Von Jürgen Birkhahn
Hans Klauser schwingt in der Neugasse den Besen. „Ich verdiene mir ein paar Euro dazu“, sagt er. Vor allem Scherben von Flaschen muss er für die Hausbesitzer zusammenkehren. In der Altstadt haben die Anlieger schon die Straße gesäubert. Die Müllkübel an den Ständen sind geleert.
Tschechische Blasmusik dröhnt aus dem Festzelt am Kleinmarkt. Skoda-Richter hat damit einen Volltreffer für das Vormittagsprogramm gelandet. „Tolle Stimmung“, sagen Gisela und Franz Drabant. Sie sind große Fans der tschechischen Blasmusik. Deshalb haben sie sich beizeiten einen Platz im Festzelt gesucht.
Den Drang zum Frühschoppen haben am Sonnabendvormittag aber nur wenige Festbesucher. Sowohl im Festzelt als auch im Weindorf auf dem Schulplatz und in der Lorenzgasse sind viele Tische und Bänke frei. „Wir wollen uns jetzt noch nicht niederlassen“, sagen Kathrin und Hannes. Sie ziehen erst einmal durch die Stadt, wollen noch ein bisschen in den Geschäften bummeln. Richtig gefeiert wird erst am Abend. Weintrinken sei allerdings auch eine Frage des Preises. „Ein kleines Glas Wein für zwei Euro ist ganz schön teuer“, findet Hannes.
Wenig los bei freiem Eintritt
„Dafür, dass der Eintritt frei ist, ist hier verdammt wenig los“, sagt Martina Seise. Seit 16 Jahren baut sie schon ihren Grillstand auf dem Markt auf. „Ich komme gern hierher“, sagt sie. So wenig wie in diesem Jahr sei noch nie los gewesen. Selbst am Vorabend hielt sich der Andrang in Grenzen. Trotz Mittagszeit gibt es auch an anderen Ständen keine Wartezeit. Annett Buder, die auf dem Kleinmarkt die Roster wendet, ist optimistisch. „Irgendwann hat jeder Hunger“, sagt sie. Die Angebote sind allerdings vielfältig, und die Preise sehr unterschiedlich. An der Bühne auf dem Marktplatz zieht Nebel auf. Während einige Gäste noch skeptisch gucken, ertönt bereits Musik. Vier Damen beginnen auf der Bühne zu tanzen und präsentieren die Mode, die derzeit angesagt ist. „Lass uns ein bisschen bleiben“, sagt Friedhelm Jost zu seiner Frau. Doch die zieht ihn weiter. Andere Frauen und Männer haben sich die Modenschau des Pelzhauses Hempel und des Modeexpresses nicht entgehen lassen und ein paar Anregungen bekommen. „Manche Sachen sind tatsächlich alltagstauglich“, sagt Christin Voss, die vor der Bühne steht.
Auf dem Markt und im Festzelt lichten sich die Reihen. Doch an ein Ende ist nicht zu denken. Wenn der Weinausschank dicht macht, ist das lange kein Grund zum Nach-Hause-Gehen. Viele haben vorgesorgt und noch ein paar Flaschen gekauft. Torsten und Christoph haben ohnehin ihre eigenen Getränke im Rucksack. „Da können wir Party machen ohne Ende“, so die Jungs aus Weinböhla.
Stürze und Schlägerei
Thomas Krey hat sich auf dem Beifahrersitz des Rettungswagens nach hinten gelehnt. Endlich eine Ruhepause. Der Einsatzleiter des Arbeiter-Samariter-Bundes hat ebenso wie seine Mitstreiter zum Weinfest einiges zu tun. Vormittags ist es noch ruhig, da sind es meist kleinere Verletzungen, die versorgt werden müssen. Abends geht es öfter mit den Patienten zum Krankenhaus.
Schon am ersten Festtag mussten sechs Leute ins Krankenhaus gebracht werden. „Entweder waren sie gestürzt oder haben sich bei einer Schlägerei verletzt“, sagt Einsatzleiter Thomas Krey. Insgesamt acht Sanitäter und Rettungsassistenten sowie drei Fahrzeuge sind bis zum Open End an drei Punkten in Meißen einsatzbereit.