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Ganz Kiesdorf feiert Ersterwähnung

Für das große Jubiläum gibt es ein Fest im Ort. Von morgen bis Sonntag erwarten die Kiesdorfer viele Gäste und alte Bekannte.

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Von Anja Beutler

Endlich mal ein eigenes Tor für Kiesdorf. Peter Marx vom Festkomitee schmunzelt und sieht vom Festzelt zu dem extra aufgebauten Torbogen hinüber, der an eine mittelalterliche Stadtbefestigung erinnert. Zumindest vorübergehend hat Kiesdorf sowas. Denn der Ortsteil von Schönau-Berzdorf will sich ab morgen für das ganze lange Wochenende etwas leisten, was es zuvor wohl so groß noch nie gab: eine große Feier zu 750 Jahren Ersterwähnung des Ortes. „Über eine 725- oder 700-Jahr-Feier ist uns nichts bekannt“, sagt Siegfried Pfalz und blickt fragend zu seinen Mitstreitern hinüber. Marx schüttelt den Kopf. „Kann ja auch gar nicht sein“, sagt Pfalz dann. Immerhin ist die Urkunde, die die maßgebliche Jahreszahl benennt, erst vor ein paar Jahren entdeckt worden. Zuvor waren die Kiesdorfer immer vom Jahr 1285 als magischem Datum ausgegangen. „Damals war das Land an das Kloster Marienstern bei Panschwitz-Kuckau übergegangen“, erklärt er. Nun zählt das Jahr 1264.

Für den Dorfzusammenhalt hat das anstehende Fest schon jetzt eine Menge gebracht: Seit 2009 per Gemeinderatsbeschluss feststeht, dass sowohl Kiesdorf als auch Schönau-Berzdorf 2014 feiern wollen, sind die Kiesdorfer unermüdlich mit Planen beschäftigt. Fünf Arbeitsgruppen haben sich im Laufe der Zeit unter dem Dach des Festkomitees gebildet, die sich vom Festumzug bis zur Verköstigung um alles kümmern. Und selbst, wer nicht die Zeit hat, beim Planen immer dabei zu sein, packt mit an: „Wir hatten zum Zeltaufbau auf dem Festplatz mit rund 14 Helfern gerechnet, gekommen sind rund 35“, freut sich Siegfried Pfalz. Nicht nur aus dem Ort kommt Unterstützung: Aus den umliegenden Ortschaften helfen Firmen mit ihrer Technik. Dittersbach hat zudem mit Know-how ausgeholfen, schließlich hatte der Ort 2011 sein großes Jubiläum. Und auch der Ostritzer Vereinsstammtisch ist in Kiesdorf dabei: „Mit neun Mitgliedern, soweit ich weiß“, sagt Siegfried Pfalz mit Respekt. Vor allem, dass die Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange, ihr Mann und ihre Schwägerin am Sonntag zur Unterstützung kommen – und laut Plan wohl Kaffee an die Gäste ausschenken werden – hat bei den Kiesdorfern Eindruck gemacht. Dass man sich da zum baldigen Ostritz-Jubiläum revanchieren werde, sei logisch.

Etwas ganz anderes, eher Privates, ist für viele Kiesdorfer aber wohl das Wichtigste: der Besuch vieler ehemaliger Kiesdorfer, die extra für die Tage in die alte Heimat kommen. „Wir hatten vor einiger Zeit eine Aktion mit Kiesdorf-Postkarten gemacht, und die ehemaligen Einwohner eingeladen“, sagt Siegfried Pfalz. Tatsächlich werden viele kommen. Zum Teil von weit her: Aus allen möglichen Teilen Deutschlands, von der holländischen Grenze, aus der Schweiz sind die ersten Gäste schon da oder werden eben in diesen Tagen erwartet. Auf dieses Wiedersehen mit Kindern, Geschwistern, alten Bekannten sind viele im Dorf schon sehr gespannt.

Nun hoffen die Organisatoren freilich auf gutes Wetter: „Wir wollen ja keine Nassen machen“, sagt Siegfried Pfalz und zieht die Augenbrauen hoch. Immerhin hat der Ort mit all seinen Sponsoren und auch der Gemeinde Schönau-Berzdorf ziemlich tief in die Tasche gegriffen: 46 000 Euro investieren die Kiesdorfer in ihr Fest. „Da hoffen wir freilich, dass sich das auch ein bisschen durch die Einnahmen deckt“, sagt Pfalz. Dennoch wolle man bei moderaten Preisen bleiben, betont er. Denn es solle schließlich ein Familienfest werden.

Das Programm jedenfalls ist für alle da: Von Party-Beats über Jolly-Jumper- und Angelika-Martin-Konzert bis zum kurzfristig eingesprungenen Schausteller, der mit Auto-Scooter und Kinderkarussell am Kulturzentrum, gegenüber vom Festplatz, auf Gäste warten wird. Ein wichtiger Höhepunkt wird der große, historische Umzug sein. „Wir zeigen 32 Bilder“, erklärt Marcus Steudtner, der sich mit der Ortsgeschichte befasst und eine kleine Übersichts-Chronik zur Kiesdorfer Geschichte zum Fest erstellt hat. Sie wird rechtzeitig geliefert. Die Darsteller des Umzuges werden sich übrigens alle kostümieren, haben sich im Theater-Fundus entsprechende Ausstattung geholt. Marcus Steudtner selbst erinnert dabei an den Gasthof seines Urgroßvaters. „Gasthof zum Lamm“, hieß der, erklärt er.

www.kiesdorf.de