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So läuft der Neustart bei den Friseuren

Ab Montag dürfen die Salons im Landkreis Bautzen wieder öffnen. Die meisten Terminbücher sind bereits voll. Zugleich sind noch viele Fragen offen.

Von Franziska Springer
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Noch herrscht Ruhe im Taubenheimer Salon von Sylvia Kretschmar. Wenn sie und die anderen Friseure am Montag wieder öffnen, dann unter besonderen Bedingungen – für Kunden und Stylisten.
Noch herrscht Ruhe im Taubenheimer Salon von Sylvia Kretschmar. Wenn sie und die anderen Friseure am Montag wieder öffnen, dann unter besonderen Bedingungen – für Kunden und Stylisten. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Weiße Ansätze, heraus gewachsene Kurzhaarschnitte, trockene Spitzen – wenn auch nicht lebensbedrohlich sind diese Konsequenzen des wochenlangen Lockdowns infolge der Corona-Pandemie für viele Menschen doch mindestens lästig. Viele Friseure im Landkreis Bautzen erwarten deshalb einen Kundenansturm, wenn sie ihre Salons am kommenden Montag nach sechs Wochen Zwangspause wieder öffnen dürfen.

Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, gelten dann strenge Sicherheitsregeln. Frisiert werden darf etwa nur mit Mund-Nase-Schutz. Das gilt für Friseur wie Kunde gleichermaßen. Der Mindestabstand von 1,50 Meter muss um jeden Arbeitsplatz herum gewahrt werden. Wartebereiche dürfen nicht genutzt werden. Schmökern in Illustrierten ist verboten. Vor dem Schnitt ist das Waschen der Haare verpflichtend.

Längere Ladenöffnung angestrebt

Rüdiger Schmitt von der Klier Hair Group, die auch Filialen in Bautzen und Kamenz betreibt, freut sich, dass die Salons – wenn auch unter strengen Auflagen – wieder öffnen können. Das sei höchste Zeit, denn: "In der Friseurbranche sind aufgrund der geringen Margen keine riesigen Liquiditätsreserven vorhanden, mit denen ein langer Lockdown durchfinanziert werden kann."

Dennoch sieht Schmitt auch Probleme auf die Läden zukommen. Die Anforderung, den Mundschutz nach jedem Kunden zu wechseln, stelle etwa eine zwar notwendige, aber logistisch aufwendige und kostenintensive Schutzmaßnahme dar. Darüber hinaus bedeuteten die Abstandsregelungen automatisch eine geringere Kundenfrequenz. Seit Wochen arbeite das Unternehmen daher an einem Konzept für die Wiedereröffnung; versuche, mit Hilfe der Mitarbeiter die Dienstzeiten zu erhöhen, um mehr Kunden bedienen zu können. 

Gleichzeitig gebe es Mitarbeiter, die wegen der Kinderbetreuung oder vorhandenen Vorerkrankungen noch nicht wieder arbeiten können. Diese, so Schmitt, blieben weiterhin in Kurzarbeit. Haarschnitte ohne Termin wird es vorerst bei Klier nicht geben. Dafür sind die Filialen, die am Montag wieder öffnen dürfen, bereits am Sonnabend telefonisch für Terminvereinbarungen zu erreichen.

Wer sich mit seinem Terminwunsch jetzt bei Sylvia Kretschmar im Friseursalon Struwwelpeter in Taubenheim meldet, braucht weiterhin Geduld. Die nächsten freien Termine hat die Inhaberin erst in etwa zwei Wochen. Bis dahin ist reserviert – für die Stammkundschaft, deren Termine Sylvia Kretschmar in den vergangenen Wochen wieder und wieder nach hinten schob. Um dem Ansturm gerecht zu werden, wollen sie und ihr Team auf den Ruhetag am Montag verzichten. Außerdem denkt Kretschmar über ein Schichtsystem nach, um die Öffnungszeiten in ihrem Salon ausdehnen zu können.

Friseurbesuche werden teurer

Das, sagt sie, müsse sich aber erst einspielen – wie so vieles. Die Einhaltung der Abstandsregeln bereitet ihr dabei weniger Sorgen: "Wir haben das Glück, dass wir viele Ausweichmöglichkeiten haben. Außerdem richten wir draußen im Hof einen Wartebereich ein. Da haben wir hier auf dem Land Glück", sagt sie.

Mehr Kopfzerbrechen bereitet ihr die Arbeit am Kunden, der Mundschutz trägt. "Haare waschen und schneiden mit Mundschutz – das geht eigentlich gar nicht", sagt sie. Im Internet hat sie eine Bastelanleitung für Wegwerf-Mundschutze gesehen, die mit doppelseitigem Klebeband ins Gesicht geklebt werden. Sie hofft, ihren Kunden diese Lösung vermitteln zu können. 

Genau wie die zwangsläufig höheren Kosten: "Gerade Männer werden ja meist trocken geschnitten", sagt sie. Das dürfen sie und ihre Kollegen in der kommenden Zeit nicht. Statt der üblichen 14 Euro pro Trocken-Schnitt zahlen Männer für den Nass-Schnitt im Salon Struwwelpeter zwei Euro mehr. "Wasser, Shampoo, das Handtuch – das muss ja alles bezahlt werden. Ich hoffe, wir werden unsere Kunden damit nicht verärgern", sagt Sylvia Kretschmar.

Wo bleibt der Datenschutz?

Annegret Fuchs, die ihren Friseursalon in Kamenz betreibt, kennt diese Ängste: "Man will ja die Kunden nicht verlieren. Auch ich habe schon Anrufe von Männern bekommen, die sich die Haare zu Hause waschen und mit nassen Haaren in den Laden kommen wollten", sagt sie. Gleichwohl begrüßt sie diese Regelung. Mit anderen Auflagen hingegen hadert sie: "Dass wir keine Zeitungen mehr auslegen und den Kunden nichts zu trinken anbieten dürfen, finde ich übertrieben", sagt sie. Auch dass sie fortan jeden Kunden, den sie bedient, in einer Liste erfassen soll, findet sie fragwürdig: "Wo bleibt da der Datenschutz?"

Fragen gibt es derzeit auch noch im Hinblick auf die neue Corona-Schutzverordnung, die am 4. Mai in Kraft treten soll. Wie Daniel Bagehorn von der Handwerkskammer Dresden erklärt, sei aktuell noch verpflichtend festgelegt, dass nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche im Betrieb zulässig ist. "Die große Frage ist, ob diese Regelung für Friseure außer Kraft gesetzt wird", sagt er.

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