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Gartenstadt soll Welterbestätte werden

Wird der Dresdner NordenWelterbe? Ein Bürgervereinprüft, wie das Areal rund um das Festspielhaus auf die begehrte Liste der Unesco gelangen kann.

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Von Thilo Alexe

Die Debatte um das Dresdner Weltkulturerbe wird jetzt um eine Facette reicher: Der Bürgerverein Gartenstadt Hellerau prüft, ob das Areal im Norden auf die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten gelangen kann.

Reif für das Kulturerbe

„Die Gartenstadt wäre reif für das Weltkulturerbe“, sagte Vereinsvorsitzende Carola Klotz unlängst beim Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Anlage. Nach dem Abschluss der Festlichkeiten plant der Verein ein Spitzentreffen. „Im September wollen wir Vertreter des Landesdenkmalschutzes und der Stadt an einen Tisch bringen“, kündigt Klotz an. Dann soll auch überlegt werden, welche Chancen ein Antrag bei der Unesco hat.

Franz Kafka zu Gast

Die architektonische und sozialgeschichtliche Bedeutung des Stadtteil Helleraus ist bei Experten unstrittig. Die vom Möbelfabrikanten Karl Schmidt 1909 gegründete Gartenstadt hatte den Anspruch, eine Einheit von Wohnen, Arbeit, Kultur und Bildung zu ermöglichen. Architekten wie Heinrich Tessenow und Richard Riemerschmidt bauten am Stadtrand. Werkstätten, Wohnungen für Arbeiter und Landhäuser entstanden hier. Das Festspielhaus wurde zum Zentrum der Moderne. Künstler wie etwa Franz Kafka, Oskar Kokoschka und Henry van de Velde kamen nach Dresden.

Bürgervereinsvorsitzende Klotz, eine der Organisatorinnen der Festwochen und selbst Architektin, hat bereits Kontakt zu einem renommierten Kollegen aufgenommen. Winfried Brenne erarbeitete die Anträge für sechs Berliner Siedlungen wie etwa Pritz, die im vergangenen Jahr von der Unesco als Welterbe anerkannt wurden.

„Das Verfahren ist kompliziert“, sagt er. Doch auch Brenne würdigt Gartenstadt und Festspielhaus: „Es ist eine Mischung aus allem.“ Die architektonische Moderne sei unter den Welterbestätten unterrepräsentiert – ein Aspekt, der die Erfolgsaussichten Helleraus erhöhen könnte.

Die Stadtspitze reagiert auf den Vorstoß jedoch mit Skepsis. „Die Regeln der Unesco sind sehr streng“, sagt Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos) knapp. Weiter will er sich nicht äußern. Derartige Zurückhaltung ist nachvollziehbar. Das Rathaus will nicht den Eindruck erwecken, dass es den drohenden Verlust des Welterbetitels für das Elbtal mit einem neuen Antrag bei der Unesco kompensieren will. Ein Ja für die Gartenstadt würde zum jetzigen Zeitpunkt auch die Bemühungen von Rathauschefin Helma Orosz (CDU) durchkreuzen, die bei der Unesco für eine verschlankte Waldschlößchenbrücke wirbt.

Sympathie und Skepsis

Klotz sucht dennoch nach Mitstreitern. Sie steht in Kontakt mit Festspielhaus-Leiter Dieter Jaenicke. „Das Verhältnis der Dresdner zu Hellerau scheint seit jeher durch eine komplizierte Mischung aus Sympathie, Distanz und Skepsis geprägt“, stellt er fest. „Diese Mischung möchten wir aufbrechen“, schreibt Jaenicke auf der Homepage des Kunstzentrums. Möglicherweise könnte der Welterbetitel dazu beitragen.