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Für zwei Stunden geht nichts mehr in Coswig

Was alles nicht geht, wenn der Strom wegbleibt, mussten gestern viele Coswiger spüren. Nach einer Havarie im Umspannwerk Kötitz waren weite Teile der Stadt ohne Energie. Eine 10 000-Volt-Hochspannungsleitung ist gekappt worden, hieß es. Die Ursache war bis Redaktionschluss noch nicht bekannt.

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Von Torsten Oelsner

Gestern Mittag, exakt 11.49 Uhr, wurde in Coswig Realität, was viele nur aus Katastrophenfilmen kennen – Brandmelder lärmten im blinden Alarm, Ampeln erloschen, Fahrstühle blieben stecken, das Licht ging aus. In tausenden Kühlschränken, Wurst- und Fischtheken stockte der Fluss des Kühlmittels. Ventilatoren hörten auf zu rotieren und die Drehbänke der Arbeiter in der Getriebefabrik blieben stehen. Dort reagierte man wie vielerorts und schickte die Arbeiter der Endmontage für den Rest der Schicht nach Hause. „Ich halte hier nur mit einem Lehrling die Stellung“, sagte auch Heike Sommer, Mitarbeiterin der Frisör Klier-Filiale im Kaufland. Die anderen Kolleginnen hatten gewissermaßen stromfrei. In der Filiale der Fleischerei Schumann auf der Moritzburger Straße warteten die Frauen auf das „Einsatzfahrzeug“ der Mutterfirma in Sörnewitz, um Wurst und Fleisch wieder kühlen zu können. Die Fischfrau im Wagen vor dem Kaufland rettete die Ware noch eine Weile mit Eiswürfeln, ehe auch ihr Chef den Rückzug anordnete. Bei Deichmann wurden im Halbdunkel Schuhe verkauft. Kaufland selbst rettete sich mit einem Notstromaggregat, damit drei Kassen offen bleiben konnten.

Ursache des Malheurs war eine Havarie im Umspannwerk auf dem Kamerunweg in Coswig-Kötitz. Dort habe es eine 10 000-Voltleitung getrennt, sagte Esag-Sprecherin Claudia Kuba. Was dazu führte, war bis Redaktionsschluss noch unklar. Zeitweise waren 13 000 Kunden ohne Strom. Der wurde 13.49 Uhr wieder zugeschaltet, indem ein Teil des Netzes von Radebeul aus versorgt wurde und gleichzeitig ein zweiter Trafo in Coswig, der dort immer in Reserve ist, in Betrieb genommen wurde. Dem voraus gingen aber immer nötige Prüfungen, so Claudia Kuba. Den Schaden für eventuell verdorbene Ware müssten die Betroffenen selbst tragen. Es läge ja keine grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz des Versorgers vor. „Wer Strom zwingend braucht“, so Claudia Kuba, „muss auch selbst dafür sorgen.“