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Galerie der Trabanten

Im Jahr 1990 bekam Hans-Joachim Stephan erstmals „so’n Teil in die Hände und wusste: Den muss ich haben.“ Das Teil war ein Trabant, von denen der Westen Deutschlands in jenen Wendetagen überschwemmt wurde.

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Von Thomas Feig

Im Jahr 1990 bekam Hans-Joachim Stephan erstmals „so’n Teil in die Hände und wusste: Den muss ich haben.“ Das Teil war ein Trabant, von denen der Westen Deutschlands in jenen Wendetagen überschwemmt wurde. Den Dampflokfan packte die Leidenschaft für den Plaste-VW.

Diese Leidenschaft macht Stephan jetzt zum Museumschef und beschert Dresden einen neuen Anziehungspunkt für Technik- und DDR-Fans. Am Freitag eröffnet der gebürtige Westfale in der Neustädter Markthalle seine Galerie Mobil, in der sich fast alles um das DDR-Kultfahrzeug dreht: den Trabant.

Reminiszenzen an Stumph und Dresdner Anhänger

1999 kaufte sich Stephan einen Bahnhof bei Moritzburg, zwei Jahre später siedelte er aus Dortmund endgültig nach Sachsen über. Für ihn eine „logische Folge der Beschäftigung mit dem DDR-Fahrzeugbau“. Fünf Trabis nannte er inzwischen sein Eigen. Nur mit Jobs sah es im Osten für den ehemaligen Bauamtsleiter nicht rosig aus. Sein Fazit: „Das Einzige, was hier läuft, ist der Tourismus.“

Und so machte er sich mit Peter Hipke im Herbst vergangenen Jahres auf die Suche nach einem Standort für ihr Ostmobil-Museum. Hipke ist waschechter Sachse, „Kübel“-Fan (Cabrio-Variante des Trabants) und hat jederzeit tausend Trabi-Geschichten auf Lager.

Fündig wurden die beiden Enthusiasten mit einem ausgedienten Konsum-Gebäude in Moritzburg. „Nee, wir brauchen euch hier“, lautete darauf die Antwort der Konsum-Geschäftsführung. Hier war die Neustädter Markthalle, die mit Leerstand und mangelnder Kundschaft zu kämpfen hat. Einen besseren Standort konnten sich Stephan und Hipke gar nicht wünschen, und auch mit dem sehr „interessierten Partner Konsum klappte die Zusammenarbeit ganz großartig“.

Das finanzielle Risiko trägt Stephan allein, er investierte „eine sechsstellige“ Summe. „40 Jahre geteilte Geschichte können nicht nur zwischen ein paar Buchdeckeln stattfinden“, findet der Wossi.

Kleine Geschichten und großformatige Fotos

Und deshalb soll sein Museum ein lebendiges sein. Die etwa 40 Fahrzeuge sind in kleine Geschichten und großformatige Fotos aus dem DDR-Alltag eingebettet. Unter den automobilen Schätzen sind Unikate wie ein nachgebauter P60-Pick-Up, ein Elektro-Trabant oder ein F9-Cabriolet. Das Museum erweist Wolfgang Stumph und „Go Trabi Go“ seine Reminiszenz und widmet sich der Grenze, „die einfach zur Zeitgeschichte gehört“. Auch Anhänger der Dresdner Firma John und seltene Zweiräder fehlen nicht in der Sammlung.

Darüber hinaus plant Stephan Oldtimertreffen und einen Restaurationsstammtisch. Viele der Exponate stammen von privaten Sammlern und Autoclubs, denen der Museumschef einen Treffpunkt zum Fachsimpeln und Tauschen bieten möchte. Und er wünscht sich, dass sein Museum „eine dauerhafte Einrichtung wird, die jüngeren Generationen die Geschichte der Ostmobile anschaulich erzählt“.