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Fußweg nach Zatzschke fehlt

Die Bewohner von Zatzschke thronen über der Stadt Pirna. Sie haben einen weiten Blick auf den Kamm des Osterzgebirges. „Wir sind der ,Weiße Hirsch’ von Pirna“, bestätigt Jürgen Schumann, der seit 1941 in dem Ortsteil lebt.

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Von Mareike Huisinga

Die Bewohner von Zatzschke thronen über der Stadt Pirna. Sie haben einen weiten Blick auf den Kamm des Osterzgebirges. „Wir sind der ,Weiße Hirsch’ von Pirna“, bestätigt Jürgen Schumann, der seit 1941 in dem Ortsteil lebt. „Bei uns auf der Wiese kann man bei gutem Wetter sogar bis nach Dresden gucken“, erzählt der 72-Jährige.

In der Tat, die Lage von Zatzschke ist optimal. Die Bewohner leben am Eingang zur Sächsischen Schweiz und sind dennoch schnell in Pirna. Ein weiteres Plus: „Jeder, der zur Bastei will, muss an uns vorbei, sodass wir von den Tagestouristen profitieren“, sagt Gerd Rothländer, der die Gaststätte „Weiße Taube“ in Zatzschke besitzt und auch Zimmer vermietet.

Schweinestall stillgelegt

Mit Blick auf die vergangenen zwanzig Jahren, stellt Rothländer begeistert fest, dass sich viel in Zatzschke entwickelt hat. „Gleich nach der Wende wurde die Schweinemastanlage schräg gegenüber der Gaststätte stillgelegt. Es roch entsetzlich“, so Rothländer. Diese Schreckens-Erinnerung kann Jürgen Schumann noch toppen. „Wenn unsere Wäsche draußen hing und der Wind ungünstig stand, mussten wir sie gleich nochmal waschen, so schlimm war der Gestank.“ Er weiß noch mehr über das Gelände, das in der Nazi-Zeit eine Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbürg war.

Zurück zur positiven Entwicklung in Zatzschke. Abwasser wurde 2002 gelegt und im Anschluss daran die Dorfstraße grundhaft saniert. Aufgrund der attraktiven Lage entstanden nach der Wende rund 20 neue Eigenheime. Eine Mauern zwischen den „Alten“ und den „Neuen“ gibt es nicht, sagt Hans Mühle. „Die Gemeinschaft hat schon früher gestimmt und die Neuen haben sich integriert“, sagt Mühle. Zwar gebe es keine Dorffeste, aber Zeit für einen Schwatz über den Gartenzaun mit den Nachbarn sei immer.

Also eitel Sonnenschein in Zatzschke? Das nun auch wieder nicht. Gerd Rothländer ärgert sich darüber, dass es zwischen ein und vier Uhr nachts stockfinster in dem Ort ist, weil die Straßenbeleuchtung abgeschaltet wird. Jürgen Schumann ärgert sich, dass der einzige Briefkasten an der Gaststätte Ende der 1990er-Jahre mir nichts dir nichts abgeschraubt wurde. Und gemeinsam ärgern sie sich über das, was als „Fußweg“ vom Kaufland in Copitz bis nach Zatzschke an der Hauptstraße bezeichnet wird. „Schmaler Schotterweg trifft es eher“, so Schumann. Auch Rothländer kann in diesem Zusammenhang eine Geschichte zum Besten gebe: „Unsere Köchin musste schon mal in den Graben springen, um einem Laster zu entkommen.“ Einigkeit herrscht an dem Tisch: Die Zatzschker brauchen einen ordentlichen Fußweg auf diesem Abschnitt an der viel befahrenen Straße. „Es handelt sich dabei nur um rund 500 Meer, das kann nicht Unsummen kosten“, mutmaßt Rothländer. Und Hans Mühle macht den Vorschlag: „Wir sollten das Problem bei der Stadtverwaltung ansprechen, vielleicht weiß man gar nichts davon.“