„Für Waldheim ein Schlag in die Magengrube“

Waldheim. Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) hat am Mittwochmittag von der Entscheidung des Beiersdorf-Konzerns erfahren, den Standort Waldheim verlassen zu wollen. „Für Waldheim ist es ein Schlag in die Magengrube“, sagte er ohne Umschweife. „Die Arbeits- und auch die Ausbildungsplätze werden hier auf jeden Fall fehlen.“
Aus unternehmerischer Sicht sei die Entscheidung von Beiersdorf nachvollziehbar. „In Waldheim hätten wir die Infrastruktur und die Größe der Flächen, die für das neue Werk gebraucht werden, nicht bieten können.“
Enttäuscht sei er trotzdem. „Es ist traurig und tut mir sehr weh“, so der Bürgermeister. Als im vergangenen Jahr mit den Plänen für den Neubau des Werkes im Norden Leipzigs erste Befürchtungen laut wurden, das Werk könnte schließen, hatte Steffen Ernst noch gehofft, dass die Produktion in der Zschopaustadt dadurch nicht gefährdet wird. Es gebe keine Überschneidungen mit der Produktion in Waldheim, da in Seehausen ganz andere Produkte hergestellt werden sollen, hieß es damals.
Dass sich der Kosmetik-Riese für Sachsen entschieden hat, begrüßt Steffen Ernst aber. Auch, weil so den Beschäftigten aus Waldheim, die künftig in Leipzig arbeiten könnten, so wenigstens noch ein einigermaßen zumutbarer Arbeitsweg angeboten werden könne.
Er persönlich sei der Marke Florena seit seiner Kindheit verbunden. „Ich bin quasi damit aufgewachsen“, so Ernst. Florena, das seit 2002 komplett zur Beiersdorf AG gehört, sei einfach aus der Geschichte Waldheims nicht wegzudenken und hat deshalb sogar ein eigenes Modul in der Ausstellung zur Industriegeschichte im Stadt- und Museumshaus.
Auch im sozialen Netzwerk Facebook macht sich am Mittwoch nach der Veröffentlichung über die geplante Schließung Enttäuschung und teilweise Wut breit.
„Na, da haben sie es endlich geschafft! Es gibt eh kaum noch Florena-Produkte zu kaufen. Es ist einfach nur traurig!“, schreibt eine Facebook-Nutzerin.
„Ich frage mich, wo ist da die Politik? Sieht so etwa die Stärkung des ländlichen Raums aus? Da fließen sicherlich etliche Steuergelder in das neue Gewerbegebiet in Leipzig und sicherlich auch ordentliche Subventionen vom Freistaat, vom Bund und das alles auf dem Rücken des ländlichen Raumes. Unfassbar!!!!“, macht ein anderer seinem Ärger Luft.
Für einige war das Aus sogar schon voraussehbar. „Das war ja klar, man bekommt kaum noch Florena. Alles wird kaputt gemacht“, heißt es. Eine andere Nutzerin hat schon Erfahrungen damit gemacht, täglich nach Leipzig zur Arbeit pendeln zu müssen. Sie schreibt: „Das ist eine riesige Frechheit von den Leuten zu verlangen, jeden Tag zu pendeln. Bin jeden Tag von Hartha nach Leipzig gefahren, immer 160 km täglich, nix mit entspanntem Feierabend, nur auf Achse, Stau, Baustelle usw.“