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Frohes Fest fürs Konto?

In den meisten Branchen erhalten die Arbeitnehmer in diesem Monat ein Weihnachtsgeld. Auch Mitarbeiter in den Unternehmen in Großenhain und Umgebung können sich darüber freuen. Doch: eben nicht alle....

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Von Catharina Karlshaus

In den meisten Branchen erhalten die Arbeitnehmer in diesem Monat ein Weihnachtsgeld. Auch Mitarbeiter in den Unternehmen in Großenhain und Umgebung können sich darüber freuen. Doch: eben nicht alle.

Im rheinischen Oggersheim wird die Bescherung auch in diesem Jahr gewiss wieder etwas großzügiger ausfallen. Immerhin: Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl steht laut Vorschrift des „Sonderzuwendungsgesetzes“ noch immer ein Weihnachtsgeld von rund 11 074 Euro zu.

Dass sich hiesige Arbeitnehmer über so viel Üppigkeit auf ihrem Konto freuen können, darf bezweifelt werden. Einige der von SZ befragten Firmenchefs verraten jedenfalls, dass sie gar kein Weihnachtsgeld zahlen können. Allerdings: Mit Namen genannt werden möchten sie nicht. „Dass müssen sie mir hoch und heilig versprechen“, so eine Gaststätten-Inhaberin.

Woher rührt so viel Bedürfnis nach Verschwiegenheit? „Wenn ich jetzt sage, ich zahle den Mitarbeitern ein Weihnachtsgeld, denken die Leute, der hat zu viel Geld. Gebe ich zu, dass ich nichts auf den Lohn drauf packe, gelte ich als geizig“, versucht sich einer der Unternehmer zu rechtfertigen.

Freimütiger äußert sich da Bernhard Hahn. Der Geschäftsführer der Schreinerei Hahn & Söhne bekennt ehrlich: „Ich kann meinen 22 Mitarbeitern seit zwei Jahren kein Weihnachtsgeld mehr zahlen!“. Verantwortlich dafür sei die dramatische wirtschaftliche Situation und Preise im Baugewerbe, die sich mittlerweile im Keller befänden. „Die Problematik reicht weit über das Weihnachtsfest hinaus. Denn bei dem, was alles im kommenden Jahr an Kosten auf uns zu kommt, stellt sich die Frage, wie lange die Betriebe den Druck noch aushalten können“, so Hahn.

Glücklicher dran sind da die 75 Beschäftigten des Bauunternehmens Morgenroth GmbH. Wie Geschäftsführer Wolfgang Kretzer versichert, bekommen sie mit dem Novemberlohn auch Weihnachtsgeld überwiesen. „Zu DDR-Zeiten haben wir ihnen eine Jahresendprämie gezahlt und seit der Wende bekommen sie ebenfalls eine zusätzliche Zahlung“, so Kretzer. Wie viel dieses „zusätzlich“ ist, will Kretzer nicht verraten. Aber er betont: „Auch wenn es uns von mal zu mal schwerer fällt, das Geld zu zahlen, wollen wir es gern tun.“ Schließlich arbeiteten die Hochbauer, Dachdecker und Maler das ganze Jahr über sehr hart. „Da ist dieses Dankeschön angemessen“, so Kretzer.

Eine Auffassung, die auch den zwölf Mitarbeitern des KIA-Autohauses von Jürgen Weigel eine vollere Lohntüte beschert. „Wir haben das schon immer so gemacht und unsere Leute haben sich das redlich verdient“, sagt die Chefin des Hauses.

Nach Fleiß allein geht es im öffentlichen Dienst nicht. Die Mitarbeiter im Landratsamt Riesa-Großenhain etwa haben gewissermaßen eine automatische Überweisung von mehr Geld sicher. Denn: Der Tarifbeschluss aus dem Jahre 1994 beschert ihnen 64 Prozent vom Bruttoverdienst des Monats September. Etwas, dass jedoch nicht garantiert ist. „Die Tarifpartner im öffentlichen Dienst verhandeln gerade über Kürzungen. Wie das ausgeht, weiß keiner“, sagt Pressesprecherin Kerstin Thöns .

An einen Tarifvertrag gebunden sind auch Betriebe des sächsischen Friseurhandwerks. „In diesem Vertrag ist eine Mindestbetrag festgelegt, der als Weihnachtsgeld gezahlt werden muss“, erklärt Marina Koziolek, Geschäftsführerin der Coiffeur Elegant Großenhain GmbH. Leider bliebe davon wegen der gesetzlich festgelegten Versteuerung nur wenig übrig.