Von Annett Preuß
Nichts erinnert gestern am Seniorenwohnhaus in der Forster Straße 52 in Weißwasser an den Auflauf von Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr vom Sonnabend. Das Drama in der Wohnung einer 73-jährigen Frau, die am Sonnabendmorgen starb, hat äußerlich keine Spuren hinterlassen. Bei den Menschen vor Ort schon.
Was ist geschehen? Das Haus mit zehn Einzimmerwohnungen wird vom Pflege- und Betreuungszentrum Weißwasser e.V. vermietet. Als eine Mitarbeiterin des Pflegedienstes am Sonnabend gegen 7.10 Uhr dort eintraf, um ihrer Arbeit nachzugehen, bemerkte sie Rauchgeruch und alarmierte die Polizei. Das erzählt ihre Chefin Margitt Hofe, die hörbar um Fassung ringt. Ein Brand in der Küche ist die Ursache des Unglücks. Trotz sofortiger Versuche der Wiederbelebung durch den Notarzt starb die 73-jährige Wohnungsinhaberin. Margitt Hofe ist traurig wegen des Leids der Angehörigen, denen ihr Mitgefühl gilt: „Wir kümmern uns um sie und auch um unsere Mitarbeiter, damit sie das Geschehene verarbeiten.“ So etwas Schlimmes habe sie bisher noch nicht erlebt.
Die Feuerwehr Weißwasser erreichte der Notruf 7.12 Uhr. Sie rückte mit 20 Kameraden und vier Fahrzeugen aus. Ihr Rettungseinsatz wurde vor allem wegen der sehr starken Rauchentwicklung behindert. Wehrleiter Gerd Preußing vermutet in den giftigen Dämpfen die Todesursache: „Vom Brand her war es nicht so schlimm“, sagt er. Das Geschehen blieb auf die Wohnung begrenzt. Dadurch mussten auch die anderen Hausbewohner nicht evakuiert werden. „Die wenigsten haben das Drama mitbekommen. Die Leute waren ruhig, es ging niemandem schlecht, trotz der vielen Menschen vor Ort“, sagt Margitt Hofe, die bis am Abend im Haus unterwegs war. Sie hat jeden einzelnen Bewohner besucht um zu schauen, ob er Hilfe benötigt oder Zuspruch braucht.
War ein technischer Defekt eines Küchengerätes die Ursache des Brandes in den frühen Morgenstunden? Und wann hat er überhaupt begonnen? Antworten auf diese Fragen gibt es noch nicht beziehungsweise sind Annahmen von verschiedenen Seiten widersprüchlich. Ein Brandursachenermittler der Kriminalpolizei hat am Sonnabend sofort seine Arbeit aufgenommen, heißt es aus der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien. Er hat Spuren gesichert, die jetzt ausgewertet werden müssen. Gestern lagen noch keine Ergebnisse vor, so der Diensthabende im Führungs- und Lagezentrum in Görlitz, René Mikolayzyk. „Deshalb können wir zu der genauen Ursache noch nichts sagen.“ Auch die Höhe des entstandenen Sachschadens lässt sich noch nicht beziffern.
Feuerwehr rät zu Rauchmelder
Für die Weißwasseraner Feuerwehrleute ist es seit drei, vier Jahren der erste Einsatz, bei dem ein Mensch als Folge eines Brandes stirbt. Häufiger müssen die Kameraden schlimme Bilder von Rettungseinsätzen bei schweren Verkehrsunfällen verarbeiten, sagt der Wehrleiter. Er würde sich dennoch wünschen, dass mehr Menschen über den Einsatz von Rauchmeldern nicht nur nachdenken, sondern sie auch in ihren privaten Wohnungen installieren. Denn die Melder machen solchen Krach, dass sie helfen können, Leben zu retten. „Vielleicht auch in diesem Fall“, sagt Gerd Preußing, ohne daraus einen Vorwurf ableiten zu wollen. Er wolle der Brandursachenermittlung der Polizei nicht vorgreifen. Bisher haben in Deutschland erst neun Bundesländer die Rauchmelderpflicht für Privathaushalte gesetzlich geregelt. In Sachsen wird auf Freiwilligkeit gesetzt. „Mit der Thematik werden wir uns sicher beschäftigen“, sagt Margitt Hofe.