Von Constanze Junghanß
„Habt ihr da oben einen Hammer?“, „Sind überhaupt genug Nägel da?“ Solche und ähnliche Fragen nach Werkzeugen schwirrten am Wochenende in luftigen Gefilden über die Kulturinsel Einsiedel. Dort fand am Sonnabend der erste Baumhausbau-Wettbewerb statt. Fünf Mannschaften gingen an den Start, um auf Gestellen aus Robinienholz ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Eigentlich wollten sogar mehr Teilnehmer mitmachen“, verrät Maik Münster. Der Inselmitarbeiter erzählt, dass dafür die Platzkapazitäten jedoch nicht ausgereicht hätten.
Ein Schiff oder doch eine Burg?
Familie Zenker aus Görlitz hatte Glück. Die Eltern mit ihren beiden Söhnen Tim und Justin sägen, schrauben und hämmern nach Herzenslust. „Unsere Kinder wollten schon immer ein Baumhaus bauen. Zu Hause fehlten jedoch Zeit und Materialien“, sagt Cornelia Zenker. Wie ihr Werk letztendlich aussehen soll, blieb vorerst der Fantasie überlassen. „Vielleicht wird es wie ein Schiff oder eine Burg. Mal sehen“, überlegt die Mutti und Tim ergänzt: „Für so eine tolle Sache verzichte ich gern auch auf Computer und Fernseher.“ Der Einsatz hat sich für die Görlitzer gelohnt. Sie heimsten den dritten Platz und damit eine Übernachtung im Baumhaus-Hotel, kurz BH-Hotel genannt, ein.
Extra aus Oranienburg angereist waren die Familien Vollborn und Krüger. „Seit 1992 steht bei uns im Garten ein eigenes Baumhaus“, erzählen die Kinder. Einen Wipfelstürmer im „insulanischen“ Stil zu errichten, sei aber etwas ganz Besonderes. Schnell ist so ein riesiges Exponat nicht gebaut.
Von Sonnabend Vormittag bis in die Abendstunden wird fleißig gewerkelt. Langsam entwickeln sich ganz individuelle Stile. Eine Mutter greift gemeinsam mit ihrem Sprössling zur Baumsäge. Ein Stamm wird schräg eingekerbt. Über die so entstandene Leiter ist später der Einstieg möglich. An einem anderen Luftschloss wächst eine schräge Terrasse, beim nächsten entsteht eine Aussichtsplattform. Zollstock, Fuchsschwanz, Stemmeisen oder Kneifzange kommen zum Einsatz. Das Werkeln ist schweißtreibend, denn die Teilnehmer bauen die hölzernen Hütten auf Stelzen ausnahmslos in Handarbeit. „Alle bekamen die gleichen Vorausetzungen“, sagt Maik Münster. Sie reichten von der Auswahl der Werkzeuge bis hin zu den Robiniengestellen, für die im Vorfeld eigens Modelle von der Künstlerischen Holzgestaltung angefertigt wurden. Bespielbar sind die Exemplare nicht.
Baumhäuser sind Wahrzeichen
Vom Herstellungsort im großen Tal werden sie auf den Parkplatz transportiert. Hier können künftige Besucher die Baumhausbauten bestaunen. Gleichzeitig eröffnete im Museumsbaumhaus eine Ausstellung mit über 100 Bildern und Modellen rund um das Thema, die Kinder im Vorfeld angefertigt hatten. „Die Baumhäuser sind mittlerweile unser Wahrzeichen“, sagt Mitarbeiterin Anne Kabisch.
Den Gästen die Möglichkeit bieten, im grüngeringelten Freizeitpark selbst mit Hand anzulegen, sei Ziel der Veranstaltung. Dieses Konzept kam an. Am Wochenende machten sich mehr als 1000 Besucher ein Bild von der ungewöhnlichen Aktion, die am Sonntag mit Puppenspielereien, Musik und Preisverleihung gefeiert wurde.