SZ + Bischofswerda
Merken

Gymnasium Bischofswerda: Eltern atmen auf

Familien von Viertklässlern mussten wochenlang bangen, ob ihr Kind aufgenommen wird. Jetzt gibt es eine Entscheidung.

Von Ingolf Reinsch
 5 Min.
Teilen
Folgen
Stefan Läsker ist erleichtert: Seine Tochter kann ab dem neuen Schuljahr am Gymnasium Bischofswerda lernen. Lange war unklar, ob alle angemeldeten Schüler aufgenommen werden.
Stefan Läsker ist erleichtert: Seine Tochter kann ab dem neuen Schuljahr am Gymnasium Bischofswerda lernen. Lange war unklar, ob alle angemeldeten Schüler aufgenommen werden. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Das Goethe-Gymnasium in Bischofswerda  hat viel Zulauf.  118 Schüler wurden für die fünften Klassen im kommenden Schuljahr angemeldet. Das sind sechs mehr, als in vier geplanten Klassen aufgenommen werden könnten. Maximal 28 Schüler dürfen in einer Klasse lernen. Das sind bei vier Klassen insgesamt 112 Kinder. 

Doch wer wird nun aufgenommen? Und wer nicht? Bei zahlreichen Eltern von Viertklässlern sorgte das in den vergangenen Wochen für Verunsicherung.  

Ende Mai sollte ausgelost werden

In einem  Brief vom 24. April, der Sächsische.de vorliegt, wurden  sie darüber informiert, dass nach Einschätzung des Schulamtsleiters im Landratsamt die Kapazität  für das Schuljahr 2020/21 nicht ausreichen wird, um alle angemeldeten Schüler aufnehmen  zu können. Daher erfolge die Auswahl und Aufnahme "auf der Grundlage sachgerechter Kriterien in Kombination mit dem Zufallsprinzip (Losverfahren)." 

Heißt: Zunächst sollte geprüft werden, für welche Kinder eine Ablehnung eine "unzumutbare Härte" wäre. Sie würden ohne Losverfahren aufgenommen. Das würde beispielsweise Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf betreffen, aber auch Familien, von denen bereits ein Kind am Goethe-Gymnasium lernt. 

Geprüft werden sollte im Einzelfall. Unter jenen Schülern, bei denen ein Härtefall nicht gegeben ist, sollte Ende Mai ausgelost werden. 

Bei Eltern stieß diese Ankündigung auf Kritik. "Fehlen Lehrer? Mangelt es am Geld? Sollen Schüler umgelenkt werden, um an anderen Schulen Klassen aufzufüllen? Wir können es nicht verstehen", sagte Stefan Läsker, Vater einer zehnjährigen Tochter.    

Vize-Landrat spricht ein Machtwort

Dass  das Los über die Aufnahme an einem Gymnasium oder einer Oberschule entscheidet, ist kein Einzelfall. Bundesweit wird es von Behörden praktiziert, wenn es mehr Bewerber als Plätze gibt. Und bundesweit gibt es Kritik an dieser Praxis von  Betroffenen - sowohl von Eltern als auch Lehrern. Spitze Zungen sprechen von einer "Bildungslotterie auf dem Rücken der Kinder".  

Den 118 Mädchen und Jungen, die am Goethe-Gymnasium angemeldet sind, und ihren Eltern bleibt der Losentscheid nun aber erspart. Vize-Landrat Udo Witschas (CDU) habe in dieser Woche entschieden, dass im kommenden Schuljahr fünf Klassen mit jeweils bis zu 25 Schülern eingeschult werden dürfen, teilt Mandy Noack, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage von Sächsische.de mit. 

"Als Schulträger haben wir das Ziel, dass alle Schüler, die an unseren Schulen unterrichtet werden wollen, auch die Möglichkeit dazu erhalten", erklärt Mandy Noack.  "Für das kommende Schuljahr war zu prüfen, welche räumlichen Voraussetzungen gegeben sind oder geschaffen werden müssen, um die angemeldeten Schüler  unterrichten zu können", so die Sprecherin.

Dabei  sei es unerheblich, ob die Schüler aus dem Landkreis Bautzen oder einem der benachbarten Landkreise beziehungsweise aus der Landeshauptstadt Dresden kommen. Im Saldo gleiche sich die Bewegung von Schülern zwischen den Landkreisen beziehungsweise der Stadt Dresden in etwa aus. 

Im Rahmen der Prüfung wurde nun festgestellt, dass eine Fünfzügigkeit der Klassenstufe 5 für das Schuljahr 2020/2021 ohne bauliche Veränderungen möglich ist. Bereits   in diesem Schuljahr gibt es fünf fünfte Klassen am Bischofswerdaer Gymnasium. 

Ausreichend Lehrer für fünf Klassen

Die Entscheidung über die Anzahl der Klassen trifft der Schulträger - in diesem Fall  der Landkreis. Über den Einsatz der Lehrer entscheidet das Landesamt für Schule und Bildung. Wenn sich der Landkreis für fünf Klassen in Bischofswerda entscheidet, werde man die dafür erforderliche Zahl von Lehrern bereitstellen, versichert Jens Drummer, Pressesprecher  am Standort Bautzen des Landesamtes.

Das heißt allerdings nicht zwangsläufig,  dass es mehr Lehrer am Goethe-Gymnasium geben wird. Möglich sei auch, den zusätzlichen Bedarf durch Abordnungen abzudecken. Lehrer, die an anderen Schulen angestellt sind,  könnten einige Wochenstunden in Bischofswerda übernehmen. 

Die Eltern sind erleichtert. "Das Gymnasium ist ein Aushängeschild  für Bischofswerda", sagt Stefan Läsker, der auch Stadtrat ist. Ein saniertes Haus, moderne Kabinette, ein innovatives Schulkonzept, vertiefter Sport- und Musikunterricht seien für Kinder und Eltern Gründe, sich für diese Schule zu entscheiden. Sie kommen nicht nur aus der Region Bischofswerda, sondern zum Beispiel auch aus Neustadt. 

Entspannteres Lernen in kleineren Klassen

Fünf statt vier Eingangsklassen, die nicht bis zum letzten Platz besetzt sind, bieten ein entspannteres Arbeiten für Schüler und Lehrer. Ein Vorteil, erst recht in Corona-Zeiten, ist Stefan Läsker überzeugt. 

Mit der Entscheidung des Landratsamtes können 118 Familien nun sicher planen. Die offizielle Bestätigung über die Schulaufnahme bekommen sie jedoch erst am 11. Juni. Dieser Termin gilt sachsenweit. 

Auch für das Schuljahr 2021/2022 sind bereits erste Weichen für eine mögliche Aufnahme von fünf Eingangsklassen gestellt. Der Landkreis habe dafür "unter dem Vorbehalt der tatsächlichen Anmeldezahlen sowie vorbehaltlich der Beschlussfassung und Genehmigung des Schulnetzplanes seine Zustimmung für eine Fünfzügigkeit gegeben", sagt Mandy Noack. 

Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Bischofswerda lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Kamenz lesen Sie hier.