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„Früher saßen bei uns nur Linke, heute auch Rechte“

Nach dem Vorfall in der Herkuleskeule bilanzieren Tom Pauls und andere Kabarettisten aus Sachsen: Unser Publikum verändert sich.

Von Johanna Lemke & Oliver Reinhard
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Der Kabarettist und Schauspieler Tom Pauls vermisst zunehmend die Fähigkeit, Satire zu erkennen und als solche zu akzeptieren.
Der Kabarettist und Schauspieler Tom Pauls vermisst zunehmend die Fähigkeit, Satire zu erkennen und als solche zu akzeptieren. © Thomas Kretschel

Nach dem rechtsradikalen Publikums-Vorfall in der Herkuleskeule reagieren Sachsens Kabarettisten verstört und bilanzieren: Zwar habe es an anderen Bühnen bislang noch keine vergleichbaren gewalttätigen Publikumsreaktionen gegeben. Aber man könne feststellen, dass es einen Zustrom „rechter“ Gäste und mehr entsprechende Unmutsäußerungen während der Vorstellungen gebe. So sagte der Kabarettist und Schauspieler Tom Pauls: „Über Pegida-Witze hat noch vor einigen Jahren das ganze Publikum gelacht. Heute erntet man damit nur noch bei der Hälfte Zuspruch.“ Das läge auch daran, dass inzwischen verstärkt Zuschauer kämen, „die noch nie im Theater waren und alles nur 1:1 verstehen“, so Pauls. „Die intellektuelle Fähigkeit, Satire und ironische Provokationen als solche zu erkennen, scheint den Rechten überwiegend zu fehlen.“ Für den Kabarettisten, der in Pirna das Tom-Pauls-Theater betreibt, ist das „ein Zeichen zunehmender gesellschaftlicher Verdummung“.

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