Mit dem Vortrag „Ihr seid mir scheene Republikaner!“ eröffnete Regionalhistoriker Hans-Werner Gebauer jetzt in der Cafeteria des Ottendorfer Altenpflegeheimes die Vortragssaison des neuen Jahres, die jeden ersten Mittwoch im Monat in Ottendorf Station machen wird. Mit dem Thema unternahm der Referent einen Ausflug in Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts und ging der Frage nach, ob Friedrich August III., der 1918 seinen Königsstuhl im Dresdener Schloss räumen musste, wirklich so volksnah war, wie es die Erinnerung an ihn oft behauptet.
Diese Fragestellung konnte eindeutig bejaht werden. Die wichtigsten Entscheidungen fielen in Berlin, und die sächsische Gegenmacht hatte spätestens mit König Albert an bedeutendem politischem Gewicht verloren. Dennoch hätte der letzte sächsische König auf einige Entscheidungen Einfluss haben können, doch die große Politik „war nicht sein Ding“.
König flieht aus dem Schloss
Und so kam es wie es kommen musste, der verheerende Erste Weltkrieg hatte 750 000 Sachsen in den Krieg als Soldaten gezogen.
Die Novemberrevolution machte auch vor dem Dresdener Schloss nicht halt. In den Abendstunden des 9. November wurde Friedrich August III. aus dem Schloss gewiesen, am 13. November entsagte er dem Anspruch auf den Thron formell. Schon die oft kolportierte Legende, nach der der scheidende König gesagt haben soll „Da macht ihr eben Eueren Dreck aleene!“ ist umstritten, zeigt aber zugleich das Interesse seiner Sachsen an seinen anekdotenreichen Leben.
Aus dem vormals berühmten Heftchen „100 Anekdoten um den letzten Sachsen-König“ konnte dann der Referent einiges zum Schmunzeln und Nachdenken vorlesen bzw. erzählen. Einige seiner Äußerungen haben auch einen unmittelbaren Lokalkolorit im Radeberger Land. Sehr oft querte er zu Fuß die Dresdener Heide und kam so in Radeberg oder Langebrück zu einem Aufenthalt. Im Radeberger Bahnhofssalon erwarteten ihn bereits seine Kinder, die die servierten Hörnchen gern in den Kaffee stippen wollten. Die Erzieher der Kinder wiesen auf die Unerhörtheit dieses Verlangens hin und wollten dem eintretenden König gerade den Vorgang erklären, als dieser die Initiative ergriff und lauthals verkündigte „Heute wird mal richtig getitscht!“ Oft war er auch Gast in Langebrücks „Hotel zur Post“, das extra ein Königszimmer unterhielt. Bei einem Besuch mit seinen Kindern wurde Heidelbeerkuchen gereicht, wobei ein Prinz das Tischtuch beschmierte. Dies führte zur königlichen Bemerkung: „Mit euch Schweinigeln kann man in kein anständiges Lokal gehen“. Am 12. Januar 1908 besuchte er nach einer Schlittenpartie die Langebrücker „Post“ zum Kaffeetrinken und traf sich mit Gemeinderäten des Ortes.
1932 verstarb der letzte Sachsenkönig, in Dresden waren über 200000 Menschen auf den Beinen, trotz Republik. (geb)