Die fünf Regeln für den Neustart im Fußball

Von Alexander Sarter
Christian Seifert zog erst die Augenbrauen hoch, dann legte der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) Nachdruck in seine Stimme. „Wir werden auf einem Spielfeld nicht anderthalb Meter Abstand halten können. Dennoch wollen wir das bestmögliche Maß an Sicherheit gewährleisten“, sagte Seifert am Donnerstag bei der Vorlage des umstrittenen Plans zum Saison-Neustart inmitten der Corona-Pandemie: „Wenn man dieses Konzept ablehnt, dann ist klar, dass man wahrscheinlich auch in einigen Monaten nicht spielen kann. Dann wäre die Bundesliga ein Kollateralschaden der Corona-Krise.“
Die 36 Profi-Klubs wären zumindest bereit, die Saison auch schon am 9. Mai fortzusetzen. Die Entscheidung müsse aber aus der Politik kommen, sie fällt wohl am Donnerstag nächster Woche in der Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs. Selbst ein Datum festzulegen, „wäre anmaßend, gehört sich auch nicht und liegt nicht an uns“, sagte Seifert.
Die SZ erklärt die fünf Eckpunkte des Konzeptes, das den Spielbetrieb in den Bundesligen ermöglichen soll.
Engmaschige Corona-Tests
Bei allen an Training und Wettkampf Beteiligten soll mindestens einmal wöchentlich ein Corona-Test erfolgen, auf jeden Fall immer direkt am Tag vor den Spielen. Die DFL rechnet mit rund 20.000 Tests. Verträge mit fünf Labors sind abgeschlossen. Der Profifußball würde nicht mehr als 0,4 Prozent der Testkapazitäten belegen, erklärte die DFL. Eine halbe Million Euro werden für weiteres Testvolumen zur Verfügung gestellt. Seifert versprach: „Wir werden von Tag zu Tag aufs Neue prüfen, was verantwortbar ist.“ Sollte sich die Lage verschlechtern, würde der „Profifußball selbstverständlich zurückstehen – die nationale Gesundheit hat immer Vorrang.“
Umgang mit positiven Corona-Fällen
Bei einem positiven Corona-Fall im Teamumfeld soll keine automatische Meldung an die Presse erfolgen, nur der Betroffene soll sofort isoliert und dessen Kontaktpersonen getestet werden. „Ein positiver Corona-Fall ist keine Oberschenkelzerrung“, begründete Seifert diese Empfehlung. Er rechnete vor, dass es bislang in beiden Lizenzligen 14 Corona-Fälle gegeben habe, „von denen alle wieder genesen sind“. Es werde nicht automatisch die gesamte Mannschaft unter Quarantäne gestellt. Darüber entscheiden die jeweiligen Gesundheitsämter. Dennoch sollen die Klubs vorsorglich „für einen ausreichend großen Kader im Saisonfinale sorgen“.
Auch bei Geisterspielen gibt es ein gewisses Risiko. „Wir müssen den Kompromiss zwischen maximaler Sicherheit und vertretbarem Risiko finden“, sagte Tim Meyer. Der Arzt der deutschen Nationalmannschaft ist Vorsitzender der Task Force Sportmedizin und Sonderspielbetrieb.
Begrenzte Zahl von Personen im Stadion

Auf die drei Zonen Innenraum, Tribüne und Außengelände verteilt, dürfen sich rund um das Stadion „zeitgleich maximal ca. 300 Personen“ aufhalten. Während einer Bundesliga-Partie rechnet die DFL demnach mit 98 Personen im Innenraum – dazu gehören 22 Spieler auf dem Rasen, 18 Ersatzspieler, fünf Schiedsrichter, vier Balljungen und 20 Mitglieder aus den Funktionsteams der Mannschaften. Auch die Medien müssen sich einschränken: Das TV-Konzept in den Stadien soll minimiert werden, die üblichen Pressekonferenzen nach dem Spiel finden nur virtuell statt.
Strenge Regeln für die Hygiene
Das oberste Gebot ist die Wahrung des Abstands, wo auch immer das möglich ist. So empfiehlt die DFL etwa, in den Kabinen Startelf und Auswechselspieler zu trennen. Handshakes oder das gemeinsame Aufstellen der Mannschaften wird es nicht geben. Auf den Ersatzbänken soll nur jeder zweite oder dritte Sitzplatz genutzt werden. Die Teams sollen damit auch „vorbildliches Verhalten“ nach außen demonstrieren.
Doch auch hinter den Kulissen werden Hygieneregeln großgeschrieben: Zur Minimierung des Infektionsrisikos sollen Türen offengelassen werden, um das Anfassen von Türgriffen zu vermeiden, Essen für die Teams soll bereits abgepackt ins Stadion gebracht, Trinkflaschen sollen personalisiert werden. Darüber hinaus empfiehlt das Konzept die Nutzung von Einzelduschen oder das Duschen zu Hause oder im Hotel. Wellnessbereiche werden ganz gesperrt.
Vorschriften für Training und Unterbringung
Das Mannschaftstraining findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vor dem Betreten des Trainingsgeländes wird bei jeder Person die Temperatur gemessen, das gemeinsame Essen fällt aus. In den Kabinen und Duschen soll ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden, sinnvoll sei deshalb das „heimische Umziehen und Duschen“. Fitnessgeräte dürfen nur mit Handschuhen sowie Mundschutz benutzt werden und müssen danach desinfiziert werden. Wäsche und Schuhe sollen die Spieler selber waschen. Bei Auswärtsspielen sollen die Teams, wenn möglich, ein exklusives Hotel mit einer minimalen Anzahl an Personal beziehen. Abgesehen von einer Desinfektion vor Bezug soll auf die Reinigung der Zimmer verzichtet werden. (sid, mit fh)