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Dynamos Husbauer: "So kann die Liga nicht starten"

Der Tscheche ist wie das komplette Team in Quarantäne. Das macht ihn stutzig, weil etwas anderes vereinbart war, sagt er. Seine Kritik ist deutlich.

Von Sven Geisler
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Josef Husbauer sollte Dynamo im Kampf um den Klassenerhalt verstärken. Doch jetzt macht sich der Tscheche Gedanken, ob die Saison tatsächlich mit Geisterspielen zu Ende gebracht werden kann.
Josef Husbauer sollte Dynamo im Kampf um den Klassenerhalt verstärken. Doch jetzt macht sich der Tscheche Gedanken, ob die Saison tatsächlich mit Geisterspielen zu Ende gebracht werden kann. ©  dpa/Robert Michael

Dresden. Wenn am Wochenende die Saison in den Fußball-Bundesligen fortgesetzt wird, sind auch Profis aus Tschechien wieder am Ball. "Natürlich bin ich sehr froh darüber", sagt Marek Suchy vom FC Augsburg - und er meint: "Nicht nur ich, sondern alle Spieler und Vereine sind glücklich, dass die Regierung in Berlin grünes Licht gegeben hat." In einem auf der Internetseite von Radio Prague international veröffentlichtem Beitrag geht es allerdings nicht nur um die Glücklichen, der Autor hat auch jene gefragt, die vom Pech verfolgt sind und beim Re-Start nach der Corona-Zwangspause zusehen müssen.

Für Dynamos Ondrej Petrak und Josef Husbauer geht nämlich erst einmal gar nichts los. Die beiden sind im Januar nach Dresden gekommen, sollten den Tabellenletzten im Kampf um den Klassenerhalt in der zweiten Liga verstärken. Doch nun sitzen sie wie ihre Mitspieler sowie Trainer und Betreuer seit vorigem Samstag für 14 Tage in häuslicher Quarantäne. Und das bleibt auch so, obwohl es bei einer vierten Testreihe keinen weiteren positiven Fall gegeben hat. Bis zum 23. Mai können sie nur in den eigenen vier Wänden trainieren, per Video sollen die Übungseinheiten koordiniert werden.

Nachdem bei der zweiten Überprüfung gleich zwei Profis positiv auf Covid-19 getestet worden waren, hatte das Gesundheitsamt Dresden entschieden, das komplette Team zu isolieren. Genauso wie ihre Teamkollegen stünden beide unter einem leichten Schock, sagte Petrak dem Sender. Husbauer äußert sogar offen sein Unverständnis. "Ich habe bereits vier Tests hinter mir. Alle waren negativ, und ich verspüre auch keine Symptome einer möglichen Erkrankung mit dem Virus", wird der 30 Jahre alte Profi zitiert, den Dynamo im Januar für ein halbes Jahr von Slavia Prag ausgeliehen hat.

Husbauer: Das macht mich stutzig

So wird Dynamo-Profi Josef Husbauer auf der Internetseite von Radio Prague international zitiert.
So wird Dynamo-Profi Josef Husbauer auf der Internetseite von Radio Prague international zitiert. ©  Screenshot

"Vielleicht habe ich mir es dennoch eingefangen, doch das beschäftigt mich nicht", sagte Husbauer demnach weiter.  Seine Kritik: "Mich macht es vielmehr stutzig, dass die Dinge nicht eingehalten werden, die zuvor vereinbart wurden. Es hieß, dass nur diejenigen in Quarantäne müssten, die sich infiziert haben, doch auf einmal werden wir alle isoliert." Seine Schlussfolgerung: „Wenn es nun so läuft, dann kann die Liga nicht neu starten beziehungsweise die Saison wird so nicht zu Ende gespielt.“

Tatsächlich war zuvor nach positiven Tests - auch einem bei Dynamo vom 2. Mai - nur der betroffene Spieler in häusliche Quarantäne geschickt worden. Allerdings wurde da noch in Kleingruppen zu je drei Profis und mit Abstand trainiert. Mit der Freigabe durch die Politik, die Saison fortsetzen zu dürfen, wurde auch in Dresden wieder das Mannschaftstraining aufgenommen, es hätten bereits "zwei Übungseinheiten unter Vollkontakt" stattgefunden, teilte der Verein mit.

Weil die Ursache der Ansteckung unklar ist und damit die Gefahr besteht, dass weitere bisher unentdeckte Fälle vorhanden sind, ordnete das Gesundheitsamt die Maßnahme für alle 42 getesteten Personen an. "Dieses Szenario war für mich nur eine Frage der Zeit, weil die Ansteckungsgefahr viel zu hoch ist", sagte ", sagte Dynamo-Profi Sascha Horvath  der österreichischen Zeitung Krone. Auch seine Tests fielen bislang alle negativ aus. Überzeugt ist er dennoch nicht: "Du kannst dir das Virus schon ohne Probleme beim Einkaufen einfangen und hast dann im Mannschaftstraining den ständigen Körperkontakt."

Bereits in Tschechien 14 Tage in Quarantäne

Husbauer und Petrak waren bereits nach dem Stopp der Saison wegen der Corona-Pandemie in Tschechien für 14 Tage in häuslicher Quarantäne und blieben auch nach dem Start für das Training in kleinen Gruppen am 8. April in der Heimat. Dort trainierte das Duo gemeinsam auf einem Dorfplatz in der Nähe der Hauptstadt mit einem Personaltrainer. Am 28. April komplettierten sie dann wieder das Dynamo-Team mit dem Ziel, sich auf die anstehenden Geisterspiele vorzubereiten.

Der bislang letzte gemeinsame Glücksmoment im Rudolf-Harbig-Stadion: Dynamos Torschütze Patrick Schmidt (l.) jubelt beim 2:1-Sieg gegen Erzgebirge Aue mit den Tschechen Ondrej Petrak (M.) und Josef Husbauer. Jetzt ist das gesamte Team in häuslicher Quaran
Der bislang letzte gemeinsame Glücksmoment im Rudolf-Harbig-Stadion: Dynamos Torschütze Patrick Schmidt (l.) jubelt beim 2:1-Sieg gegen Erzgebirge Aue mit den Tschechen Ondrej Petrak (M.) und Josef Husbauer. Jetzt ist das gesamte Team in häuslicher Quaran ©  dpa/Robert Michael

Eigentlich wären sie am Montag für eine Woche für ein Quarantäne-Trainingslager in ein Dresdner Vier-Sterne-Hotel gezogen und hätten unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Sportpark Ostra trainiert. Daraus wurde jedoch nichts mehr. Husbauer sieht deshalb wie einige Experten, darunter der frühere Meistertrainer Eduard Geyer, die Chancengleichheit gefährdet.

Derzeit sind aber nur zwei Dynamo-Spiele ausgesetzt: In Hannover an diesem Sonntag und zu Hause gegen Greuther Fürth am darauffolgenden Wochenende spielen die Dresdner definitiv nicht, für die Partie bei Spitzenreiter Arminia Bielefeld am 25. oder 26. Mai müssten sie de facto einen Kaltstart hinlegen. Nachholtermine für die verschobenen Spiele wurden von der Deutschen Fußball-Liga bisher nicht terminiert. DFL-Chef Christian Seifert hatte aber erklärt, das sei kein Grund, das Ziel infrage zu stellen, diese Saison ab diesem Wochenende mit Geisterspielen fortzusetzen. Für diesen Donnerstag ist eine weitere Videokonferenz der 36 Erst- und Zweitligisten angesetzt.

Dynamos Geschäftsführer Michael Born und Ralf Minge werden nun am Mittwoch ab 15.30 Uhr in einer virtuellen Pressekonferenz erstmals seit Bekanntwerden der Quarantäne öffentlich Stellung beziehen. Sächsische.de berichtet aktuell.

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