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Friseure planen Corona-Umlage

Am Montag öffnen die Salons wieder. Doch vieles ist anders als zuvor. Was Sie jetzt wissen müssen.

Von Heike Sabel
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Vor dem Frisieren kommt das Messen: Anja Neupert-Evers in einem ihrer beiden Gottleubaer Salons.
Vor dem Frisieren kommt das Messen: Anja Neupert-Evers in einem ihrer beiden Gottleubaer Salons. © Norbert Millauer

Wer einen bekommen hat, kann sich glücklich schätzen. Bei den meisten Friseuren sind die Termine für die ersten Tage und Wochen ab der Wiedereröffnung am Montag schon weg. Andere bieten noch Telefonzeiten zur Vereinbarung von Terminen an. Und das ist nicht das einzige, was künftig anders läuft als bisher. 

Desinfektionsmittel, Mundschutz etc., darum haben sich die Friseure gekümmert. Bärbel Leihs in Dürrröhrsdorf-Dittersbach hat sogar für jede Kundin einen extra Umhang genäht. Die Menge hält sich bei ihr in Grenzen. Die Rentnerin hat ihren Salon nur noch zwei Mal pro Woche geöffnet, vielleicht am Anfang mal drei - mit maximal sechs Kunden am Tag. Bärbel Leihs hat drei Räume und genug Platz, alle weit auseinanderzusetzen. 

Da sieht es in einem kleinen Pirnaer Friseursalon schon anders aus. Die Inhaberin will nicht genannt werden, aus Angst, ihr könnte der Salon geschlossen werden, wenn irgendwas nicht richtig ist. Obwohl sie ihren Salon steril wie ein Krankenhaus gemacht habe, ist viel Unsicherheit. Freude über den Neustart klingt anders. 

Politiker sollen Gas geben

Diese Unsicherheit erwächst aus zwei Vorgaben und wird hoffentlich am Donnerstag, 30. April, gelöst, sagt Anke Anton. Die Neustädter Friseurin ist Chefin der Innung im Landkreis. 1,50 Meter Abstand einzuhalten, ist für die meisten Salons kein Problem. Doch bisher gilt bundesweit bis 3. Mai auch noch: Pro 20 Quadratmeter maximal eine Kundin bzw. ein Kunde. Und das funktioniere nicht, sagt Anke Anton. In dem kleinen Salon der Pirnaer Berufskollegin heißt das, sie kann von den fünf Stühlen nur zwei besetzen. Also entsprechend weniger Kunden und auch weniger Friseusen können arbeiten. Wenn es noch weniger werden, muss ich ja wieder abbestellen, sagt sie. Nach zwei Mal Hochwasser sagt sie: "Das war gegenüber jetzt Spaß. Jetzt fühle ich mich so hilflos."

Anja Neupert-Evers, die vier Salons in Heidenau und Bad Gottleuba hat, hofft, dass die Politiker  Gas geben. Am Donnerstag soll bekannt werden, wie die Regelungen konkret ab 4. Mai aussehen. Viel Zeit zum Umsetzen ist dann nicht mehr. Doch auch das werde man packen, sagt sie und bedankt sich bei ihrem Klasse-Team. Bis das und andere wieder voll arbeiten können, wird es dauern. Fußpflege und Kosmetik sollten dann wieder an den Start. Erst danach wird damit gerechnet, dass der Friseur wieder ins Pflegeheim darf.

Was ist ab Montag beim Friseur zu beachten?

  • Was auch sonst schon angebracht war: Pünktlich sein.
  • Eigener Mundschutz wird empfohlen, auch wenn manche Salons ihn anbieten.
  • Es gibt weder Kaffee noch Zeitungen für die Kunden. 
  • Termine werden nur telefonisch vereinbart. Dafür gibt es in der Regel Zeitfenster, denn das Telefonieren muss bei weniger Friseuren organisatorisch anders geplant werden. Viele Friseure informieren auf ihren Anrufbeantwortern darüber.
  • Es sollte mit höheren Preisen gerechnet werden. Vorgaben oder Empfehlungen gibt es nicht. Jeder Salon entscheidet, wie er mit den höheren Kosten umgeht. 
  • Wie anderenorts auch wird in der Regel Kartenzahlung bevorzugt.
  • Kunden müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, um im Falle von Infektionen die Kontaktkette nachvollziehen zu können. 
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Was die künftigen Preise beim Friseur betreffen, so muss das jeder Salon für sich kalkulieren. Der Mehraufwand liegt auf der Hand. Doch es sind nicht nur die Kosten für die Hygienemaßnahmen, sondern es können in der Regel auch weniger Friseusen arbeiten. Die sogenannte Corona-Umlage könnte zwischen einem und fünf Euro pro Kunde liegen, sagt Anke Anton. Jeder Salon müsse seinen Weg finden, Vorschriften umzusetzen. Hygiene haben wir schon immer groß geschrieben, sagt Anke Anton. "Und an den Mundschutz werden wir uns gewöhnen." So sehen es viele und haben nur eine Sorge: Dass sie nicht so viele Kunden auf einmal bedienen können, wie sie gern würden.  

Gerade noch der richtige Termin

Die 9.000 Euro Soforthilfe haben Anke Anton zufolge im Landkreis viele Friseure in Anspruch genommen. Das habe gut funktioniert und manches abgefedert. Für wie viele Friseure im Landkreis die vergangenen Wochen zu viel waren und die am Ende aufgeben, sei nicht absehbar.  Die Handwerkskammer hat eine Blitzumfrage unter den Betrieben zu ihren Zukunftsaussichten gestartet. Sie läuft noch. Doch schon jetzt ist absehbar, dass es vor allem im Dienstleistungsbereich Schließungen geben wird. Bei den Erhebungen jeweils zum Quartal wird zwar nicht expliziert der Grund abgefragt, aber wenn die Zahl in den nächsten Monaten sehr stark steigt, liegt der Zusammenhang zu Corona nah. "Wir werden kämpfen", sagt Anke Anton. Aus ihrer Sicht ist der 4. Mai gerade noch der richtige Zeitpunkt, um alles wieder in die Reihe zu bringen. 

Am Ende überwiegt bei den meisten Friseuren wie Kunden trotz aller Einschränkungen die Freude. "Wir freuen uns, Sie wieder begrüßen zu können", heißt es vom Band beim Dohnaer Eigenart-Friseur. Die Stimme des Sebnitzer  Salons Azzurro verabschiedet sich freundlich mit "bis bald".  

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