätte vorschreibe. Wendsche: „Dann kann ja jeder kommen und etwa im Spitzhaus eine Firma einrichten. Eine neue Bestimmung kann nur der Stadtrat beschließen.“ Noch liegt die Auseinandersetzung zwischen dem Friedensburgbesitzer und der Stadt zur Nutzung der Friedensburg beim Oberverwaltungsgericht in Bautzen. Der letzte Termin im Frühjahr war auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Die Anwälte der Stadt hatten Formfehler in den Papieren der Gegenseite gefunden. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.
Kreider sagt, auf dieser Basis könne er keine Firma in Radebeul ansiedeln. Er wolle zum Jahresende damit nach Gera gehen. Dort sei er mit offenen Armen empfangen worden. Er habe die Absicht, das ehemalige und jetzt ungenutzte Wismut-Klinikum der Stadt zu erwerben – acht Hektar Fläche, 34 000 Quadratmeter Nutzfläche in den Gebäuden.
Geras Oberbürgermeisterin Viola Hahn bestätigt Absichten und bereits intensive Gespräche mit Kreider. Sogar Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sei mit dabei gewesen. Hahn: „Wir empfangen hier jeden gern, der investieren und Arbeitsplätze schaffen will.“
Wie viel das in Geld und Arbeitsplätzen sein soll, darüber äußert sich der noch in Radebeul ansässige Hauptaktionär von NCLogics nicht.