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Garten nach einem Jahr einfach gekündigt

AEine Hobbygärtnerin hat sich im vergangenen Jahr in ihrer Laube im Dresdner Ostragehege eingerichtet und freute sich jetzt auf den Sommer. Plötzlich kam die Kündigung.

Von Nora Domschke
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Hat viel Zeit und Geld in ihren Garten im Ostragehege investiert: Die Pächterin musste ihre Parzelle abgeben. Die Gründe kann sie nicht nachvollziehen.
Hat viel Zeit und Geld in ihren Garten im Ostragehege investiert: Die Pächterin musste ihre Parzelle abgeben. Die Gründe kann sie nicht nachvollziehen. ©  Rene Meinig

Dresden. Die Regeln waren von Beginn an klar. Als Anna den Pachtvertrag für den Garten im Ostragehege im April vergangenen Jahres unterschrieb, willigte sie auch in die Probezeit von einem Jahr ein. Dass der Kleingartenverein nun tatsächlich davon Gebrauch macht und ihr den Pachtvertrag für die Parzelle kündigt, komme für die Dresdnerin völlig überraschend.

Eine Begründung fehlt im Kündigungsschreiben, das der SZ vorliegt. "Von unserer Seite ist keine Überführung des Pachtvertrages/der Vereinsmitgliedschaft in eine unbefristete Form vorgesehen", heißt es dazu lediglich in dem Brief. Zudem wolle der Gartenverein eine Wertermittlung des Gartens veranlassen, deren Kosten von Anna zu tragen seien.

400 Euro hat Anna 2019 an ihre Vorgängerin bezahlt, als sie die Parzelle samt Laube im Kleingartenverein Ostragehege am Messering übernahm. Seitdem habe sie viel Zeit und Geld in ihr neues Gartenreich investiert. "Jetzt, wo vieles fertig ist und ich es genießen könnte, kommt die Kündigung. Ich hatte mich so sehr auf den Sommer hier gefreut." Sie verstehe das alles nicht, könne sich nicht erinnern, dass es einen gravierenden Streit oder anderen Ärger mit jemandem gab. "Die Nachbarn sind sehr nett, wir verstehen uns gut, auch sie können die Kündigung nicht nachvollziehen."

Zeit und Geld in den Garten investiert

Auf einer langen Liste hat Anna aufgeschrieben, wie sie den Garten seit vergangenem Frühjahr auf Vordermann gebracht hat. Laube, Garten und Terrasse wurden entrümpelt, ein Teil der Laube gestrichen, Dachrinnen repariert. Im Garten hat sie Unkraut beseitigt, Beete angelegt, Blumenkästen gebaut. Regenfass, Hollywoodschaukel, Korbgarnitur - alles stand für die neue Gartensaison bereit oder kam schon zum Einsatz. "Mal abgesehen von den vielen Pflanzen, die jetzt in der Erde sind." Gemüse, Obststräucher, Kletterrosen und Gladiolen zählt sie auf, die Liste ist um einiges länger.

Die junge Frau ist merklich angegriffen. "Leider kann ich die Pflanzen nun nicht mehr begleiten und sie pflegen und sehen wie sie gedeihen. Das ist das Schlimmste für mich. Und dass ich nicht mehr in den Garten gehen kann, er war wie ein zweites Zuhause." Warum sie den Garten nun verliere, bleibe ihr ein Rätsel. Eine Erklärung sei man ihr bis heute schuldig, den Schlüssel zum Garten hat sie inzwischen in den Vereinsbriefkasten gelegt.

Dabei hat Anna sich bemüht, etwas über die Hintergründe der Kündigung zu erfahren, wandte sich einen Tag nach dem Kündigungsschreiben per E-Mail auch an den Stadtverbandschef Frank Hoffmann. Er teilt ihr mit, dass Pachtverträge prinzipiell befristet geschlossen werden, damit sich alle Beteiligten kennenlernen und die Möglichkeit haben zu testen, ob ein Kleingarten das Richtige sei und wie es sich in der Gemeinschaft anfühle. "Offensichtlich sieht Ihr Vereinsvorstand die Situation anders als Sie und ist daher nicht bereit, den befristeten Vertrag unbefristet fortzusetzen", schreibt Hoffmann weiter. "Aktuell besteht eine große Nachfrage nach freien Parzellen."

Gründe erst auf SZ-Nachfrage

Auf SZ-Nachfrage wird Verbandschef Hofmann schon konkreter. "Sie hatte Grünschnitt aus dem Kleingarten entsorgt und wurde darauf angesprochen." Daraufhin habe es eine Auseinandersetzung gegeben. "Der Vorstand informierte mich, dass das Verhältnis zwischen der Pächterin und dem Vorstand seither belastet war", erklärt Hoffmann weiter. Zudem hätte sie gegen den Vorstand "gepöbelt", als sie dort anfragte, ob es möglich sei, Kaninchen im Garten zu halten und dies abgelehnt wurde.

Aus dem E-Mail-Verkehr, der der SZ ebenfalls bekannt ist, geht hervor, dass Anna mit großem Nachdruck fordert, dass sie die Kaninchen halten darf. Frank Hoffmann erklärt mehrfach sehr ausführlich die Gesetzeslage, woraufhin die Hobbygärtnerin schließlich einlenkt. In ihrer letzten Mail an Frank Hoffmann endet sie mit den Worten: "Haben Sie noch einen schönen Tag und vielleicht sehen wir uns ja im Sommer mal im Garten." Fünf Tage später wird ihre Kündigung verfasst.

Für Anna sind die Begründungen für ihre Kündigung völlig überraschend. "Das mit dem Grünschnitt ist ja schon ein Jahr her. Ja, ich habe ihn nicht richtig entsorgt, dafür habe ich mich auch entschuldigt und ihn weggeräumt." Als gravierenden Vorfall hat Anna die Situation aber nicht in Erinnerung. Ebenso wenig wie die Sache mit den Kaninchen. "Ich hätte mir einfach gewünscht, dass mir erklärt wird, warum der Pachtvertrag nicht verlängert wird. Dann hätte ich mich dazu äußern können."

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