Bautzen. Gerade einmal 16 Prozent aller mittelständischen Unternehmen in Deutschland rechnen in diesem Jahr mit steigenden Umsätzen. Vor zwölf Monaten wagte noch jede dritte Firma diese Prognose, ermittelte die Wirtschafts-Auskunftei Creditreform. Entsprechend gering ist die Investitionsbereitschaft: Nur 32 Prozent aller Mittelständler wollen in diesem Jahr Geld für neue Anlagen oder Gebäude ausgeben.
Zwei Unternehmen aus dem Dreiländereck bei Zittau gehören zu diesen Ausnahmen. Beide Werke liegen direkt nebeneinander und feiern heute gemeinsam Eröffnung. Die Techno-Coat Oberflächentechnik GmbH ist bereits seit 1996 in Zittau ansässig. Damals startete Geschäftsführer Burkhard Scholz mit sechs Mitarbeitern, heute sind es 24. Uhren, Schreibgeräte, Brillengestelle, Sanitärarmaturen und mehr bekommen bei Techno-Coat einen Überzug. Für die Veredlung der Oberflächen verwendet die Firma moderne Technologien, etwa das PVD-Verfahren, bei dem das Beschichtungsmaterial verdampft wird. Der Umsatz soll sich bis 2004 auf drei Millionen Euro verdoppeln, auch die Zahl der Mitarbeiter.
Weil der Betrieb im Zittauer Gewerbegebiet Weinau aus den Nähten platzt, eröffnet Techno-Coat im benachbarten Oberseifersdorf heute eine neue Halle, in die das Unternehmen zwei Millionen Euro investierte. Unmittelbar daneben startet heute die Cloyes Europe GmbH auch offiziell. Im November 2002 war erster Spatenstich für die 4 000 Quadratmeter große Halle, seit April läuft die Produktion. Die Tochterfirma amerikanischer und japanischer Eltern fertigt Teile für Auto-Motoren. Geschäftsführer David Schaefer, der mit seiner Familie aus den USA ins Dreiländereck übersiedelte, kündigt Wachstum an: Die Zahl der Mitarbeiter soll von derzeit 26 bis Ende 2005 auf 65 steigen.
Löblein und Nickel-Türen kämpfen mit Problemen
Nicht ums Wachsen, sondern ums Überleben geht es für sechs Gesellschaften des Fleisch- und Wurstproduzenten Löblein, der vor allem in den Ost-Bundesländern aktiv ist. Rund 800 Mitarbeiter erhielten ein Schreiben des Dresdener Rechtsanwaltes Dirk Wittkowski, in dem dieser von nicht verlängerten Krediten für die betroffenen Löblein-Firmen berichtet und sich als Insolvenzverwalter vorstellt. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, statt Lohn von der Firma erhalten die Mitarbeiter jetzt Insolvenzgeld vom Arbeitsamt. Wittkowski sieht die Situation als Chance: Die „neuen Ausgangspositionen“ würden die „seit einiger Zeit laufenden Verkaufsverhandlungen“ für die Werke erleichtern. Im Regierungsbezirk Dresden sind die Löblein-Werke Dresdner Land GmbH bei Großenhain und die Ostsächsische Fleischwaren GmbH & Co. KG Bautzen betroffen.
Schlechte Kunde gibt es auch aus dem äußersten Nordosten des Freistaates: Das Türenwerk des Weißwasseraner Unternehmers Ernst Nickel, untergebracht in einer ehemaligen Werkhalle des Kraftwerkes Boxberg, befindet sich in Insolvenz. In Schwierigkeiten geriet das Unternehmen, als ein Zulieferer Anlagen nicht zu den zugesagten technischen Bedingungen übergab. Zusätzliche Kosten waren die Folge. Der vorläufige Insolvenzverwalter Albert Wolff in Dresden sieht dennoch gute Chancen, den Betrieb in Boxberg weiterzuführen. Die 60 Mitarbeiter würden ein „ausgezeichnetes Produkt“ herstellen, für das es auf dem Markt Nachfrage gebe. (ddp/SZ/tbe/ris/wn)