Von Heiko Engel
Abfall zieht Füchse magisch an. Allein auf dem Taucherfriedhof hat Stadtjäger Werner Winde aus Techritz zwei Muttertiere mit jeweils fünf Jungen beobachtet. „Sie fressen alles, was die Stadt hergibt.“
Natürliche Nahrung huscht zwar auf dem benachbarten Michaelisfriedhof um die Gräber. Aber der Mäusefang ist zu anstrengend. „Die Füchse gehen lieber an den Unrat, das ist einfacher“, sagt Winde, der 1992 das Jagdrecht im Stadtgebiet gepachtet hat. Auf dem Taucherfriedhof fühlen sich Füchse besonders heimisch, weil dort Bautzener immer wieder verbotenerweise ihren Hausmüll abladen.
Beliebt sind nicht nur die beiden Friedhöfe. An der Friedensbrücke, im Humboldthain, am Waggonbau und nahe dem Gefängnis ist Reinecke Fuchs ebenfalls heimisch. Nicht nur der Abfall lockt. Anziehend wirken auch Futterstellen für verwilderte Hauskatzen, die tierliebe Bautzener eingerichtet haben.
Marder bevölkern vor allem den Stadtteil Gesundbrunnen. „Das Wohngebiet ist davon überhäuft, sie haben sich explosionsartig vermehrt“, sagt Winde. Autobesitzer fürchten die Nager wegen ihres Drangs, Kabel und Plastikteile anzuknabbern. Heizungsschächte könnten der Grund sein, weshalb sich Marder zwischen den Blöcken eingenistet haben. Dass es im Gesundbrunnen dagegen wenig Füchse gibt, führt Winde auf das zumeist gepflegte Wohnumfeld zurück. „Es liegt dort weniger Müll herum als anderswo in der Stadt.“
Der Waidmann ist über die Bestandsentwicklung nicht sonderlich erstaunt. Weder Marder noch Füchse hätten in Bautzen natürliche Feinde. Wie Eulen zum Beispiel. Diese nachtaktiven Vögel sind so gut wie verschwunden, weil es fast keine alten, heruntergekommenen Häuser mehr gibt, in denen sie sich einnisten können. Winde will jetzt versuchen, sie wieder in Bautzen anzusiedeln. Er hat Kästen gebaut, die an alten großen Bäumen hängen sollen.
Unter natürlichen Bedingungen wäre die Zahl der Füchse auch durch die Tollwut immer wieder dezimiert worden. Groß angelegte Impfkampagnen haben diesen Kontrollmechanismus aber außer Kraft gesetzt, so der Jäger.
Füchse könnten sich unkontrolliert vermehren, wenn Winde nicht regelmäßig auf die Pirsch ginge. Allein in diesem Jahr hat er seit April bereits 45 dieser Tiere im Stadtgebiet erlegt. Mindestens dreimal so viel schlichen noch durch Gärten und Grünanlagen, schätzt der Stadtjäger. Sie einfach sich selbst überlassen darf er die Füchse nicht. Sie könnten mit dem Fuchsbandwurm infiziert sein. „Das ist die schlimmste Gefahr.“