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Steigt Bischofswerda aus der Regionalliga freiwillig ab?

Die vierte Liga wird abgebrochen, da sind sich alle Klubs einig. Heftigen Streit gibt es dennoch: an der Tabellenspitze. Ganz andere Sorgen hat Bischofswerda.

Von Jürgen Schwarz
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Winkt Bischofswerdas Trainer Erik Schmidt schon zum Abschied aus der Regionalliga? Absteiger soll es zwar nicht geben, doch der Verein hat andere Sorgen.
Winkt Bischofswerdas Trainer Erik Schmidt schon zum Abschied aus der Regionalliga? Absteiger soll es zwar nicht geben, doch der Verein hat andere Sorgen. © Rocci Klein

Berlin/Bischofswerda. Die Saison in der Fußball-Regionalliga endet planmäßig am 30. Juni, daran hat sich formal nichts geändert. Und doch ist diesmal alles anders – denn bis dahin wird die Meisterschaft aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr fortgesetzt.

Das ist das Ergebnis einer weiteren Videokonferenz zwischen dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) und seinen Vereinen in dieser Woche. Demnach wird der Teilnehmer an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga über die Quotienten-Regelung ermittelt, sportliche Absteiger soll es keine geben. Eigentlich eine gute Nachricht für den Tabellenletzten Bischofswerdaer FV, der damit im August in sein drittes Viertliga-Jahr hintereinander starten würde.

In der Regionalliga Nordost könnten dann insgesamt bis zu 22 Mannschaften spielen. Sollte die neue Saison wie angedacht tatsächlich im August beginnen, wären zunächst aber maximal 999 Zuschauer pro Spiel zugelassen. Soweit der Plan.Offiziell bekanntgeben kann und will der NOFV alle diese Entscheidungen indes erst Anfang Juni – nach einer Präsidiumssitzung. Doch Streit gibt es schon jetzt. Vor allem die Frage, wer die Relegationsspiele um den Drittliga-Aufstieg bestreitet, sorgt für Diskussionen.

"Wir sind nicht bei der Mathematik-Olympiade"

Spitzenreiter ist derzeit die VSG Altglienicke, gefolgt vom punktgleichen 1. FC Lok Leipzig. Zwei Zähler zurück liegt Ex-Bundesligist Energie Cottbus. Kommt die Quotienten-Regelung zur Anwendung, würden die Leipziger an die erste Tabellenposition vorrücken, da sie eine Partie weniger als Altglienicke und Cottbus bestritten haben. „Wir sind doch nicht bei der Mathematik-Olympiade“, meint Torsten Mattuschka, Altglienickes Co-Trainer und früherer Profi in Cottbus und bei Union Berlin. Auch rechtliche Schritte haben die Klubs bereits angekündigt. Die Lizenz für die 3. Liga hat bislang jedoch nur Cottbus erhalten, Leipzig und Altglienicke müssen Auflagen erfüllen.

Am Ende der Tabelle ist die Lage übersichtlicher. Doch Rot-Weiß Erfurt, das sich wegen Insolvenz aus dem Spielbetrieb zurückgezogen hat, und der Tabellenletzte Bischofswerda sorgen auch für Gesprächsstoff. Die Erfurter haben beim Verband angefragt, ob sie in der neuen Saison wieder in der Regionalliga antreten dürfen. Der NOFV bestätigt das, ein offizieller Antrag soll bisher aber nicht vorliegen.

In Bischofswerda wird dagegen weiterhin zweigleisig geplant, zumal das heimische Stadion mit dem klangvollen Namen „Volksbank Sportpark an der Wesenitz“ als Spielstätte wohl nicht mehr infrage kommt. Seit zwei Jahren spielt der BFV mit einer Sondergenehmigung des Verbandes, weil sowohl Tribünendach als auch die geforderte Flutlicht-Anlage fehlen. Beide Investitionen werden in diesem Sommer kaum zu realisieren sein, die Sonder-Genehmigung läuft aber am 30. Juni aus. „Für das Dach ist die Stadt zuständig, am Licht war der Verein dran“, sagt Präsident Jürgen Neumann. 

Lösung für Bischofswerda wäre Umzug nach Bautzen

Die Corona-Krise sorgt nun aber auch beim Bischofswerdaer FV für finanzielle Engpässe. „Die eingehenden Kündigungen von Sponsoren-Verträge, auch wenn sie nur vorsorglich erfolgen, lassen nichts Gutes erahnen. Zudem hatten wir keine Möglichkeit der Kurzarbeit, unsere Spieler bekamen weiter ihr Geld“, meint Neumann, der als Rechtsanwalt tätig ist. 

Zwar würden die meisten Verträge zum 30. Juni auslaufen, doch neben dem Geld mangelt es derzeit eben auch an Planungssicherheit. Erst wenn es vom Verband aus Berlin definitive Festlegungen gebe, werde man neue Verträge abschließen. „Daher wissen wir im Moment auch nicht, wie der Kader aussehen wird und ob wir mit dem dann zur Verfügung stehenden Spielerpotenzial überhaupt noch Regionalliga spielen können, ohne sportlich schon vor dem ersten Anpfiff auf verlorenem Posten zu stehen“, verdeutlicht Neumann.

Und dann ist ja noch das Problem mit der Spielstätte. Ein Umzug ins rund 20 Kilometer entfernte Bautzen mit dem regionalliga-tauglichen Stadion Müllerwiese wäre denkbar, wird aber innerhalb des Vereins und im Umfeld nicht vermittelbar sein. Zu groß ist immer noch die Rivalität. Konsequenz: Bischofswerda spielt freiwillig eine Klasse tiefer in die NOFV-Oberliga Süd. 

Damit wäre der letzte ostsächsische Verein aus der Regionalliga verschwunden, nachdem vor einem Jahr neben BFV auch noch Budissa Bautzen (jetzt Landesliga) und der FC Oberlausitz Neugersdorf (Oberliga) viertklassig unterwegs waren.