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Frisörmeisterin mit Haut und Haaren

Gesichter derWirtschaft

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Das Telefon klingelt. Doch was heißt hier Telefon? Ein Stück wie aus dem Museum, mit dem Hörer auf einer geschwungenen, glänzenden Gabel. Kein seelenloses Kunststoff-Teil aus dem Supermarkt. Ein Telefon halt, das sich ins exklusive Ambiente des Salons einfügt.

Die Frau, die gerade anrief, war zuvor noch nie bei Heike Langfeld. „Neukundin“, steht deshalb im Terminkalender – mit einer zusätzlichen Viertelstunde Abstand zur nächsten Bestellung. Wer immer die Frau dann bedient, weiß: Vor Kamm und Schere kommt erst einmal eine Beratung. „Das ist bei uns das A und O“, erklärt die Chefin. „Die Kundin von heute will beraten werden.“ Heike Langfeld macht eine kurze Pause. „Und Männer übrigens auch. Viel mehr als früher.“

Galten bis vor einigen Jahren bei Frauen gekonnte Dauerwellen als Nonplusultra, wünschen sie sich jetzt Farben und Strähnen. „Die modische Kundin ist die Farbkundin“, urteilt die 40-jährige Chefin von zwölf Mitarbeiterinnen. Damit die alle immer auf dem Laufenden bleiben und die neuesten Trends können, schreibt Heike Langfeld schon auch mal ungewöhnliche Termine in den Kalender. In ihrem Salon an der Löbauer Straße in Bautzen gaben schon Weltmeister im Frisieren Unterricht. Erst unlängst sah sich die Chefin mit einer Angestellten in Salons in Paris und London um. „Um immer am Ball zu bleiben, investieren wir viel Zeit – und auch Geld.“ Viel Geld steckte die anspruchsvolle Unternehmerin auch in ihr Geschäft. Knapp eine halbe Million Mark ließ sie 1996 verbauen, als der Salon auf 110 Quadratmeter wuchs. Heike Langfeld hatte ganz konkrete Vorstellungen, wie alles aussehen sollte. Sechs Architekten traten mit ihren Konzepten unverrichteter Dinge wieder ab und bekamen graue Haare, während sich die Friseurmeisterin die ihren raufte. Zu weit lagen ihre Ideen und die Vorschläge der Raumgestalter auseinander. Erst ein Spezialist von Welonda, einer Niederlassung der Wella AG, vermochte die Wünsche der Bautzenerin umzusetzen. Das Ergebnis verführt den Besucher ins Zeitalter des Klassizismus.

Innenarchitekten scheiterten

Der gelungene Kontrast zur antiken Einrichtung ist das junge Team – den meisten von Heike Langfelds Mitarbeiterinnen bleibt noch viel Zeit bis zur Dreißig. Derzeit lernen auch wieder drei Mädchen im Salon. Es wären nicht die ersten, die nach ihrer Lehre gleich hier blieben, sagt die Chefin, zugleich bei der Friseurinnung der Kreishandwerkerschaft Bautzen verantwortlich für die Ausbildung und in der Prüfungskommission.

Unter einen Hut bringen kann Heike Langfeld ihre langen Arbeitszeiten und die Tätigkeit in der Innung nur, weil Ehemann Heiko – er ist Steuerberater – und die beiden Kinder mitziehen. Und weil sie einen kurzen Arbeitsweg hat: Das Haus, in dem sich ihr Salon befindet, gehört Familie Langfeld.