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Gans vom Hof liegt im Trend

Der Festtagsbraten zu Weihnachten muss nicht aus der Tiefkühltruhe sein. Heimische Halter verkaufen frisch vom Hof.

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Von Angelika Hoyer

Die Weihnachtsgans aus der Gefriertruhe? Das kommt für Ilona Habel nicht in Frage. Die Bernstädterin holt sich kurz vor dem Fest schon seit Jahren den Festtagsbraten vom Bauernhof. Sie ist dort schon Stammkunde. „Und beim Abholen wird immer gleich die Gans für das nächste Jahr bestellt“, sagt sie.

„So halten es auch die meisten unserer Kunden“, sagt Grit Scholze. 20 Gänse füttert die Hainewalder Nebenerwerbsbäuerin bis zum Dezember. Die meisten sind von Leuten aus dem Ort vorbestellt. Einige Tiere hat sie aber immer noch für neue Kunden „in Reserve“. Solche zum Beispiel, die ihre Weihnachtsgans bisher bei Familie Wächter in Großschönau geholt hatten. Die hatten im Frühjahr altershalber die Tierhaltung ganz aufgegeben.

Solche „neuen Kunden“ wiederum brauchen detektivisches Gespür oder einen Tipp von Verwandten oder Bekannten, um den Festtagsbraten frisch vom Bauernhof zu kommen. Auf der Liste der sächsischen Direktvermarkter fehlen die Geflügelhalter des Landkreises völlig. Die meisten Hobbyhalter machen ohnehin kein Geschäft mit den Gänsen, sondern lassen sie eher aus bäuerlicher Tradition über die Wiesen laufen. „Für die wenigen Tiere über den Eigenbedarf habe ich feste Abnehmer“, sagt ein Großhennersdorfer. „Da muss ich nichts publik machen.“

Zum Großteil an Stammkunden liefert auch Wilfried Starke. Über sinkende Nachfrage kann er nicht klagen. Jedes Jahr fänden auch einige neue Kunden den Weg zu ihm. Die Bestellung ist denkbar einfach, ein Anruf reicht aus. Über 100Gänse holt der Schlegeler jedes Jahr als Gössel vom Züchter. Kurz vor Weihnachten werden sie früh zum Schlachthaus eines Verwandten gefahren und anderntags gewogen und ab Hof verkauft.

Lediglich die Preisgestaltung bereitet dem erfahrenen Mann dieses Jahr einiges Kopfzerbrechen. „Mit acht Euro für das Kilo käme man nach den Preisanstiegen bei Futter und anderen Dingen einfach nicht mehr hin, meint er.

Seit zehn Jahren verdient Frank Zeylik aus Kemnitz mit Eiern aus Bodenhaltung und dem Verkauf von Geflügel seinen Lebensunterhalt. „Natürlich kann man intensiv gemästete Tiere billiger bekommen, als solche, die jeden Tag auf die Weide gekommen sind“, sagt er. Das sei eben eine Geschmacksfrage. „Ich habe meine erste und einzige Gans aus der Supermarktgefriertruhe als Student gegessen“, erinnert er sich. Seine Kunden kommen aus der ganzen Region. Und noch kann er, wenn das Handy klingelt, sagen, „ja, wir nehmen noch Bestellungen an“.

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