Magdeburg wie Dynamo: Team in Quarantäne

Von Nikolaj Stobbe
Magdeburg. Die Vorbereitung ist „bis auf Weiteres“ gestoppt, die Euphorie um den Saisonstart deutlich gedämpft: Beim 1. FC Magdeburg machte sich nach dem Corona-Fall am Montagabend große Ernüchterung breit. Das örtliche Gesundheitsamt hat Mannschaft und Mitarbeiter in häusliche Quarantäne geschickt. Wann die endet, weiß keiner.
„In einer Vorbereitung zählt jeder Tag, da werden die Grundlagen fürs ganze Jahr gelegt. Deshalb ist das für uns ein Rückschlag“, sagte Klubsprecher Norman Seidler, selbst in Quarantäne. Am 18. September startet die neue Saison in der 3. Liga, eine Woche zuvor empfängt Magdeburg in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals Zweitligist Darmstadt 98. Schon in der vergangenen Woche hatte der Klub für sein kickendes Personal Corona-Tests angeordnet. Vier Spieler erschienen aus terminlichen Gründen nicht. Am Montag, zum Start der Vorbereitung, wurden dem Quartett dann die Abstriche genommen, einer der vier Akteure war prompt positiv.
Das Team hatte bis dahin vorsorglich in kleinen Gruppen trainiert, um das mögliche Risiko einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten. Dass Coronafälle bei der Liga-Konkurrenz weniger restriktiv behandelt werden, dürfte Magdeburg schon ärgern. Drittliga-Aufsteiger VfB Lübeck vermeldete am Montag auch einen positiven Test auf das Virus, der Betroffene musste in Quarantäne, die Mannschaft nicht. Das Testspiel am Dienstag beim FC Mecklenburg Schwerin wurde nicht abgesagt.
„Das können wir nicht beurteilen. Wenn das andere Gesundheitsämter so entscheiden, ist das so“, sagte Seidler. Der 1. FC Magdeburg werde auf jeden Fall die Entscheidung seines Gesundheitsamtes akzeptieren und sich an die Vorgaben halten, „denn die Gesundheit hat Vorrang.“
Parallelen zum Fall Dynamo Dresden
Dynamo Dresden war es zum Ende der vorigen Saison ähnlich gegangen. Die Mannschaft hatte nach der Corona-Zwangspause ab 7. Mai wieder gemeinsam trainiert, bei der Testreihe am Tag danach wurden zwei Spieler positiv auf Covid-19 getestet, das gesamte Team sowie Trainer- und Betreuerstab mussten für zwei Wochen in häusliche Quarantäne. Damit stiegen die Schwarz-Gelben später als die anderen Mannschaften und unter ungleich schwierigeren Voraussetzungen wieder in die Saison ein und verpassten den Klassenerhalt.
Der Verein forderte die Deutsche Fußball-Liga (DFL daraufhin zunächst auf, den Abstieg zu annullieren. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt, Dynamo verzichtete letztlich darauf, die Spielzeit gerichtlich anzufechten, obwohl die Dresdner erhebliche Zweifel an den in einem Labor in Jena analysierten positiven Corona-Tests angemeldet hatten.
In Magdeburg werden Mannschaft und Trainerteam am Mittwoch erneut getestet, am Freitag folgt eine weitere Testreihe. Sollte dann jeder aus Team und Umfeld zwei negative Tests vorweisen können, müsste eigentlich auch das örtliche Gesundheitsamt grünes Licht für die Rückkehr in den Trainingsbetrieb geben.
Die Mannschaft kann jeden Tag der Vorbereitung gut gebrauchen, das Team um Cheftrainer Thomas Hoßmang steht vor einer schwierigen Saison. Nach der späten Rettung in der vergangenen Spielzeit ist die schnelle Rückkehr in die 2. Bundesliga nach dem Abstieg 2019 vorerst kein Thema mehr. „Wir brauchen so schnell wie möglich 46 Punkte“, sagte Geschäftsführer Mario Kallnik und nannte den Klassenerhalt als vorrangiges Ziel.
Mit bislang zehn Neuzugängen hat sich der Bördeklub ordentlich verstärkt, das Durchschnittsalter der Neuen liegt gerade bei 22,9 Jahren. „Wir können alle Spieler weiterentwickeln. Sie verfügen über eine gute Mentalität“, sagte Hoßmang der Magdeburger Volksstimme. Vorerst aber muss sich auch der Coach noch in Geduld üben. (sid, SZ)