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Frösche lassen sich zum Liebesspiel an die Tümpel tragen

Mitarbeiter von Naturschutzzentrum, Straßenmeisterei und Freiwillige sorgen dieser Tage dafür, dass Kröten und Frösche auf den Weg zu ihren Laichplätzen nicht überfahren werden.

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Von Thomas Mielke

Das Kröten-Männchen konnte gar nicht schnell genug zu den „Damen“ und zur Paarung im Teich hinter dem Jägerwäldchen in Saalendorf kommen: Steif gefroren, kaum einer Schenkel-Bewegung mächtig und mit starrem Blick saß die wechselwarme Amphibie an diesem Mittwochmorgen allein in einem weißen Eimer an der Straße. Dabei war es noch viel zu trocken und mit minus einem Grad eigentlich zu kalt für seinen langen Marsch.

Das Plaste-Gefängnis hatten Männer vom Naturschutzzentrum „Zittauer Gebirge“ (NSZ) in die Erde gegraben. Roland Kobuß und Matthias Hentschel schützen das Tierchen und seine Erdkröten-Artgenossen sowie Grasfrösche, Teich-, Kamm- und Bergmolche und Knoblauchkröten vor Autos, die sie auf dem Weg zum „Liebesnest“ überfahren könnten.

Damit die Frösche in die Eimer und nicht auf die Straßen hüpfen, haben sie und andere in den letzten Wochen an vielen Stellen im Altkreis grüne Froschfangzäune aufgestellt, das NSZ laut Geschäftsführer Hans-Gert Herberg allein auf reichlich vier Kilometern. Ausdemmit kuschligen Blättern ausstaffierten Eimer werden sie herausgenommen und über die Betonpisten getragen. Auf der anderen Straßenseite können sie weiterhüpfen.

Ihre Massenwanderung setzt in der Regel ein, wenn die Temperatur um die acht Grad liegt und es nieselt, sagt Fachmann Roland Kobuß. Innerhalb von drei, vier Tagen machen sich dann alle Weibchen und Männchen auf geradem Weg zu den Laichgewässern. Allein am vorvergangenen Wochenende waren es an den Schlegeler Teichen 1200 in einer Nacht. Manche haben schon unterwegs ihren Spaß: Einige Männchen bespringen die Weibchen und lassen sich tragen. Während der Wartezeit in den Eimern kommt es gar zu regelrechten Orgien. „Wir mussten schon ,Dreierpacks’ oder noch mehr auf einmal über die Straße tragen“, sagt Kobuß.

Der Nachwuchs wird übrigens auf seiner Rückwanderung im Juli nicht geschützt. Mit bis zu 1000 Fröschlein pro glubschäugiger Mama sind es zu viele. Außerdem hüpfen sie aufgrund der Wärme viel schneller über die Straße als ihre Eltern im März und April.