Fünf Dresdner Powerfrauen parieren Corona

Dresden. Raus an die Luft, ins Grüne! Durchatmen und den Gedanken mehr Raum geben, als sie am heimischen Schreibtisch haben. Wenn Anja Gena nach Lösungen sucht, geht sie spazieren. Gerade jetzt, in dieser starren Zeit, tut ihr Bewegung gut. Dann hasten ihr Tausend Dinge durch den Kopf, und immer wieder die Frage: Wie geht es jetzt eigentlich...?
Als Unternehmerin in Dresden pflegt sie ein solides Netzwerk. Zu ihren Freunden und Bekannten gehören viele Firmeninhaber, um deren Zukunft sie sich genau so Sorgen macht, wie um ihre eigene. Aber auch im privaten Umfeld fallen ihr Menschen ein, die Hilfe brauchen, zum Teil solche, die ihr einst selbst Unterstützer waren.
Vergangenes Jahr feierte Anja Gena mit ihrer Agentur Stadtspiel (Ver-)Führung zehnten Geburtstag. Da blickte sie auf ihre solide Existenz und konnte stolz sein. So vielen Kunden hatte sie in all den Jahren zusammen mit ihrem Team tolle Erlebnisse geboten. Sich gleich nach dem Studium der Soziologie, Geografie und Pädagogik selbstständig zu machen, bedurfte Mut.
Doch Anja Gena, wusste, was sie will und was sie kann. Ihre Studienfächer finden sich in ihrem Job wieder. Wenn sie mit ganz individuellen Schnitzeljagden Dresdner und Touristen durch die eigene und durch verschiedene Städte führt, müssen alle Beteiligten gut zusammenspielen, um beim Erkunden unbekannter Orte Neues zu lernen. Das funktioniert mit liebevoll arrangierten Anleitungen zum Entdecken, allein oder in der Gruppe.

Jetzt sieht sich die 40-Jährige selbst einer großen Unbekannten ausgesetzt. "Schon Anfang März haben wir die Auswirkungen von Corona gespürt, da kamen immer weniger Touristen ins Land und auch Besucher nach Dresden", erzählt sie. Buchungen blieben aus, Stornierungen folgten. Spätestens, seit Menschengruppen nicht mehr zum Vergnügen draußen unterwegs sein dürfen, ruht ihr Geschäft. Anja Gena ist ins Homeoffice gezogen. Von dort aus kümmert sie sich um ihre Firma. Stillstand bedeutet nicht, dass nichts zu tun wäre. Mal abgesehen davon ist Abwarten nicht ihr Stil.
Was geht noch, wenn nichts mehr geht? Und mit wem? Verbindungen, die in guten Zeiten funktionieren, helfen auch in schlechten. Freundschaftliche Kontakte zu etlichen Unternehmerinnen hat Anja Gena immer gepflegt, jetzt bündeln die Macherinnen Kraft und Ideen: Marie Herrmann produziert vegane Lippenpflege von Hand, Jacqueline Hormes stellt in ihrer Manufaktur Pralinen und Schokoladen her, Elke Werner pflegt in ihrem Laden die Teekultur und gibt Seminare, Kathleen Prautzsch bietet Tischdecken, Platzdeckchen, Hochzeitsbücher oder Turnbeutel zum selbst ausmalen. Mit diesen vier Frauen hat sich Anja Gena coronasicher am Telefon zusammengesetzt und ein Projekt auf den Weg gebracht: die Dresden-Box.
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Fünf Geschäfte, ein Produkt: Jede der fünf Inhaberinnen steuert dafür ihren Teil bei. So finden Käufer darin ein Stadtspiel, ein handgemachtes Lippenbalsam, eine Ausmaltischdecke, eine selbst kreierte Schokolade und ein Tütchen Tee mit regionalem Aroma. "Unsere Dresden-Box eignet sich als Geschenk - an sich selbst oder für andere", erklären die Macherinnen.
Der Preis von 44 Euro pro Box wirkt auf den ersten Blick hoch. Allerdings kostet schon allein ein Stadtspiel 27 Euro. Außerdem spenden die Unternehmerinnen je verkaufter Box fünf Euro an Vereine. Ihre eigene wirtschaftliche Lage verbessern und in diesem Zuge Gutes tun, das ist das Ziel.
Die Spenden sollen an den Anima e.V. für Tierschutz und Aufklärungsarbeit, das Dresdner Bündnis gegen Depression und an die Dresdner Kindervereinigung gehen. Letztere liegt Anja Gena ganz besonders am Herzen. "Unsere Kinder haben keine Großeltern in der Stadt, die leben zu weit weg, um im Alltag eine Rolle spielen zu können", erzählt Anja Gena. Über die Kindervereinigung fand sie eine Patenoma, die bis vor Kurzem zur Familie gehörte. "Anfang März ist sie gestorben, das belastet uns zusätzlich." Doch die Erfahrung, auf diese Weise ein Familienmitglied zu gewinnen, wünscht sie auch anderen Eltern und Kindern. Deshalb möchte Anja, dass der Verein trotz Krise seine Arbeit fortsetzen kann.
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Um die Dresden-Box als wirtschaftliche Hilfe für fünf Unternehmerinnen erst einmal auf den Weg zu bringen und parallel Spenden zu generieren, haben die Frauen eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Auf der Internetplattform startnext stellen sie ihr Projekt mit einem Videoclip und weiteren Informationen vor. Noch bis zum 17. Mai wollen sie von ihren Unterstützern einen Vorschuss von 20.000 Euro als Anschubfinanzierung einsammeln.
Warum sie den geben sollten? "Weil sie damit fünf Dresdner Unternehmerinnen in der Krise stärken und Arbeitsplätze erhalten", sagt Anja Gena, "Außerdem geben sie drei wichtigen Dresdner Vereinen eine Chance und können sich über fünf tolle Dresdner Produkte freuen."
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