Für den kleinen Luxus

Auf der Dresdner Straße zieht der Verkehr vorbei. Ruhiger ist es an der nahen Kirchstraße 1, im Freitaler Kosmetikinstitut Gabriele. Verspielte Blüten und ein großer Spiegel fallen drinnen auf. In den Kabinen für Kosmetik und Fußpflege wird leise gearbeitet, auch bei der Nagelmodellage. Gabriele Lange tritt an den Empfangstresen.
Die Kosmetikmeisterin ist im Ruhestand. Doch zum 50-jährigen Jubiläum ist das Wissen der Gründerin gefragt. Am 1. April 1969 hat sie den Kosmetik-Salon Gabriele gegenüber, an der Langen Straße 2, auf 45 Quadratmetern eröffnet. Der heutige Laden ist 120 Quadratmeter groß. Tochter Dorit Lauke ist 55. Sie führt seit dem Jahr 2000 das Geschäft. Sechs Kosmetikerinnen und eine Auszubildende arbeiten im Team mit. Es gibt auch eine Filiale in Colmnitz.
Gabriele Lange fing mit 29 Jahren allein an. Die Freitalerin hatte in Dresden gelernt: von 1959 bis 1960 an der Schule für natürliche Kosmetik. Die staatliche Anerkennung absolvierte sie an der Medizinischen Akademie. „Ich wollte Betriebskosmetikerin werden. Doch das Versorgungsamt entschied: Wenn, dann sollte ich ein Geschäft eröffnen.“
Der Laden war gerade frei geworden. „In Eigeninitiative legten wir los. Das Haus stammte von 1740. Vorm Ausbau musste mein Mann die Wände abstützen.“ Die junge Geschäftsfrau ergatterte Kosmetikliegen aus Oelsa. „Sonst war so etwas kaum zu bekommen.“ In den ersten zwei Tagen nach der Eröffnung standen die Kundinnen Schlange. Dann war das Bestellbuch für einen Monat gefüllt. Gabriele Lange hatte schon zwei Kinder. Motivation und Kraft bezog sie aus der Ausbildung. „Ich war mir bewusst, dass es ein besonderer Beruf war.“
In dem sie viel improvisieren musste. Die Zutaten der Masken des volkseigenen Betriebes waren oft zu stark. „Wir verfeinerten sie. Etliches ließen wir in der Apotheke anfertigen“, sagt Kosmetikmeisterin Dorit Lauke, die im Salon gelernt hat. Neun Kosmetikerinnen bildete Gabriele Lange aus. Ein Großteil blieb. Die Kosmetikerinnen des kleinen Salons arbeiteten auch in volkseigenen Betrieben und Kindergärten.
„Das größere Geschäft war mir schon 1985 zugesprochen worden“, sagt Gabriele Lange. Das Haus gehörte der Familie. Ihre Eltern hatten dort einst einen Blumenladen. Doch ein Blumengeschäft von Centraflor war nun zur Miete drin und zog nicht aus. „Es dauerte fünf Jahre. Letztlich war es positiv, da wir den Um- und Anbau gleich nach der Wende mit neuen Baustoffen angehen konnten.“
Von 1974 bis 1989 war Gabriele Lange Kreiskosmetikerin. „Den Kolleginnen in Dippoldiswalde und Freital gab ich noch mit auf den Weg, dass die Kunden nun nicht plötzlich mehr Geld im Portemonnaie hätten.“ Dorit Lauke: „Wir versuchen, die Preise bezahlbar zu halten. Für viele ist die Kosmetik ein kleiner Luxus, den sie sich leisten können. Manche kommen schon seit 50 Jahren, auch ihre Enkel nutzen es schon. Die Kunden mögen das Menschliche, Lebendige. Sie schätzen es, dass wir noch viel in Handarbeit machen.“
Männer nutzen nicht nur die Fußpflege. Einige kommen auch zur Kosmetik, besonders zur Enthaarung. Das sei sogar ein zunehmender Trend, verrät Dorit Lauke.
Am 1. April ist das Kosmetikinstitut Gabriele von 9 Uhr bis 18 Uhr für alle Jubiläumsgäste geöffnet. Es gibt einen Imbiss.
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