Wie läuft Fußball im Corona-Modus?

Region Döbeln. Die Mädels stehen auf dem Großbauchlitzer Sportplatz, jonglieren den Ball, üben Zuspiele. Den Landesklasse-Kickerinnen des ESV Lok Döbeln ist dabei die Freude anzusehen, wieder mit dem Fußball loslegen zu dürfen. Wenn vorerst auch nur im Trainingsbetrieb nach den Corona-Regeln. Denn im Gegensatz zur Bundesliga, 2. und 3. Liga wird die Punktspielsaison im Amateurbereich zum 30. Juni ohne Spiele auslaufen. Sächsische.de fragte bei den betroffenen Sportlern der Region nach, wie die Situation in den Vereinen praktisch gehandhabt wird.
Lok-Frauen bleiben in Bewegung
Vor allem in Bewegung bleiben, wollen die Großbauchlitzer Fußballerinnen, die nach der Quotientenregel auf dem dritten Tabellenplatz der Landesklasse eingekommen sind. Fußballtennis, koordinatives Training und Balltraining – mit dem entsprechenden Abstand – führt Übungsleiter Thomas Jäschke durch.
Damit die Glieder nicht einrosten, wie er sagt. Größere Trainingsgruppen seien derzeit ohnehin nicht zu bilden, da die eine oder andere Spielerin wegen der Corona-Krise doch Bedenken hätte, zu trainieren. „Ich bin froh, dass es jetzt weitergeht, denn wenn man den Stecker noch länger gezogen hätte, wäre manche Mannschaft vielleicht an die Existenzgrenze gekommen“, sagt der ESV-Trainer.
SV Ostrau 90 klopft Möglichkeiten ab
In der Kreisoberliga haben sich die Verantwortlichen des SV Ostrau 90 erst einmal zusammengesetzt und abgeklopft, was Sinn macht und was nicht. In den kommenden Tagen soll die Mannschaft – den Regeln entsprechend – wieder beginnen, sich etwas zu bewegen. „Einfach, um in den Tritt zu kommen. Denn man weiß ja noch nicht, was aus der Pokalrunde wird“, sagt Trainer Mathias Donath. Dem ist es übrigens egal, dass seine Truppe nach der Quotientenregel auf dem zweiten Tabellenplatz gelandet ist.
„Ich bin da völlig emotionslos. Ob du Zweiter, Dritter oder Fünfter bist, das spielt doch keine Rolle. Gerechter hätte ich gefunden, wenn die erste Halbserie gewertet worden wäre. Denn dann hätten alle Mannschaften einmal gegeneinander gespielt gehabt.“
Jetzt gehe es vielmehr darum, wie die kommende Saison vorbereitet werden kann, und die sozialen Kontakte nach solch einer langen Pause wiederzufinden. „Wir sind aber froh, jetzt etwas machen zu können, auch wenn das wenig mit Fußball zu tun hat“, sagt Donath.
Roßweiner starten am Donnerstag
Beim Roßweiner SV sind in den vergangenen Tagen mit der Stadtverwaltung erst einmal die Rahmenbedingungen geklärt worden. „Wir mussten ein Hygienekonzept erstellen, in dem geklärt ist, wie es losläuft“, sagt Trainer Jörg Soujon. Dass die Kerle nicht sofort wieder gegen den Ball getreten haben, als es möglich war, schiebt der Coach darauf, dass Training oder Fußball insgesamt ohne richtiges Spiel eigentlich sinnlos ist. „Du willst ja auch mal einen Zweikampf führen, mal grätschen“, sagt Soujon.
Das sei zwar immer noch nicht erlaubt, aber am Donnerstag soll beim Kreisoberligisten, der nach der Quotientenregel den dritten Meisterschaftsplatz belegt, trotzdem gestartet werden. „Man muss sich ja mal wieder treffen. Auch um für die kommende Saison zu planen, wo natürlich noch keiner sagen kann, wie es wird“, sagt Soujon. Gearbeitet werden soll dann in zwei Gruppen. Passformen und Torschuss werden auf dem Trainingsplan stehen.
„Unser Torhüter, der Torsten Jentzsch, freut sich jedenfalls schon drauf, denn der wird in seinem Kasten richtig Arbeit bekommen“, kündigt der RSV-Verantwortliche an. Über die sechs Punkte Abzug wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls ärgert er sich übrigens nach wie vor. Denn ohne die wären die Roßweiner sogar Erster.
Leisniger durch Pokal motiviert
Recht zeitnah sind die Kicker des VfB Leisnig auf den Rasen zurückgekehrt. Sie trainieren bereits seit zwei Wochen. „Natürlich unter Beachtung der gebotenen Regeln“, sagt VfB-Trainer Rico Meister, der Torschüsse und Passfolgen üben lässt. Außerdem würden Fußballtennis und kleine Wettbewerbe die Stimmung hochhalten. „Mehr ist ja nicht möglich“, sagt er. Trainiert werde auch weiterhin zweimal in der Woche, bis absehbar sei, ob der Kreispokal weitergeführt wird.
„Wir haben ja Glück, noch im Wettbewerb zu stehen und so ein Ziel zu haben, wodurch die Motivation weiter da ist“, sagt Meister und fügt an: „Natürlich hoffen wir, dass die Spiele vor den Ferien über die Bühne gehen, denn in den Ferien brauchst du nicht anfangen.“ Durch den Saisonabbruch und die Quotientenregel rücken die Leisniger in der Tabelle von einem Abstiegsplatz noch etwas nach oben.
Allerdings ist sich Meister sicher, dass seine Mannschaft den Klassenerhalt auch sportlich erreicht hätte. „Spätestens in den fünf Heimspielen hätten wir die nötigen Punkte dazu geholt“, so der Trainer.
DSC trainiert auf Sparflamme
Eher auf Sparflamme ist der Döbelner SC seit zwei Wochen wieder eingestiegen. Jeweils freitags absolviert die Mannschaft weistestgehend ein Lauftraining, zudem wurden die Torhüter etwas stärker gefordert als sonst. „Es geht darum, die Saison irgendwie zu Ende zu bringen. Denn richtig Spaß macht das natürlich nicht“, sagt DSC-Trainer Thomas Henschel. „Immer kannst du das so nicht machen.
Wir bieten den Jungs die Möglichkeit, dass sie sich bewegen. Aber eigentlich wollen sie ja Fußball spielen“, fügt er an. Der Abbruch sei für die Muldenstädter natürlich ärgerlich gewesen, da die Entwicklungskurve der jungen Truppe nach oben zeigte. „Wir hatten einen guten Lauf“, sagt Thomas Henschel, der mit seinem Team mittendrin in den Planungen für die nächste Saison steckt.
Harthaer seit einer Woche aktiv
Nach Quotientenregel beendet der BC Hartha die Saison auf dem zweiten Tabellenplatz. Und wenn die Möglichkeit auf den Aufstieg besteht, würde Trainer Peter Eigenwillig diese wahrnehmen wollen. Zunächst allerdings hat die Mannschaft am Dienstag mit leichtem Training unter Corona-Bedingungen begonnen. „Eben mit Abstand. Aber es ist nicht das, was man sich vorstellt, zumal selbst ein Abschlussspiel nicht möglich ist“, sagt Eigenwillig.
Beim ESV Lok ist die Luft raus
Jeweils freitags absolvieren die Spieler des ESV Lok Döbeln in Dreier- und Vierergruppen etwas Training. „Die Luft ist raus. Jetzt gilt es erst einmal, die Jungs bei Laune zu halten“, sagt ESV-Trainer Frank Domaniecki und weiter: „Richtig Spaß macht das aber nicht.“
Gleisberger scharren mit den Hufen
Die Fußballer des SV 29 Gleisberg scharren mit den Hufen und hoffen, dass es bald wieder richtig losgeht. Seit es möglich ist, nutzen die Schützlinge von Frank Baumert zumindest die Chance, zu trainieren. Und das zweimal in der Woche, weil die Mannschaft noch im Kreispokal vertreten ist und der nicht final abgesagt wurde. „Was wird, das wird. Ansonsten Haken dran und auf ein Neues“, sagt Baumert.
Ruhe im Zschaitzer Waldstadion
Ruhe herrscht noch bei der SG Zschaitz/Ostrau II, die gemeinsam mit den Ostrauern trainiert und somit, laut Trainer Tom Hermann, ebenfalls in den nächsten Tagen mit dem Training beginnt.
Aufbau-Team beginnt spaßbetont
Profitiert vom Saisonabbruch hat zweifellos der SV Aufbau Waldheim, der durch die Tatsache, dass es keine Absteiger gibt, in der Kreisliga A verbleibt. Einmal in der Woche würde die Mannschaft eher spaßbetont trainieren. „Wir wollen einfach überhaupt etwas tun, um uns zu bewegen“, sagt Trainer Benjamin Bamburski. „Denn wie es überhaupt weitergeht, weiß ja noch niemand.“
Gute Beteiligung in Niederstriegis
Beim Tabellenersten der Kreisliga B, dem SV Grün/Weiß Niederstriegis, ist klar, dass die kommende Saison in der Kreisliga A angegangen wird. Zudem stehen die Schützlinge von Trainer Thomas Koch noch im Pokal und haben entsprechend den Vorgaben bereits vor zwei Wochen mit dem Training begonnen. „Die Beteiligung ist ganz gut“, sagt Teammanager und Torhüter René Giese. So üben die Grün/Weißen Passformen und Torschüsse, da Spielformen noch verboten sind.
„Uns geht es darum, nicht ganz kalt hineinzugehen, wenn der Pokal doch noch gespielt werden sollte“, sagt René Giese und fügt das an, was in Anbetracht der aktuellen Situation wohl für alle Fußballer der Region gilt: „Uns hat es schon gefehlt, gegen den Ball zu treten.“
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